Gefahrenlage Bombendrohungen: Warum Schulen in Thüringen unterschiedlich reagieren
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21. September 2024, 19:47 Uhr
Das Schuljahr in Thüringen war erst wenige Wochen alt und doch gab es bereits 42 Bombendrohungen. Ob die Schulen evakuiert wurden oder der Unterricht weitergelaufen ist, war von Schule zu Schule unterschiedlich. Wieso ist das so?
Für das unterschiedliche Vorgehen der Schulen bei Bombendrohungen sind nach Angaben des Bildungsministeriums und der Polizei in erster Linie die jeweiligen Schulleiter verantwortlich. Die Schulleitung nehme eine erste Einschätzung der Gefahrenlage vor und kontaktiere in der Regel die Polizei, sagte ein Ministeriumssprecher.
Er erklärt: "Bei einer akuten Gefahrensituation kann die Schulleitung die sofortige Evakuierung beziehungsweise vor Unterrichtsbeginn den Nicht-Zutritt der Schulgemeinschaft veranlassen."
Diese Praxis hatte in der jüngeren Vergangenheit dazu geführt, dass bei Bombendrohungen gegen Thüringer Schulen einige Einrichtungen sofort evakuiert wurden, während an anderen Schulen der Unterricht trotz Bombendrohung fortgesetzt wurde. Dies hatte zu teilweise auch heftiger Kritik und Unverständnis bei den Eltern geführt.
Unterschiedliche Aussagen von Bildungsministerium und Polizei
Aus dem Bildungsministerium und der Landespolizeidirektion gibt es unterschiedliche Aussagen dazu, welche Rolle die Polizei spielt, wenn die Beamten nach einer Bombendrohung an den jeweiligen Schulen eingetroffen sind.
Mit Eintreffen der Polizei übernimmt diese die Leitung des Einsatzes.
"Erst wenn tatsächlich ein schädigendes Ereignis unmittelbar bevorsteht oder bereits begonnen hat, übernimmt die Polizei die alleinige Verantwortung für die erforderlichen gefahrenabwehrenden Maßnahmen und trifft die notwendigen Entscheidungen eigenständig", erklärte eine Sprecherin der Landespolizeidirektion.
Der Sprecher des Bildungsministeriums erklärte dagegen: "Mit Eintreffen der Polizei übernimmt diese die Leitung des Einsatzes."
Nach Angaben der Landespolizeidirektion werden auch bei anderen Entscheidungen von Fall zu Fall entschieden. So würden beispielsweise Spürhunde durch ein Gebäude geführt werden, sobald dort Unregelmäßigkeiten festgestellt werden.
Bereits 42 Bombendrohungen im aktuellen Schuljahr - bisher kein Täter ermittelt
Welche Erkenntnisse die Polizei zu Verantwortlichen der Bombendrohungen hat, wollte die Sprecherin der Landespolizeidirektion unter Verweis auf laufende Ermittlungen nicht sagen. Im vergangenen November gab es zwei Festnahmen in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. Laut damaligen Angaben der Staatsanwaltschaft ging es bei den Ermittlungen gegen einen 19-Jährigen und einen 30-Jährigen um eine bundesweite Serie von rund 250 Bombendrohungen etwa an Schulen.
Nach Daten des Bildungsministeriums gab es im Schuljahr 2023/24 gegen 13 Thüringer Schulen Bombendrohungen. In diesem Schuljahr, das erst im August begonnen hat, gab es bereits 42 entsprechende Vorfälle. Diese Drohungen gingen laut Bildungsministerium an vier verschiedenen Tagen innerhalb der ersten drei Wochen des Schuljahres ein. Ein Brief der Thüringer Polizei an Eltern hatte zudem für Diskussionen gesorgt.
Bis Ende September hat die Polizei noch keinen Täter ermitteln können. Die Kriminalpolizei in Jena teilte dem MDR mit, sie habe Beweismittel wie E-Mails nebst Metadaten gesichtet. Die Ermittlungen würden aber erschwert, wenn etwa die E-Mails über Server im Ausland liefen.
MDR (ost/nir)/dpa
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 12. August 2024 | 08:52 Uhr