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Personalschwund Über 1.000 Mitarbeiter weniger: Thüringer Hochschulen verlieren Wissenschaftler
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10. August 2023, 18:54 Uhr
Die Thüringer Hochschulen verzeichnen für das Jahr 2022 den größten Personalrückgang seit fast 20 Jahren. Zu spüren ist dies vor allem in den Reihen der Professoren und wissenschaftlichen Mitarbeiter.
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Die Thüringer Hochschulen verzeichnen einen deutlichen Rückgang des wissenschaftlichen Personals. Dazu hat das Landesamt für Statistik am Donnerstag Zahlen veröffentlicht. So waren 2022 acht Prozent weniger Professoren und wissenschaftliche Mitarbeiter angestellt als im Vorjahr. Einen größeren Personalschwund hat es seit 2004 nicht mehr gegeben.
Vor allem bei den Professoren und wissenschaftliche Mitarbeitern lichten sich demnach die Reihen. Im Dezember 2022 waren 1.300 Professorinnen und Professoren in Thüringen beschäftigt. Das waren 59 weniger als im Vorjahr.
Mehr Frauen an Thüringer Hochschulen
Steigende Zahlen können die Thüringer Hochschule beim Frauenanteil verzeichnen. Wie die Zahlen des Statistikamtes verdeutlichen, hängt dies auch von den ausgeübten Tätigkeiten und Position ab. So beträgt der Anteil der Professorinnen mehr als ein Viertel. In den vergangenen zehn Jahren war ihr Anteil um elf Prozent angestiegen.
Beim nichtwissenschaftlichen Personal, zum Beispiel Verwaltungsangestellten und Bibliotheksmitarbeitern, lag die Frauenquote Ende 2022 sogar bei 70 Prozent.
Dennoch ist der Personalrückgang so stark wie seit fast 20 Jahren nicht mehr. Allerdings habe sich die Zahl der Beschäftigten seitdem auch fast verdoppelt. Insgesamt seien etwa 20.000 Menschen an Thüringer Hochschulen und dem Universitätsklinikum Jena beschäftigt. Knapp zwei Drittel davon hauptberuflich.
Hochschulen mit finanziellen Problemen
Die Universität Jena hat erst kürzlich angekündigt, in den nächsten fünf Jahren weitere 100 Vollzeitstellen einsparen zu wollen. Grund dafür sei ein finanzielles Defizit von zwölf bis 15 Millionen Euro, welches mit gestiegenen Kosten und hohen Energiepreisen zusammenhänge.
Auch die Universität Erfurt kämpft mit Finanzproblemen. Die Folge: Einstellungsstopp und Stellenabbau. Wegen der geplanten Einsparungen in Lehre und Forschung hatte es im vergangenem Jahr bereits großen Protest von den Studierenden gegeben.
MDR (soh)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 10. August 2023 | 18:00 Uhr
D.L. am 11.08.2023
Das Problem ist nicht Ort/West. Es liegt vor allem in der Befristung.
Klar, es gibt marginale Unterschiede TV-L West und Ost. Aber -ich selbst - "Sie sind der ideale Bewerber auf diese Stelle. Aber wir können sie nicht einstellen, weil diese Stelle auch wieder befristet ist und sie schon 2x befristet beschäftigt waren. Somit müssten wir Sie entfristen, und das geht nicht." In Sachsen (Leipzig/Zwickau).
Also geht man in ein anderes Bundesland. Und Brandenburg (Dank an Reinald Grebe) ist weniger dotiert als Niedersachsen 🤷
Harka2 am 11.08.2023
Wieso ist man über diese Entwicklung erstaunt? Gerade junge Absolventen und Wissenschaftler gehen da hin, wo sie die besten Bedinungen vorfinden und wo sie am besten bezahlt werden. Was ist daran verwunderlich? Warum sollte man in Thüringen bleiben, wenn man im Westen locker das doppelte Gehalt gezahlt bekommt und man dafür auch noch weniger arbeiten muss?
goffman am 11.08.2023
Die Ursache ist Stellenabbau, nicht ein Mangel an Bewerbern.