Endlager für radioaktive Abfälle Morsleben 3 min
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Statt Endlager Dresdner Forscher arbeiten an Rohstoffgewinnung aus Atommüll

17. Januar 2025, 12:03 Uhr

Wie man am besten mit radioaktiven Abfällen umgeht, ist noch unklar. Experten vom Helmholtz-Zentrum-Dresden-Rossendorf (HZDR) haben nun eine innovative Idee entwickelt: Das Recyclen des Atommülls – inklusive Rohstoffgewinnung. Für das jüngst bewilligte Projekt "MaLaR – Novel 2D-3D Materials for Lanthanide Recovery from nuclear waste" (Neuartige 2D-3D-Materialien zur Lanthanidrückgewinnung aus Atommüll) stehen in den nächsten drei Jahren 2,3 Millionen Euro Fördermittel bereit.

Recycelt werden sollen Lanthanoide, eine chemische Elementgruppe, zu der auch ein Teil der Seltenen Erden gehört. Sie finden breite Anwendung zum Beispiel in Bildschirmen, Batterien, Magneten, Kontrastmitteln und biologischen Sonden. "Lanthanoide sind ein sehr rarer Rohstoff, die Hauptversorgung kommt aus China. Deswegen wird versucht, diesen Rohstoff aus Müll zu recyceln, sogar aus Atommüll", erläutert die HZDR-Forscherin Kristina Kvashnina, die Koordinatorin des MaLaR-Projekts. 

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Covergrafik die Max zeigt mit einer Schaufel und hinter ihm ein paar gelbe Fässer mit Atomzeichen darauf. 34 min
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MDR Fr 09.10.2020 15:00Uhr 34:24 min

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Methode auch für sichere Endlagerung von Atommüll anwendbar

Um recyceln zu können, muss man Müll zunächst trennen. Neben den grundsätzlichen Sicherheitsrisiken im Umgang mit radioaktiven Elementen stellt sich für Atommüll noch ein Problem: Die enthaltenen Stoffe ähneln einander in ihren chemischen Reaktionen stark. "Daher ist es sehr schwierig, etwas zu finden, auf das nur ein Element reagiert und das andere nicht, sodass man ein einzelnes herauslösen kann", erklärt Kvashnina. Bei den derzeitigen Trennverfahren werden häufig gefährliche Chemikalien eingesetzt, es wird viel Energie verbraucht und es können zusätzliche Abfallströme entstehen. Das MaLaR-Konsortium arbeitet an einem innovativen Verfahren. Die Idee: Neuartige dreidimensionale Materialien sollen zum entscheidenden Werkzeug für effektive, umweltfreundliche und nachhaltige Trennverfahren werden. Das gilt für Atommüll ebenso wie für Industriemüll, etwa aus radiomedizinischen Anwendungen.

Die HZDR-Forscherin Kristina Kvashnina.
Die HZDR-Forscherin Kristina Kvashnina. Bildrechte: Denis Morel/HZDR

"Unser Ziel ist es, ein Material zu designen, mit dem wir einzelne Elemente zunächst aus synthetischen Element-Mischungen herausziehen können", so Kvashnina." Das ließe sich dann zukünftig auf vielfältige Anwendungen übertragen. In drei Jahren können wir zwar nur einen ersten Schritt Richtung Recycling machen. Aber wenn wir damit Erfolg haben, sind Anwendungen in greifbarer Nähe." Nicht nur bei der Wiedergewinnung von Rohstoffen aus Atom- und anderem Industriemüll, auch bei der sicheren Endlagerung von hochradioaktivem Abfall könnten die neuartigen Trennverfahren helfen, etwa wenn unterschiedlich langlebige Isotope separiert und dann getrennt verwahrt werden können. Ziel des Projekts ist explizit die marktnahe Entwicklung passender technologischer Lösungen.

cdi/pm

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR AKTUELL | 29. November 2024 | 13:30 Uhr

3 Kommentare

MDR-Team vor 1 Wochen

Danke für ihren Kommentar, Rentner_55.
Es stimmt, dass das Thema Recycling von Atommüll ein großes Potenzial hat und bereits zahlreiche Forschungs- und Entwicklungsprojekte weltweit existieren. In der Vergangenheit hatte man sich in Deutschland bspw. gegen die Nutzung der Transmutation, also der Umwandlung langlebiger Radionuklide in weniger langlebige Nuklide, entschieden. Zum einen sei sie zu teuer, zum anderen nicht weit genug entwickelt.
(https://www.quarks.de/technik/energie/so-koennte-man-atommuell-recyceln-transmutation/)
(https://www.base.bund.de/shareddocs/faktencheck/base/de/atommuell-recycling-energiegewinnung.html)
Es bleibt spannend zu beobachten, wie Projekte wie das DF in Ruanda und andere Entwicklungen die Perspektive auf Atommüll künftig verändern könnten.
Viele Grüße vom MDR WISSEN Team

Britta.Weber vor 1 Wochen

Endlich mal ein sehr wichtiges und nützliches Forschungsprojekt! Deutschland sollte seine Forschungsmittel mehr in naturwissenschafltiche-technische Projekte investieren.

Rentner_55 vor 1 Wochen

Upps, MDR, dies habe ich nicht von Euch erwartet. Helmholz - Thema Recycling, könnt Ihr Euch auch mal die Schmelzanlage in Freiberg anschauen und berichten. Macht doch mal eine Recherche - wie viele Patente gibt es zu diesem Thema (übrigens auch Deutsche). Da sollte es doch mal einen internationalen Kongress geben, welche dann abgesagt wurde - oder? Hindergrund war doch bis jetzt immer??? - mit Endlagerung lässt sich mehr Geld verdienen. Reaktorentwicklungen zur Beseitigung von Atommüll gibt es ja mehrere .... aber nur Einer (mein Kenntnisstand) funktioniert wirklich bereits ohne Zwischenfälle - der russische BN 800. Wird nur leider für militärische Zwecke genutzt. Schauen wir mal, was aus dem DF in Ruanda wird.

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