Porträt einer Frau mit kurzen dunkel-gelockten Haaren auf einem Bahnsteig
Esther Dischereit zählt zu den wichtigsten literarischen Stimmen unter den Nachkommen der Shoa-Überlebenden in Deutschland. Bildrechte: picture alliance/dpa | Arne Dedert

Top 5 Darum hat es "Ein Haufen Dollarscheine" auf die Shortlist der Leipziger Buchmesse geschafft

25. März 2025, 18:35 Uhr

Für den Preis der Leipziger Buchmesse 2025 ist die Autorin Esther Dischereit mit ihrem Roman "Ein Haufen Dollarscheine" nominiert. Darin erkundet sie eine weit verzweigte jüdische Familiengeschichte aus der Perspektive zweier Nachgeborener. Dischereit ist selbst Tochter einer Holocaust-Überlebenden und eine der namhaftesten Autorinnen der zweiten Generation. Darum ist die Buchpreis-Jury von ihrem Roman begeistert:

"Ebenso leichtfüßig wie erhellend" führe Esther Dischereit "die erschütternde Existenz von Jüdinnen und Juden im Schatten des Holocaust vor Augen", lobt die Jury die Autorin. Mit ihrem Roman "Ein Haufen Dollarscheine" wurde Dischereit für den Preis der Leipziger Buchmesse 2025 nominiert.

"Kaleidoskopisch" kreise die Autorin um ihre Figuren und setze aus persönlichen Erinnerungen, historischen Dokumenten und privaten Archiven "das brüchige Dasein einer Shoa-Überlebenden und ihrer Angehörigen zusammen", heißt es weiter in der Begründung. Dischereits Roman vermittle außerdem, wie sie zugleich "die Last der traumatischen Vergangenheit und die empörenden Verhältnisse der Gegenwart auf ihren Schultern tragen".

Esther Dischereit führt ebenso leichtfüßig wie erhellend die erschütternde Existenz von Jüdinnen und Juden im Schatten des Holocaust vor Augen.

Jury des Preises der Leipziger Buchmesse

Neben Esther Dischereit sind auch Christian Kracht, Kristine Bilkau, Wolf Haas und Cemile Sahin in der Kategorie Belletristik für den Preis der Leipziger Buchmesse 2025 nominiert. Die Auszeichnung wird am 27. März vergeben.

Buchcover - Esther Dischereit: „Ein Haufen Dollarscheine“
In ihrem Roman "Ein Haufen Dollarscheine" rollt Esther Dischereit eine jüdische Familiengeschichte auf, speziell das Dilemma der Nachkommen von Holocaust-Überlebenden. Bildrechte: MaroVerlag
Cemille Sahin, Kristine Bilkau und Esther Dischereit 47 min
Bildrechte: Collage: Miriam Marlene Waldner / picture alliance/dpa/Georg Wendt / picture alliance/dpa|Arne Dedert
47 min

Eine Mutter-Tochter-Beziehung, eine mittelalterliche Fantasy-Geschichte, ein Buch im Buch, Schoah-Traumata in der zweiten und dritten Generation sowie ein kurdischer Familienroman – diese Romane sind nominiert.

MDR KULTUR - Das Radio Di 25.03.2025 20:00Uhr 46:58 min

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Audio

Darum geht es im Roman von Esther Dischereit

"Klären Sie bitte, wer hier mit wem zusammenhängt", lautet der erste Satz des Romans, in dem fast 60 namentlich genannte Figuren auftauchen. Esther Dischereit erzählt die Geschichte einer jüdischen Familie und erkundet die Schatten, die der Holocaust bis heute über sie wirft.

Zwei Nachgeborene führen durch das verzweigte Familiensystem. Im Hin und Her ihrer beiden Stimmen geht es quer durch verschiedene Zeitebenen und zu mehreren Orten von Europa bis in die USA. Alltagsbeobachtungen mischen sich mit politischen Überlegungen, die auch zeigen, wie heterogen jüdische Gesellschaften heute sind. "Traurig, voller Komik und unbequemer Wahrheiten", so beschreibt der Verlag Dischereits Roman. Laut Autorin handelt es sich um eine Mischung aus Dokumentation und Fiktion, ist Dischereit selbst doch Tochter einer Holocaust-Überlebenden.

Buchcover - Esther Dischereit: „Ein Haufen Dollarscheine“ 4 min
Bildrechte: MaroVerlag
4 min

Ester Dischereit rollt eine jüdische Familiengeschichte auf, speziell das Dilemma der Nachkommen von Holocaust-Überlebenden. Jörg Schieke stellt den Roman vor, der für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert ist.

MDR KULTUR - Das Radio Mo 24.03.2025 17:49Uhr 04:29 min

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Audio

Unsere Kritik zum Buch "Ein Haufen Dollarscheine"

Ester Dischereit wurde 1952 im hessischen Heppenheim geboren. Mit Büchern wie "Als mir mein Golem öffnete" und "Joëmis Tisch. Eine jüdische Geschichte" hat die Autorin wegweisende Texte zu den Erfahrungen der Nachkommen von Holocaust-Überlebenden geschrieben. Mit politischen Essays und Hörstücken hat sie dieses Thema immer wieder aufgenommen und ausgeweitet, ihr Roman zeigt zugleich, dass sich das Leben der jüdischen Gesellschaften heute nicht auf diese Erfahrungen reduzieren lässt, auch wenn "die biografische Markierung" bleibt.

Ein Roman, wie er, in dieser Konsequenz, in der deutschen Gegenwartsliteratur selten zu lesen ist.

Jörg Schieke, MDR KULTUR-Kritiker

"Das Erzählen selbst bringt jenen Prozess in Gang, der immer neue Lücken, Fragen, Ungereimtheiten aufreißt", formuliert Kritiker Jörg Schieke in seiner Rezension für MDR KULTUR. Dischereits Text sei hochambitioniert und durchkomponiert: "Ein Roman, wie er, in dieser Konsequenz, in der deutschen Gegenwartsliteratur selten zu lesen ist." 

Mehr zum Buch:

Esther Dischereit: "Ein Haufen Dollarscheine" (Roman)

  • Verlag: MaroVerlag
  • ISBN: ISBN978-3-87512-676-1
  • Hardcover, 312 Seiten, 24 Euro

Quellen: MDR KULTUR (Jörg Schieke), Maro Verlag, Leipziger Buchmesse
redaktionelle Bearbeitung: sg, ks, tmk

Das sind die anderen Nominierten für den Belletristik-Preis der Leipziger Buchmesse

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 24. März 2025 | 17:40 Uhr