Verwahrloste Hunde in Bad Lauchstädt
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Im Fall der verwahrlosten Hunde aus Bad Lauchstädt konnten die ersten Tiere erfolgreich vermittelt werden. Mehr dazu im Audio. (Archivbild) Bildrechte: Julia Löser/Tierschutzverein Merseburg
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MDR SACHSEN-ANHALT Di 18.03.2025 11:00Uhr 00:33 min

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Zwei Drittel vermittelt Verwahrloste Hunde aus Bad Lauchstädt finden neues Zuhause

19. März 2025, 18:23 Uhr

In Bad Lauchstädt im Saalekreis konnten mehr als 80 der 130 verwahrlosten Hunde vermittelt werden. Die Tiere waren kurz vor Weihnachten in einer Großaktion aus schlimmen Zuständen gerettet worden. Kritik an der Versteigerung kommt von der Tierschutzorganisation Peta. Die frühere Halterin steht ab Donnerstag wegen Tierquälerei in einem anderen Fall vor Gericht.

Von den einst rund 130 verwahrlosten Hunden in Bad Lauchstädt hat der Saalekreis inzwischen für viele dieser Tiere ein neues Zuhause gefunden. Wie der Landkreis auf Nachfrage MDR SACHSEN-ANHALT am Dienstag mitteilte, wurden bisher 81 Hunde vermittelt, 26 stünden kurz davor. Darunter seien auch zehn Welpen, die während der Inobhutnahme in verschiedenen Tierheimen geboren wurden.

29 Hunde können laut Behörde derzeit noch nicht weitervermittelt werden. Sie seien gesundheitlich beeinträchtigt oder bräuchten ein intensives Training. Außerdem hätten nicht alle Tiere überlebt. So seien zwei Hunde im Tierheim verendet.

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Fast 130 Hunde kurz vor Weihnachten gerettet

Kurz vor Weihnachten hatte das Ordnungsamt 128 Hunde bei einer Großaktion gerettet. Sie lebten auf einem verwilderten Areal in Bad Lauchstädt in einem katastrophalen Zustand und gehörten einer Frau aus Salzatal.

Experten zufolge deutet vieles auf das Phänomen des "Animal Hoarding" hin. So nennt man die krankhafte Sucht, Tiere zu sammeln. Die Hunde wurden damals auf Tierheime in ganz Mitteldeutschland aufgeteilt. Dort sei intensiv mit den Tieren gearbeitet worden, hieß es vom Saalekreis. Tierpfleger hätten versucht, sie für den Neustart in ein "glückliches Hundeleben" vorzubereiten.

Um die Tiere zu vermitteln, konnten Interessenten sich die Hunde online auf den Seiten des Saalekreises anschauen und ein Gebot abgeben. Um ein Tier aufnehmen zu können, gibt es aber einige Bedingungen. Dazu zählt etwa die Bereitschaft zur Selbstauskunft. Außerdem werden die Haltungsbedingungen vor Ort stichprobenartig kontrolliert, hieß es.

Peta sekptisch wegen Versteigerung

Jana Hoger von der Tierrechtsorganisation Peta hält Auktionen wie diese für "absolut unüblich". Bei Großtieren komme das vor, bei Hunden eher nicht. Hier müsse man besonders auf die Bedürfnisse der Tiere achten. "Hunde mit solchen Erfahrungen brauchen besonders einfühlsame Menschen, die wissen, welche Bedürfnisse diese Tiere haben", sagt Tierpsychologin Hoger.

Jana Hoger mit Hund 1 min
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Zudem würden Stichproben bei potenziellen neuen Haltern nicht ausreichen. Die Veterinärämter müssten die Vermittlungen begleiten, so Hoger. Dazu gehörten Vor- und Nachkontrollen, ob es den Tieren gut gehe. Es bestehe auch die "große Gefahr", dass Menschen, die mit der ehemaligen Besitzerin befreundet sind, versuchen könnten, die Tiere zurückzubekommen. Deshalb sei es wichtig, dass die Veterinärämter darauf achten, wer die Tiere bekomme.

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Landkreis: Versteigerung ist rechtliche Vorgabe

Auf die Kritik der Peta-Expertin entgegnete der Landkreis, dass dies gesetzlich vorgeschrieben sei. Die Versteigerung diene auch dazu, die Chancen der Tiere zu erhöhen, schnell ein neues Zuhause zu finden, sagte ein Sprecher auf Anfrage.

Besorgte Stimmen über eine mögliche Rückgabe der Hunde an die frühere Besitzerin nehme der Landkreis ernst. Die Mitarbeiter seien sensibilisiert und jede Verbindung zur früheren Halterin werde geprüft. Bei Verdacht auf solche Verbindungen werde es keine Vermittlung geben.

Halterin wegen Tierquälerei vor Gericht

Am Donnerstag muss sich die Halterin der verwahrlosten Tiere wegen Tierquälerei in ihrem Vorgänger-Betrieb in Bennstedt vor Gericht verantworten. Auch hier hatte sie laut Anklage Hunde nicht ausreichend gefüttert und mit Wasser versorgt. Die Frau muss nach Angaben der Staatsanwaltschaft mit einer Geldstrafe rechnen. Auch gegen ihren Lebensgefährten wird ermittelt.

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Dieses Thema im Programm: FAKT IST! | 19. März 2025 | 20:15 Uhr

3 Kommentare

Maria A. vor 4 Tagen

Menschen, die Tiere durch Verwahrlosung in einen lebensgefährlichen Zustand bringen, oder gar töten, sollten strafrechtlich härter zur Verantwortung gezogen werden. Bisherige Verfahren zeigen aber mehrheitlich auch ein häufig öffentlich beklagtes Symptom deutscher Justiz auf: Laschheit.

fritz deutsch vor 4 Tagen

Bei einem Fund von 120 verwahrlosten Schweinen würde sich das Problem wie von selbst lösen .Auch Tierliebe ist ein zweischneidiges Schwert .

DanielSBK vor 4 Tagen

Ich kann dann hoffentlich nur erwarten, dass man hier ein Exempel an der Dame statuiert!

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