Internationaler Gedenktag Bäcker in Sachsen-Anhalt setzen Zeichen gegen Gewalt an Frauen
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25. November 2024, 19:00 Uhr
Bäcker in Sachsen-Anhalt machen am Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen auf das Thema häusliche Gewalt aufmerksam. Auf Brötchentüten ist der Kontakt zu einem Hilfe-Netzwerk aufgedruckt. Betroffene finden so unauffällig Unterstützung. Die Zahl der Fälle häuslicher Gewalt hat in Sachsen-Anhalt zugenommen – doch die Anzahl der Frauenhausplätze im Land ist weiterhin zu niedrig.
- Bäcker in Sachsen-Anhalt machen mit Brötchentüten auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam.
- In Sachsen-Anhalt sind die Fallzahlen häuslicher Gewalt gestiegen. Frauenhausplätze gibt es jedoch zu wenige.
- Die Arbeit der Frauenhäuser ist aber auch für betroffene Kinder wichtig, sagt die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Halle.
Bäckereien in Sachsen-Anhalt setzen am Montag ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen. Anlässlich des Internationalen Tags gegen Gewalt an Frauen verkaufen sie ihr Backwerk in besonderen Tüten: "Gewalt kommt nicht in die Tüte!", steht auf der Vorderseite. Darauf wird häusliche Gewalt thematisiert und zu einem gewaltfreien Miteinander aufgerufen.
25. November: Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen Den Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen gibt es seit 1960. Die UNO hat ihn 1999 zum Gedenktag gemacht.
Hilfe bei häuslicher Gewalt, ohne dass Täter davon wissen
Auf der Rückseite der Tüten sind die Kontaktdaten des Hilfe-Netzwerks für Frauen aufgelistet, das die Aktion unterstützt. Die Tüten gibt es in Bäckereien und Tankstellen, etwa in Magdeburg, Halle und im Altmarkkreis Salzwedel.
Anna Stein, Koordinatorin der Partnerschaft für Demokratie im Altmarkkreis Salzwedel, sagte MDR SACHSEN-ANHALT, Vorteil der Aktion sei, dass die Tüten unauffälliger seien als etwa die Visitenkarte einer Beratungsstelle. Betroffene könnten sich beiläufig mit dem Thema befassen. Es sei nicht offensichtlich, dass sie mit dem Thema in Berührung bekommen sind. Man könne so vermeiden, dass der Täter, vor dem man Angst hat, weiß, dass man sich Hilfe holen möchte.
Tausende Frauen in Sachsen-Anhalt von Gewalt betroffen
In Deutschland waren im vergangenen Jahr mehr als 180.000 Frauen und Mädchen Opfer häuslicher Gewalt. Das zeigen Zahlen des Bundeskriminalamtes. Die Fallzahlen seien 5,6 Prozent höher als noch 2022. In Sachsen-Anhalt hat es nach Zahlen des Landeskriminalamtes 2023 rund 8.000 Fälle häuslicher Gewalt gegen Frauen gegeben, das waren rund 11 Prozent mehr als im Vorjahr. Dieser Anstieg zeige, Gewalt gegen Frauen sei Alltag, erklärte Gleichstellungsministerin Petra Grimm-Benne (SPD).
Die alarmierenden Zahlen zu häuslicher Gewalt beweisen, dass Gewalt gegen Frauen in Deutschland Alltag ist.
Dem gegenüber stehen landesweit 19 Frauenhäuser mit insgesamt 115 Schutzplätzen. Dem Landesverwaltungsamt zufolge haben dort im vergangenen Jahr 518 Frauen und 565 Kinder Schutz gesucht. Etwas mehr als die Hälfte der Frauen seien Migrantinnen.
Sachsen-Anhalt fehlen 170 Frauenhausplätze
Laut der Istanbul-Konvention, die Deutschland unterzeichnet hat, sollten in Frauenhäusern 2,5 Plätze pro 10.000 Einwohnern zur Verfügung stehen: jeweils einer für Frauen und 1,5 für Kinder und Jugendliche. Die 115 Frauenhausplätze in Sachsen-Anhalt entsprechen rund 0,6 Plätzen pro 10.000 Einwohnerinnen und Einwohnern – viel zu wenig, kritisiert der Landesfrauenrat. Landesweit fehlen demnach rund 170 Plätze.
Landesfrauenrat: Ohne Aufklärung werden betroffen Kinder selbst zu Tätern oder Opfern
Die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Halle, Daniela Suchantke, die lange Zeit Geschäftsführerin des Landesfrauenrats war, sagte MDR SACHSEN-ANHALT, die Gewalt gegen Frauen sei schon vor der Coronapandemie gestiegen und steige beharrlich weiter. Das meldeten die Erst-Beratungsstellen. Im Saalekreis etwa seien die Frauenhausplätze fast durchgängig belegt. Im Burgenlandkreis solle es in der neuen Einrichtung in Weißenfels etwa ein Notfallzimmer geben.
Ohne entsprechende Aufklärungsarbeit für Kinder gibt es für sie im Erwachsenen-Leben oft nur den Weg in die Täter- oder Opferrolle.
Die Arbeit der Frauenhäuser sei auch für die nächste Generation wichtig, sagte Suchantke: "Ohne entsprechende Aufklärungsarbeit für Kinder gibt es für sie im Erwachsenen-Leben oft nur den Weg in die Täter- oder Opferrolle."
MDR (Norma Düsekow, Andrea Iffert, Lydia Zahn, Selina Uttecht, Maren Wilczek)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 25. November 2024 | 06:00 Uhr
randdresdner vor 12 Wochen
Sehr geehrter C.T. Das tut mir sehr, sehr leid. Wenn ich gewusst hätte, dass sich hinter dem C. ein männlicher Vorname verbirgt, hätte ich Sie natürlich anders angesprochen. So habe ich mich auf DAS "C" bezogen. Sie hätten ja natürlich auch eine Frau sein können (Claudia Trump :-) ). Das Beste ist, ich gendere bei den Menschen, die ich nicht kenne - so lange es nicht verboten ist ;-).
Das mit der Hautfarbe und mit dem Alter ist mir Schnuppe. Da sind für mich alle Menschen gleich.
Zu dem anderen - hier ist mir tatsächlich ein Schreibfehler mit der Autokorrektur auf dem Handy unterlaufen. Im zweiten Satz sollte es heißen "psychische Gewalt"
Danke für Ihren Hinweis!
Peter vor 12 Wochen
Shantuma: Ihr zweiter Satz legt die Vermutung nahe, dass Sie der Meinung sind, die Frauen seien selbst schuld an der Gewalt gegen sie.
Ich hoffe doch nicht, dass dies tatsächlich Ihr Ernst ist.
Tom0815 vor 12 Wochen
@randdresdner
Danke für Ihre "Erklärung" Und ich dachte tatsächlich das wäre gar nicht notwendig, weil sich jede/r diesen Zusammenhang zwischen "Abwertung" und möglicher Gewalt als Folge selbst herleiten kann. Hab ich mich wohl getäuscht. Also nochmal: Danke!