Echt | MDR FERNSEHEN | 13.02.2019 | 21:15 Uhr Ausgekohlt – Teure Träume
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14. Februar 2019, 11:02 Uhr
Anfang Juni 2013 rettet ein erst wenige Wochen zuvor fertiggestelltes Bauwerk Leipzig vor der Überflutung. Bis zu 140 Kubikmeter Wasser pro Sekunde fließen über das Wehr und durch die Betonrinne aus der Weißen Elster in den Zwenkauer See, einen ehemaligen Braunkohletagebau. Auch neue Hochwasserschutzkonzepte gehören zum Landschaftsneubau nach der Braunkohle, der bisher über 10 Milliarden Euro gekostet hat.
Durch den Braunkohleabbau wurde der Südraum Leipzigs, die Landschaft mit Flussauen und geologischem Untergrund, buchstäblich umgewälzt. In der ehemaligen Elsteraue hatte der Fluss bei Hochwasser genug Platz sich auszubreiten. Für den Tagebau Zwenkau musste der natürliche Flusslauf verlegt werden.
Die Betonelster
In den 1970er-Jahren wurde die Weiße Elster auf elf Kilometern Länge um den Tagebau herumgeführt. Sie erhielt ein künstliches Flussbett, eine große Rinne aus Beton, mit Bitumen abgedichtet. Die Abdichtung sollte verhindern, dass Wasser versickert und in den Tagebau läuft. Der natürliche Hochwasserschutz war damit verloren. Die Kohleflöze mussten trocken bleiben. Natürliche Flussauen, wo das Wasser Raum zur Ausbreitung gehabt hätte, und auch wertvoller Auwald sind von der Landkarte verschwunden.
Ein Hochwasserspeicher vor den Toren Leipzigs
Erst nach dem Ende des Abbaus kehrt das Wasser zurück. Der Landschaftsneubau nach der Kohle ist vor allem der Bau einer Wasserlandschaft. Das Restloch des Tagebaus Zwenkau wurde zum Zwenkauer See, für Erholung und Tourismus, aber auch ein Ersatz für den verloren gegangenen natürlichen Hochwasserschutz. Das Bauwerk "Hochwasserentlastung der Weißen Elster zur Einleitung von Elsterwasser in den Bergbaufolgesee Zwenkau am Standort Zitzschen“, so die offizielle Bezeichnung, wurde am 8. Mai 2013 in Betrieb genommen. Schon knapp einen Monat später wütet das Jahrhunderthochwasser 2013 und die Fluten der Weißen Elster, im betonierten geraden Lauf ungebremst, bedrohen Leipzig. In den Nachtstunden des 4. Juni wird die "Weiche" in den Zwenkauer See gestellt und eine Überflutung Leipzigs verhindert.