VerkündigungssendungDas Wort zum Tag bei MDR SACHSEN
Täglich hören Sie das Wort zum Tag. Montags bis freitags gegen 5:45 Uhr und 8:50 Uhr, am Sonnabend gegen 8:50 Uhr, sonntags 7:45 Uhr. Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche Pfarrer Michael Markert aus Leipzig.
Mittwoch, 07.05.2025: Wunder
Jesus hat Wunder getan. Für manche galt das schon zu seinen Lebzeiten als Anzeichen seiner Vollmacht, so erzählt es die Bibel. Aber Jesu wunderbares und disruptives - weil die Grenzen des Gewohnten durchbrechendes Handeln - wird in der Bibel nirgendwo so beschrieben, dass es Menschen beschädigt oder klein macht oder abhängt. Jesus verschafft sich durch seine Wunder keine Wettbewerbsvorteile, sondern erzählt damit viel mehr von einer Welt, die alle einbezieht.
Was von Jesus am häufigsten erzählt wird, sind Speisungswunder. Es sieht so aus, als ob es keinesfalls für alle reichen könnte. Es ist einfach Mangel und Knappheit an allen Enden. Und die Menschen leiden daran, dass sie zu kurz kommen. Sie kommen sich verloren und verlassen vor.
Aber Jesus gelingt es immer wieder, den Blick zu ändern. Er sieht das Wenige, das da ist und dankt Gott dafür und teilt aus. Und immer wieder geschieht es: es reicht für alle und es ist mehr als gebraucht wird. Es ist eine unerwartete Fülle. Ein Stück vom Himmel.
Insgesamt sieben Mal wird das erzählt. Vielleicht, weil die Menschen damals so hungrig waren? Oder vielleicht auch, weil dieser Blickwechsel für alle Zeiten so wichtig ist. Gott zu danken für das, was da ist und mit denen zu teilen, die es nötig haben. Dann reicht es für alle. Das haben Sie bestimmt auch schon einmal erlebt. Oder?
Das sind die Wunder, nach denen ich mich sehne. Die nicht nur meine Leute, sondern alle einbeziehen und niemanden ausgrenzen, die dankbar auf das sehen lassen, was da ist und staunen lehren, was das Leben, der Himmel, was Gott uns immer wieder und auch heute schenkt.
Dienstag, 06.05.2025: Wie lieblich ist der Maien
Manche Wunder nehmen wir gar nicht wahr, weil sie so alltäglich sind. Davon war schon Martin Behm im 16. Jahrhundert berührt. Ihm lag daran, den Menschen das wunderbare Schöpferwirken Gottes vor Augen zu stellen. Der Pfarrer schrieb Monatspredigten, die jeweils mit einem Gedicht endeten. "Wie lieblich ist der Maien aus lauter Gottesgüt, des sich die Menschen freuen, weil alles grünt und blüht."
So beobachtet und dichtet er zu diesem Monat. Das Gedicht, das heute als Lied im Evangelischen Gesangbuch bekannt ist, war zunächst gar nicht als Gesang im Blick. In Anlehnung an Psalm 104, der die Wunder der Schöpfung überschwenglich beschreibt, sieht der Dichter Wunderbares auch in seiner Umgebung: "die Tier sieht man jetzt springen mit Lust auf grüner Weid", die Vöglein hört man singen, die loben Gott mit Freud."
Dass die wunderbare Natur mit ihrem Leben Gott lobt, das nimmt er in der zweiten Strophe auch als Einladung, selbst Gott zu loben und dankbar zu sein. Und er wendet den Blick von den Wundern der Natur auf das menschliche Gemüt. Die Sonne am Himmel und die Helligkeit im Innern. "Herr, lass die Sonne blicken ins finstre Herze mein, damit sich’s möge schicken, fröhlich im Geist zu sein."
Ich höre daraus die Wahrnehmung, dass auch das Licht und die Balance in der menschlichen Seele eine Gabe und ein kostbares Wunder sind, über das sich staunen lässt und für das man Gott danken kann.
"Mein Arbeit hilf vollbringen zu Lob dem Namen dein" beginnt Strophe 4 und meint wohl nicht nur die Arbeit eines Pastors, sondern jede Arbeit, die etwas Gutes schafft und Menschen dient. Dass sie gelingt, auch das ist ein Geschenk und ein Wunder, oder nicht? Ich denke schon.
Die schwungvolle Melodie, mit der wir das Lied heute kennen, gehört ursprünglich zu den Versen "Mit Lieb bin ich umfangen" und bringt dieses Gedicht und Gebet für den Mai, wie ich finde, sehr gut mit dem Gefühl zusammen.