Vorratshelden in Delitzsch
Essensversorgung in der Not - die soll mehr und leckerer als bloßes Dosenfutter sein, sagen Sachsens Verbraucherschützer. Bildrechte: MDR/Konstantin Henß

Verbraucherzentrale Sachsen:Hilft bei Spontanbesuchern und Krisen aller Art: Notvorrat mit Getränken, Möhren und Couscoussalat

20. März 2025, 13:07 Uhr

Zum "Tag des Gesundheitsamts" hat die Verbraucherzentrale Sachsen in dieser Woche informiert, wie man im Ernstfall Lebensmittelvorräte anlegt. MDR SACHSEN war in Delitzsch im Landkreis Leipzig bei einem Workshop dabei. Worauf sollte man bei der Vorratshaltung achten? Wie kann man mit wenig Platz Speisen für die ganze Familie lagern? Und kann man mit den Notvorräten überhaupt lecker kochen?

Seit der Corona-Pandemie und Russlands Krieg gegen die Ukraine ist das Thema Notfallversorgung wieder aktueller geworden. "Grundsätzlich sind wir in Deutschland sehr sicher versorgt", erläuterte die Ernährungsexpertin Rosa Dieckmann von der Verbraucherzentrale Sachsen. Dennoch könne es durch Wetterereignisse wie tagelangen Regen, Stromausfall, einen plötzlichen Krankheitsfall oder selbst bei unerwartetem Besuch dazu kommen, dass man an die hoffentlich vorhandenen Vorräte gehen müsse.

Vorsicht vor Prepper-Paketen aus dem Netz

Bei einem Workshop dazu, den mehr als ein Dutzend Interessierte mittleren Alters aus Delitzsch sowie aus Rackwitz und Taucha besucht haben, warnte Rosa Dieckmann davor, sich teure Überlebenspakete aus dem Internet zu bestellen. Diese versprächen eine komplette Notversorgung, doch die Riegel beispielsweise hätten viel zu viel Zucker. Auch in 100-ml-Beuteln abgepacktes Wasser sei wenig nachhaltig.

Viel Wasservorrat notwendig

Überhaupt schien das Thema Getränkebevorratung für die meisten Teilnehmenden die größte Überraschung zu sein. Dieckmann erläuterte, dass pro Erwachsenem im Haushalt 20 Liter Wasser für zehn Tage einzuplanen sind. Aber sie betonte auch: "Alles an Wasservorrat ist gut. Wenn damit etwas ist, wird es schnell kritisch", so die Lebensmittelexpertin. Ein Mensch könne nur wenige Tage ohne Flüssigkeitszufuhr überleben.

Menschen essen an einer Tafel sitzend
Am Ende des Workshops saßen einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer zusammen und genossen die zubereiteten Speisen. Bildrechte: MDR/Konstantin Henß

Workshops zum Einkochen in Planung

Ernährungsexpertin Diekmann sieht, dass das Bewusstsein für das Thema und seine Relevanz von den Menschen mehr wahrgenommen werde. Es sei immer eine Überraschung, wer zu den Workshops kommt. "Man hat ganz unterschiedliche Wissenstände und Erfahrungsschätze", sagte sie.

Weil mittlerweile häufiger das Feedback komme, dass sich die Teilnehmenden Workshops zum Einkochen wie zu Großmutters Zeiten oder zum Fermentieren wünschen, will die Verbraucherzentrale bald auch darüber informieren.

Sich selbst versorgen können

Daran hätte auch die Pflegedienstleisterin Silvia Haake aus Reibitz bei Delitzsch Interesse, wie sie MDR SACHSEN erzählte. Ansonsten sei das Thema Notversorgung und Bevorratung für sie keine Schwierigkeit. "Ich habe einen Brunnen mit Handbedienung. Da ist Wasser gar kein Thema. Und ansonsten habe ich genügend Tiere und Pflanzen, dass man sich ganz gut selbst versorgen kann", berichtete sie. Das gehe bis zum Brotbacken und Vorrat mit eigenen Hühnereiern.

Silvia Haake aus Reibitz würde sich wahrscheinlich mindestens einen Monat bei einem Katastrophenfall selbst versorgen können. Bildrechte: MDR/Konstantin Henß

Mehr als Dosenravioli

"Zum Schluss haben wir sogar schöne Gerichte gemacht und es war lecker", resümierte Silvia Haake. Diese drei Gerichte ließen sich schnell und einfach aus Vorratszutaten und fast alle auch zur Not ohne Strom zubereiten: Kichererbsen-Curry, Coucous-Salat mit Möhren und Gurke und sogenannte Power Balls aus Nüssen, Datteln und Schokoraspeln.

  • Jeder Haushalt sollte einen individuellen Vorrat an Lebensmitteln vorhalten, der für mindestens zehn Tage reicht. Vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gibt es auch einen Vorratskalkulator.
  • Für den Fall, dass die Trinkwasserversorgung ausfällt, sollte man - ebenfalls für zehn Tage - je zwei Liter Wasser pro Person und Tag im Haus haben. Für zehn Tage wären das 20 Liter pro Person, für einen Drei-Personen-Haushalt dann entsprechend 60 Liter. Das können aber auch Säfte oder andere lagerfähige Getränke sein.
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe empfiehlt, sich bei Notfällen nicht nur auf die staatliche Versorgung zu verlassen, sondern auch selbst Lebensmittel vorzuhalten. Bildrechte: MDR/Konstantin Henß

"Lebender Vorrat" in Alltag integrieren

Im Vergleich zur einmaligen Bevorratung, bei der eingekauft, hingestellt, mit der Zeit die Haltbarkeit geprüft und dann entsprechend ausgetauscht wird, hat Referentin Dieckmann anderes im Sinn: einen sogenannten "lebenden Vorrat". Damit seien nicht Hühner im Garten gemeint, sondern Lebensmittel, die man bei jedem Einkauf zusätzlich kauft, verbraucht und auffüllt. "Der Vorrat ist zum Essen da", fasste sie zusammen. "Bevorraten Sie immer, was Ihnen schmeckt." Das könne auch der geliebte Schokoaufstrich sein.

Der Vorrat ist zum Essen da. Bevorraten Sie immer, was Ihnen schmeckt.

Rosa Dieckmann | Fachberaterin Ernährung und Lebensmittel bei der Verbraucherzentrale Sachsen

Rosa Dieckmann von der Verbraucherzentrale Sachsen ist es wichtig, dass die Menschen Essensvorräte nach ihren Bedürfnissen anlegen. Bildrechte: MDR/Konstantin Henß

Wie lagern bei wenig Platz?

Beim Anlegen eines Lebensmittelvorrats in einer Mietwohnung gibt es mehrere Sachen zu beachten. Dazu gehören: Stauraum in der Wohnung finden, auf die Haltbarkeit der Lebensmittel achten und eine luftdicke Verpackung wählen. Außerdem sollten die Lebensmittel an einem kühlen und trockenen Ort lagern.

Ob sich dafür der Keller eigene, hänge vom Einzelfall ab. "Gerade beim Thema Trockenheit wird es in manchem Keller schwierig", so Dieckmann im Gespräch mit MDR SACHSEN. Auch Balkon oder Fensterbank seien keine guten Lösungen, weil dort die Temperaturen schwanken.

Ein Hauswirtschaftsraum oder ein Regal im Flur eignen sich gut für die Lagerung von Lebensmitteln, sagt die Verbraucherzentrale. Bildrechte: MDR/Konstantin Henß

  • 20 Liter Wasser
  • 3,3 Kilogramm Getreideprodukte, Brot, Kartoffeln
  • 4 Kilogramm Gemüse
  • 2,5 Kilogramm Obst und Nüsse
  • 2,5 Kilogramm Milch und Milchprodukte
  • 1,2 Kilogramm Eier, Fisch und Fleisch
  • 0,33 Kilogramm Fette und Öle
  • Weiteres nach Bedarf und Geschmack

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MDR (sme/koh)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Leipzig | 21. März 2025 | 16:30 Uhr

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