"Inseln – Gesang von ferner Nähe" Satz II - "Zornige Sehnsucht" Teil 1
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26. Januar 2024, 15:56 Uhr
In Satz II verwendet Michael Langemann Ausschnitte des Gedichts „Zornige Sehnsucht“ von Friedrich Hölderlin. Etwas unbedingt zu wollen, aber nicht zu dürfen und zu können, weil die Umstände es verhindern – das ist der Seelenzustand, der in diesem Gedicht zum Ausdruck kommt. Die Ambivalenz zwischen Sehnsucht und Zorn, wie sie in Hölderlins Gedicht ebenso wie in der Vertonung durch Michael Langemann begegnet, verspüren viele von uns in dieser Krise.
Der Aufbau ist dreiteilig: zunächst singen nur die Tenöre, dann kommen die Bässe hinzu, zuletzt die Damenstimmen des Chores. Beim Betrachten des Melodiematerials fällt auf, dass es sich jeweils um kurze Tonfolgen handelt, die sich sehr ähneln und ständig wiederholen – so entsteht der Eindruck, als ob die Melodien stark eingeschränkt nur „um sich selbst kreisen“ können. Das Bild eines Gefangenen drängt sich auf, der seine kurzen Wege nur gering variieren kann, ohne die Möglichkeit einer Weiterentwicklung…
Ich duld es nimmer! ewig und ewig so
Die kurzen, vorgemeß‘nen Schritte
[…] ich duld es nimmer!
Ist's Menschenlos – ist's meines? ich trag es nicht, […]
Ruhe beglückt mich nicht, […]
Was bin ich dir, was bin ich, mein Vaterland?
Ein siecher Säugling, welchen mit tränendem,
Mit hoffnungslosem Blick die Mutter
In den geduldigen Armen schaukelt.
Über dieses Thema berichtet das MDR FERNSEHEN: MDR um 11 | 18.9.2020 | 11:00 Uhr