08.05.2019 | 17:48 Uhr"Sanssouci der Oberlausitz" erwacht in Hainewalde aus Dornröschenschlaf
Schloss und Park Hainewalde waren einst über Sachsen hinaus weit bekannt. Die Anlage galt als "Sanssouci der Oberlausitz". Sie hat zwei Weltkriege überstanden und war Filmkulisse in der Oscar-prämierten Komödie "Grand Budapest Hotel".
Das Schloss Hainewalde bei Großschönau ist den meisten als Dauerbauprojekt bekannt, das noch im Dornröschenschlaf liegt. Doch dem historischen Gebäude wird langsam wieder Leben eingehaucht. Dafür verantwortlich sind nicht nur Fördermittel von Land und der Gemeinde Großschönau, sondern vor allem die ehrenamtlichen Mitglieder des Schlossvereins. Neben dem barocken Eingang, altem Steinfußboden und verwitterten Holzfenstern, die auf das barocke Baujahr 1755 verweisen, ist das Schloss vor Vandalismus und Zerfall nicht verschont geblieben. Es bedarf dringender Sanierung.
Dass es mit den Sanierungsarbeiten nun langsam voran geht, verraten aktuell Gerüste an der Fassade des Schlosses. Der Vorsitzende des Schlossvereins, Jan Zimmermann, erklärt, was gerade an der Südfassade gebaut wird: "vor allem die Fenster, die Dachentwässerung, der historische Kratzputz und die alte barocke Haupteingangstür."
Historische Turmspitze hat Priorität
Auch am historischen Hauptportal, über dem ein steinener Medusa-Kopf prangt, wird gearbeitet. Am wichtigsten ist dem Schlossverein aber die Wiederherstellung der historischen Turmspitze. Vor rund 23 Jahren musste man sie abnehmen, weil sie so marode war. Jetzt wird sie nach altem Vorbild mit Zierblechen und Zierfenstern nachgebaut. Mit dem Aufsetzen der Turmhaube und der Sanierung des Nordportals, da ist sich Jan Zimmermann sicher, solle auch äußerlich sichtbar werden, dass es mit dem Schloss Hainwalde voran gehe. Der Vorstandsvorsitzende des Schlossvereins hofft auch, dass seine Mitstreiter im September Turmweihe feiern können: "Es ist ja ein schöner Anlass, wenn die Turmspitze nach so langer Zeit wieder erstrahlt."
Schloss-Sanierung als Zugpferd
Wenn das geschafft ist, können Besucher den Ausblick auf die Berge in Hainewalde, wie Breiteberg, Hainewalder Hutberg oder den Spitzberg genießen. Und noch einen Vorteil sieht Jan Zimmermann in der Restaurierung: Durch die Fördermittel kommt Geld in die Region, das sonst vielleicht in Großstädte geflossen wäre. Jan Zimmermann ist davon überzeugt, dass das auch Hainewalde selbst zugute kommt, was eher abgeschieden von großen Touristenströmen liege. "Durch die Schlosssanierung wird auch unser Ort wieder belebt."
Leben ins Schloss bringen auch Jugendweihe-Partys, Geburtstagsgesellschaften und Hochzeiten, für die Zimmermann das Schloss gern öffnet. Im Sommer findet jedes Jahr ein Schlossfest statt. In diesem Jahr wollen die Vereinsmitglieder mit Gästen vom 14. bis 16. Juni 2019 feiern.
Die Schlossgeschichte von HainewaldeIn Hainewalde gab es seit dem 15. Jahrundert eine Wasserburg, später ein Renaissanceschloss.
Von 1749-1755 ließ Samuel Friedrich von Kanitz direkt neben dem alten Schloss ein Neues Schloss im Barockstil bauen.
1927 verkaufte Moritz Joachim Ernst von Kyaw die Anlage an Großschönau.
1933 wurde das Schloss Schutzhaftlager und war danach bis 1945 unter anderem Wehrertüchtigungslager der Nationalsozialisten.
Nach 1945 wurde das Schloss bis 1977 für Wohnraumzwecke genutzt.
Bis 1996 stand Hainwalde leer und wurde von der Gemeinde an einen Investor verkauft. Der baute nicht wie geplant und hinterließ das Schloss im desolaten Zustand.
Nachdem die Anlage an die Gemeinde rückübertragen wurde, gründete sich 2001 der Schlossverein zum Erhalt des bedrohten Bauwerks.
Dieses Thema im Programm bei MDR SACHSENMDR SACHSEN - Das Sachsenradio | 07.05.2019 | 16:30 Uhr im Regionalreport aus dem Studio Bautzen