Kunstwerk auf dem Kunstwanderweg Kleinbreitenbach in Thüringen: ein übergroßer Bilderrahmen aus Eisen, in dessen Mitte sich ein aus Metallstreben geformtes Gesicht befindet
Gehört auch zu den Ausflugszielen rund um Ilmenau und Rudolstadt: Auf dem Kunstwanderweg Kleinbreitenbach kann man Kunst und die Natur genießen. Bildrechte: Almut und Harald Keil

Herzland der Thüringer Kultur Ausflugsziele um Ilmenau und Rudolstadt: Theater, Wandern und das älteste Freilichtmuseum

16. August 2023, 14:01 Uhr

Im Süden von Thüringen gibt es viel zu erleben: In Rudolstadt können Sie zum Beispiel auf den Spuren Schillers wandeln – die Stadt gilt als die heimliche Liebe des Dichters. Sein Freund Goethe war immer wieder Gast in Ilmenau: Hier führt Sie ein Wanderweg durch die Natur, die der Schriftsteller liebte. Beim Spaziergang auf dem Kunstwanderweg Kleinbreitenbach verbinden sich Kunst und Natur. Und auf Schloss Heidecksburg erwarten Sie beeindruckende Prunkgemächer. Eine Auswahl an Tipps für Ausflüge, inklusive Informationen wie Öffnungszeiten und Eintrittspreise.

Kunstwanderweg Kleinbreitenbach

Der Kunstwanderweg liegt in der Nähe von Ilmenau und gilt als längster Weg seiner Art in Deutschland. Die Kunstwerke in freier Natur sind das Ergebnis von Symposien, die bereits seit 1997 unter dem Titel "Kleine Welt – große Welt" in Kleinbreitenbach stattfinden. Kreiert wurden sie von Künstlerinnen und Künstlern aus aller Welt, die jeweils für eine Woche nach Kleinbreitenbach eingeladen waren, um Seite an Seite mit Kindern und Jugendlichen sowie Interessierten in kostenlosen Workshops zu arbeiten.

Zu sehen sind die Werke seitdem rund um die romanische Wehrkirche, im Dorf und entlang des zwei Kilometer langen Kunstpfades – der über die Jahre länger wurde. Auch die inzwischen über 60 Objekte aus Holz, Metall, Beton oder Stein haben im Freien ihr Aussehen verändert.

Auf einem Hügel stehen mehrere Skulpturen aus Metall, links drei Stangen und weiter oben eine kastenartiges Objekt.
Ein Werk von Jan Tutaj (Polen) am Kunstwanderweg Kleinbreitenbach in Thüringen. Bildrechte: Almut und Harald Keil

Goethewanderweg Ilmenau

Goethe hielt sich gerne in Ilmenau auf: Mehr als 20 Besuche des Dichters in der Stadt sind verbürgt und mehrere Texte sind wohl in und um Ilmenau entstanden. Der Goethewanderweg führt an verschiedenen Wirkungsstätten vorbei und zeigt Orte der Inspiration. Der Weg beginnt am Marktplatz direkt vor dem GoetheStadtMuseum und führt über den Friedhof bis zum Berggraben.

Von dort geht es weiter nach Manebach, vorbei am Großen Hermannstein, Goethes "geliebter Aufenthalt", wo er zeichnete und sich auch mit Charlotte von Stein traf, bis zum Gundelachschen Haus in Stützerbach, wo Goethe gelegentlich übernachtete. Der Weg ist mit seinen teils steilen An- und Abstiegen verhältnismäßig fordernd.

Der höchste Punkt ist übrigens der Ilmenauer Hausberg, wo Goethe an die Wand einer Jagdhütte das berühmte Gedicht "Wandrers Nachtlied" schrieb. Die Hütte steht zwar noch, doch das Goethe'sche "Graffito" ist im Laufe der Zeit verschwunden. Im Ilmenauer Museum findet sich noch ein Faksimile des Schriftzuges – ein Besuch vor dem Wandern lohnt sich also.

Liebhabertheater Schloss Kochberg

Um 1800 ließ Carl von Stein, der Sohn von Goethes Freundin Charlotte von Stein, auf dem Landsitz am Kochberg ein Liebhabertheater bauen. Als Vorbild diente ihm der Weimarer Hof, wo er aufgewachsen war. Nach 1800 erlebte das Liebhabertheater seine Blütezeit: Carl von Stein schrieb eigene Stücke und inszenierte die Texte selbst mit Hilfe von Familie, Freunden und Angestellten.

1975 wurde der Musenhof saniert, und bis heute wird die Tradition aufrechterhalten. Im Sommer lädt das Liebhabertheater Schloss Kochberg hochkarätige Künstlerinnen und Künstler für Opern- und Schauspielaufführungen und Konzerte in das kleine Theater ein, in dem lediglich 75 Menschen Platz finden. Im Fokus stehen werkgetreue und historische Aufführungen von Stücken aus Barock, Klassik und Romantik.

Ein historisches Gebäude mit 4 Runden Säulen im Eingang, umgeben von einem Park mit Sträuchern und Bänken
Mitten auf dem Land steht das historische Liebhabertheater Schloss Kochberg. Bildrechte: Maik Schuck

Schloss Heidecksburg in Rudolstadt

Auf den ersten Blick wirkt die Heidecksburg recht schlicht: 60 Meter oberhalb des Stadtkerns gelegen, dominiert sie zwar das Bild, fällt aber nicht durch üppige Außengestaltung auf. Dass man hier Meisterleistungen barocker Baukunst bewundern kann, wird deswegen erst bei einem Besuch klar: Der nach einem Brand von 1735 neu errichtete Westflügel beherbergt die repräsentativsten und am vollständigsten erhaltenen Prunkgemächer Mitteldeutschlands. Sie wurden nach Entwürfen des deutschen Barockarchitekten Gottfried Heinrich Krohne ausgestattet.

Die reichen Sammlungen sind größtenteils in den Schauräumen des Schlosses untergebracht. In der ehemaligen Hofküche wird die Welt des "Rococo en miniature" präsentiert, eine Ausstellung, die das Leben am Hofe zu Zeiten des Barocks im Maßstab 1:50 zeigt. Auch eine Gemäldegalerie und eine Porzellangalerie können im Schloss besichtigt werden, außerdem das naturhistorische Museum und das Museum für Schwarzburgische Geschichte.

Schloss Heidecksburg: Blick in den weitläufigen Schlosshof, vorne im Bild ein Zitronenbaum, im Hintergrund ein Turm.
Das Schloss Heidecksburg in Rudolstadt beherbergt mehrere Museen, staunen werden Besucher*innen beim Anblick der Prunkgemächer. Bildrechte: imago/Steve Bauerschmidt

Schloss Schwarzburg

Schloss Schwarzburg diente den Herrschaften von Schwarzburg-Rudolstadt einst als Sommerresidenz und Ausgangspunkt für die Jagd. Das Schloss ist malerisch gelegen, eingebettet im Grünen, hoch oben auf einem von der Schwarza umflossenen Schieferfelsen. Von der Vorgeschichte als wehrhafte Burg kündet auch die rund 5.000 Objekte umfassende Waffensammlung im restaurierten Zeughaus. Einmalig ist nicht nur, dass sie nahezu komplett erhalten ist. Besonders ist auch, dass die Waffen aus fünf Jahrhunderten nicht in Vitrinen, sondern frei hängend und liegend in der Schau unter dem Titel "Fürstliche Erlebniswelten" gezeigt werden.

Schwarzburg Kaisersaalgebäude, Blick über eine Wiese auf ein rötliches Gebäude mit dunklem Dach.
Kaisersaalgebäude der Schwarzburg. Bildrechte: MDR/Wolfgang Leyn

Schloss Wilhelmsburg in Schmalkalden

Über dem mittelalterlichen Stadtkern von Schmalkalden thront Schloss Wilhelmsburg. Erbaut wurde es zwischen 1585 und 1590 als Nebenresidenz der hessischen Landgrafen. Dabei gilt es heute als einzigartiges Juwel aus der Zeit der Renaissance: Aufgrund seiner originalen Raumstruktur im Inneren, wegen seiner prächtigen Wandmalereien und Stuckaturen sowie seiner nahezu vollständig erhaltenen Außenanlage. Der sogenannte Riesensaal macht seinem Namen alle Ehre: Er gehört zu den repräsentativsten und größten Festsälen des ausgehenden 16. Jahrhunderts in Deutschland.

Schloss Wilhelmsburg in Schmalkalden 1 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
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Fr 05.04.2019 15:00Uhr 00:21 min

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

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Das Museum im Schloss gibt Einblicke in die höfische Kultur und Gesellschaft am Ende des 16. und zu Beginn des 17. Jahrhunderts. Eine neue Dauerausstellung informiert über die Gründung des Schmalkaldischen Bunds 1530/31 und die Kirchenspaltung. Regelmäßig werden im Schloss außerdem Sonderausstellungen mit zeitgenössischer Kunst gezeigt.

Riesensaal mit verzierter Decke und Kronleuchtern im Schloss Wilhelmsburg in Schmalkalden, im Saal stehen Stühle symmetrisch angeordnet
Das Schloss Wilhelmsburg ist ein einzigartiges Beispiel für Renaissance-Architektur. Bildrechte: MDR/Marco Prosch

Thüringer Bauernhäuser Rudolstadt

Gegründet 1914/15, gelten die Thüringer Bauernhäuser als ältestes deutsches Freilichtmuseum. Die im Verfall begriffenen Fachwerkhäuser wurden damals aus den umliegenden Dörfern abgetragen und im Rudolstädter Heinrich-Heine-Park wieder aufgebaut. Im Anschluss an den Besuch bietet sich also ein Spaziergang an, vielleicht sogar mit Picknick im angrenzenden Park.

Heute veranschaulicht die Hofanlage das bäuerliche Leben der Thüringischen Region im 17. und 18. Jahrhundert. So erzählen die Bemalungen und Beschriftungen auf Möbeln und Gegenständen von der Wertschätzung, welche die einstigen – armen – Besitzer ihnen entgegenbrachten. Eindrucksvoll anzusehen ist eine alte Apotheke: Mörser und Arzneiflaschen weisen auf eine Besonderheit des Schwarzatales hin: den Olitätenhandel. Mit solchen Olitäten (Naturheilmitteln) handelten die so genannten "Buckelapotheker". Im Museumsladen sind solche Olitäten heute wieder zu kaufen. Für das leibliche Wohl wird im Bauerngarten gesorgt – ein Ort, an dem im Sommer immer wieder Freiluft-Veranstaltungen stattfinden.

Blick auf zwei Fachwerkhäuser, die am Ende einer Wiese hinter einem Zaun und hohen Bäumen stehen.
Die Thüringer Bauernhäuser gelten als ältestes Freiluftmuseum Deutschlands. Bildrechte: MDR/Holger John

Schillerhaus in Rudolstadt

Die erste Begegnung von Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe fand am 7. September 1788 im Beulwitz'schen Haus statt. Goethe hatte zum Abendessen eingeladen und entzückte seine Gäste mit Berichten seiner gerade beendeten Italienreise. Ab diesem Treffen gab es in Schillers Leben einen Aufbruch – schöpferisch, doch auch in Liebesdingen, denn auch die Schwestern Charlotte von Lengefeld und die drei Jahre ältere Caroline, verheiratete von Beulwitz, waren damals anwesend. Schiller verliebte sich gleich in beide Frauen, die "Ménage à trois" dauerte eine ganze Weile – bis er 1790 schließlich Charlotte heiratete.

EIn Gemäde: Auf der rechten Seite zwei Frauen in langen Kleidern, eine auf einer Bank, am anderen Ende einer kleinen Holzbrücke steht ein Mann mit Spazierstock und winkt ihnen zu.
Friedrich Schiller verliebte sich in Rudolstadt zugleich in zwei Schwestern. Bildrechte: imago images/KHARBINE-TAPABOR

Das Schillerhaus konzentriert sich in seiner Ausstellung genau auf diese Zeit des Schillerschen Aufbruchs und zeigt den Ort in authentischer Ausstattung. Ein Restaurant und ein Café laden zum Verweilen ein. Im Anschluss lohnt sich auch ein thematischer Rundgang durch Rudolstadt, wo auch Schiller oft unterwegs war.

Ein Beispiel: 1788 schlug ein Blitz in die dortige Stadtkirche ein und beschädigte die beiden Glocken. Das inspirierte Schiller zu seiner langen Ballade "Das Lied von der Glocke" ("Fest gemauert in der Erden / Steht die Form, aus Lehm gebrannt. / Heute muss die Glocke werden."). Unterstützung für die Dichtung erhielt er auch bei der Meyerschen Glockengießerei in Rudolstadt.

Recherche: MDR KULTUR

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | 09. Februar 2023 | 20:07 Uhr

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