Künstliche Intelligenz an SchulenLeipziger Schule setzt auf KI-Experten für innovativen Unterricht

25. März 2025, 12:09 Uhr

Künstliche Intelligenz hält immer mehr Einzug in unseren Alltag. Auch in Schulen spielen ChatGPT und Co. eine immer größere Rolle. Um dem bestmöglich gerecht zu werden, geht eine Schule in Sachsen nun neue Wege. An der Leipzig International School gibt es einen Mitarbeiter, der sich komplett um das Thema Künstliche Intelligenz kümmert.

Clinton Glenn hat einen Master in Kunstgeschichte und einen Doktor in Kommunikationswissenschaften. In der Corona-Zeit hat er sich aber komplett neu orientiert und auf Bildungstechnologie mit Künstlicher Intelligenz (KI) spezialisiert.

Dieses Wissen vermittelt er nun seit etwas mehr als einem Jahr an Schüler und Lehrer der Leipzig International School.

"Wir haben einige Lehrer, die wissen, wie das geht, und andere, die nichts über KI wissen", sagt Glenn. Viele seien neugierig, wüssten aber nicht, wo sie anfangen sollen. "Das ist Teil meiner Arbeit: Oh, ihr seid interessiert. Okay, wir gehen ein bisschen in die Materie. Ich gebe euch ein paar einfache Aufgaben und zeige euch dann, was KI kann."

KI-Einsatz ab der fünften Klasse

Glenn arbeitet an der Privatschule im Leipziger Stadtteil Plagwitz nicht nur als KI-Experte, sondern auch als Informatik-Lehrer. Eine feste Altersgrenze für den Einsatz von KI im Unterricht gibt es an der Schule nicht, erzählt der gebürtige Kanadier. Die Technologie werde aber vor allem ab der fünften Klasse eingesetzt, beispielsweise im Geschichtsunterricht.

"Es gibt zum Beispiel eine App, die es den Schülern ermöglicht, sich mit historischen Personen auszutauschen", sagt Glenn: "Sie können Ihnen Fragen stellen und bekommen antworten." Die App sei speziell für den Schulgebrauch entwickelt worden. Die Antworten enthielten also keine unangebrachten Formulierungen oder Schimpfwörter.

KI-Experten an Schulen seien wichtig

Brandie Smith, Direktorin der Leipzig International School, hatte Glenns Stelle geschaffen. Sie ist bisher sehr zufrieden mit seiner Arbeit. Es sei wichtig, einen Experten für solche Themen zu haben. Und die Schüler könnten durch den Einsatz von KI stärker gefordert werden. Sie sagt: "Ich finde, Künstliche Intelligenz erlaubt uns, dass wir Aufgaben bauen können, die komplizierter sind oder ein tieferes Denken brauchen."

Ulrike Cress, Direktorin des Leibniz-Instituts für Wissensmedien, sieht im Einsatz von KI an Schulen ebenfalls großes Potenzial. Sie sagt, es sei sinnvoll, die KI als Lernpartner der Schüler zu begreifen: "Die Kompetenz besteht nicht darin, einmal einen Prompt zu schreiben, sondern gemeinsam mit der KI das Denken zu entwickeln, beispielsweise eine Argumentationsstruktur auszuführen. Und dann aber auch zu einem besseren Ergebnis zu kommen, als wenn ich es allein machen würde."

Genau das müsse in der Schule trainiert werden, um Kinder und Jugendliche für den Umgang mit Künstlicher Intelligenz fit zu machen, erklärt Cress.

Bisher nur wenige KI-Lehrkräfte in Deutschland

Ein Problem sei aber, dass viele Lehrkräfte in Deutschland noch gar nicht dafür ausgebildet seien. Bei vielen sei das Interesse für KI auch noch nicht ausgeprägt genug: "Eine Studie von Bitkom zeigt, dass bisher nur jede zweite Lehrkraft KI für schulische Zwecke genutzt hat und davon auch nur jede Zweite sagt, sie würde es auch wieder nutzen. Das zeigt ein bisschen, wie weit hinterher wir doch noch sind."

Cress zufolge mangelt es aber nicht nur an ausgebildeten Lehrkräften, sondern auch an KI-fähigen Endgeräten in den Schulen. Und auch KI-Tools wie Apps, die speziell für den Einsatz in Schulen entwickelt worden seien, gebe es noch zu wenig.

Im Vergleich zu anderen Ländern habe Deutschland noch großen Nachholbedarf. Solche Positivbeispiele wie die Leipzig International School seien deshalb bisher eher die Ausnahme.

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Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL RADIO | 25. März 2025 | 06:21 Uhr