Ein Smartphone mit der Begrüßung: Welcome to ChatGPT
Ein Smartphone mit der Begrüßung: Welcome to ChatGPT: Als "Psychotherapeut" hat die KI in einer US-Studie ziemlich gut abgeschnitten. Bildrechte: IMAGO / SOPA Images

Künstliche Intelligenz Ersetzt ChatGPT künftig den Psychotherapeuten?

13. Februar 2025, 17:13 Uhr

Laut einer Studie bewerten Probanden Antworten von ChatGPT höher als die von ausgebildeten Psychotherapeuten. Einen echten Therapeuten wird die KI zwar nicht ersetzen, jedoch psychotherapeutische Behandlungen verbessern, meinen die US-amerikanischen Autoren der Studie. Hierzulande zeigte eine MDR-Doku ein gemischtes Meinungsbild zu dieser Thematik.

Von ChatGPT erstellte Antworten zu psychotherapeutischen Themen werden von Probanden (und potenziellen Therapiepatienten) im Allgemeinen höher bewertet, als die von professionellen Psychotherapeuten. Das ist das Ergebnis einer Studie von Forschern der Ohio State University in den USA, die in der Fachzeitschrift PLOS Mental Health veröffentlicht wurde. Demnach vergaben die über 800 Teilnehmer der Studie für die von ChatGPT verfassten Antworten in Bezug auf die "Kernprinzipien der Psychotherapie" generell eine bessere Bewertung.

ChatGPT gab längere Antworten

Zwar konnten die Probanden tendenziell Unterschiede in den Sprachmustern feststellen. Ob die Antworten jedoch von ChatGPT oder von professionellen Therapeuten stammten, konnten sie nur selten erkennen. Die Analyse des Teams um H. Dorian Hatch ergab zudem, dass die von ChatGPT generierten Antworten im Allgemeinen länger waren als die der Therapeuten. Vor allem verwendete ChatGPT mehr Substantive und Adjektive. Die Studienautoren vermuten, dass die damit einhergehende umfangreichere Kontextualisierung dazu geführt haben könnte, dass die Befragten die ChatGPT-Antworten hinsichtlich der Gesamtheit aller Therapiefaktoren höher bewerteten.

Eine Teaserbildmontage zeigt in "Papercut"-Optik Logos von KI-Anwendungen mit der Überschrift "KI hat Halluzinationen". 1 min
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Chatbots und andere KI-Anwendungen sind eigentlich nie um eine Antwort verlegen. Doch nicht alles, was eine KI sagt, sollte man für bare Münze nehmen. Manchmal spinnen sie richtig rum.

Do 19.09.2024 08:21Uhr 00:55 min

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Potenzial zur verbesserten Behandlung

Die US-Forscher sehen im Ergebnis ihrer Studie einen möglichen "frühen Hinweis" darauf, dass ChatGPT das Potenzial hat, psychotherapeutische Behandlungen zu verbessern. Nach Ansicht der Autoren wächst die Wahrscheinlichkeit, dass generative Künstliche Intelligenz (KI) "eher früher als später" im therapeutischen Umfeld eingesetzt werden könnte. In dem Zusammenhang fordern Hatch und Kollegen die Experten für psychische Gesundheit auf, ihre technische Kompetenz zu erweitern, um sicherzustellen, dass KI-Modelle sorgfältig trainiert und von verantwortungsbewussten Fachleuten überwacht werden.

KI als Psychotherpeutin? Meinungen aus MDR-Doku: Menschen, die für die im Dezember 2023 ausgestrahlte MDR-WISSEN-Doku "Better Than Human? – Leben mit KI" zu ihrer Erfahrung mit Künstlicher Intelligenz als "Psychotherapeutin" befragt wurden, bewerteten diese sehr unterschiedlich - von positiv überrascht bis hin zu sehr enttäuscht.

Die Leipziger Psychotherapeutin Diana Kunitz kritisierte damals, dass KI-Antworten nicht das geliefert hätten, "was für die Patienten gut gewesen wäre". Nach allem was sie hier erlebt habe, könne sie "nicht empfehlen, eine KI als Therapeutin zu nutzen", so ihr damaliges Fazit.

Der Psychologe und Experte für Technologiewahrnehmung an der TU Chemnitz, Bertolt Meyer, verwies in der Doku hingegen darauf, dass eine Psychotherapie etwas sei, was in Teilen relativ formal ablaufe. Und sobald solche Dinge formalisierbar seien, seien sie von der KI auch erlernbar, sagte Berthold: "Deswegen, natürlich wird eine KI irgendwann immer in der Lage sein, ein gutes psychotherapeutisches Gespräch zu führen. Davon bin ich ganz fest überzeugt."

Die damalige Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Alena Buyx, sagte in der selben Doku, wenn man sowas wirklich delegiere an eine Maschine, dann müsse es natürlich deutlich besser sein als Entscheidungen, die Menschen treffen. Weiter sagte Buyx: "Wenn die KI das wirklich besser macht, dann gibt es eine Pflicht sie einzusetzen – verantwortlich, mit Überwachungsmöglichkeiten. Aber dann sollten wir sie einsetzen. Aber das muss wirklich gut belegt sein, insbesondere wenn es um wichtige Entscheidungen geht."

(dn)

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Better Than Human? - Leben mit KI | 25. Dezember 2023 | 10:04 Uhr

5 Kommentare

Mr.X vor 1 Wochen

Ich bin fest davon überzeugt, dass ChatGPT in naher Zukunft mit spezialisierten Modellen, die von echten Therapeuten mit menschlicher Empathie geschult worden sind und mit wissenschaftlichen Fachwissen ausgestattet werden, sehr wohl in der Lage sein werden, Threapeuten teilweise oder vollständig zu ersetzen. Entscheidend wird sein, wie wichtig der menschliche Faktor und die Interaktion mit real existierenden Menschen bleiben wird, um den Heilungsprozess zu fördern. Bereits jetzt kann ChatGPT die Rolle eine virtuellen Lehrers bzw. einer Freundin übernehmen und versuchen, einen aufzumundern oder mit klugen Rat zu versorgen. Wieso also, sollte die Rolle der Threapeutin in der Zukunft nicht auch von einer KI übernommen werden können? Zumal diese, im Gegensatz zum Menschen, eine Engelsgeduld besitzt und nicht schlafen muss.

MDR-Team vor 5 Wochen

Hallo @mitdeminternet,
weil wir immer auch für die stillen Mitlesenden antworten.
Dies bedarf manchmal einer ausführlichen Antwort, damit der Kontext schneller erfasst werden kann. Unsere Artikel beinhalten immer Links zu den behandelnden Studien. Wir hätten selbstverständlich auch zitieren können, dann wären wir jedoch nicht die Primärquelle - zudem ist das Hinterfragen der Studienfinanzierung hier nicht das Thema, sondern die Studie an sich.
Herzliche Grüße

mitdeminternet vor 5 Wochen

Und warum schreibt die Redaktion hier eine Antwort, die so klingt, als wäre sie KI-basiert? Statt auf das Paper zu verweisen und die Recherche an den vielleicht nicht fachkundigen Leser auszulagern, wäre es doch leicht gewesen, das zu schreiben: Das Team gibt an, keine externen Mittel für die Studie erhalten zu haben und auch sonst frei von "competing interests" zu sein.

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