Chemnitz Maaßen bekräftigt Zweifel an Echtheit von Video
Hauptinhalt
09. September 2018, 11:26 Uhr
Nach Kritik an Verfassungsschutzpräsident Maaßen hat dieser seine Zweifel an der Echtheit eines Videos bekräftigt, das Übergriffe auf Ausländer in Chemnitz belegen soll. Unterdessen gehen die Rücktrittsforderungen an Maaßen weiter.
Der Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, hat seine geäußerten Zweifel an der Echtheit eines Videos bekräftigt, auf dem zu sehen ist, wie Ausländer in Chemnitz bedroht werden. Das berichtet die "Bild am Sonntag". Danach begründete er bei einem Treffen mit Innenstaatssekretär Stephan Mayer (CSU) und anderen Vertretern des Ministeriums seine Zweifel mit der unklaren Herkunft des Videos. So gebe es keinerlei Informationen über die Organisation "Antifa Zeckenbiss", zitiert die Zeitung den Verfassungsschützer.
Bereits am Freitag hatte Maaßen erklärt: "Nach meiner vorsichtigen Bewertung sprechen gute Gründe dafür, dass es sich um eine gezielte Falschinformation handelt, um möglicherweise die Öffentlichkeit von dem Mord in Chemnitz abzulenken."
Antifa-Gruppe weist Fälschungsvorwurf zurück
Unter diesem Twitter-Account wurde das mit "Menschenjagd" betitelte Video veröffentlicht. "Antifa Zeckenbiss" erklärte, man habe das Video von der Seite einer "patriotischen Gruppe".
Generalstaatsanwaltschaft prüft mögliche Vorgeschichte
Die Generalstaatsanwaltschaft in Dresden hatte Maaßen am Freitag widersprochen: Sie habe keine Hinweise auf eine Fälschung. Laut "BamS" prüfen die Ermittler zugleich eine mögliche Vorgeschichte der Videoszene. Demnach soll es zwischen den Flüchtlingen und den mutmaßlichen Rechtsradikalen Streit gegeben haben, weil die Flüchtlinge sie gefilmt haben sollen.
Ministerpräsidenten fordern Rücktritt von Maaßen
Unterdessen haben zwei Ministerpräsidenten die Entlassung von Maaßen gefordert. Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Dreyer sagte der "Bild am Sonntag", sie glaube nicht, dass er noch der richtige Mann an dieser Stelle ist: "Maaßen stellt die Glaubwürdigkeit von Politik, Medien und den vielen Augenzeugen infrage", er schaffe weitere Verunsicherung und zerstöre Vertrauen in den Staat. Dreyers Thüringer Amtskollege Ramelow sagte der Zeitung, wenn Maaßen seine Andeutungen nicht belegen könne, müsse er entlassen werden.
Kretschmer fordert Versachlichung
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer mahnte indes: "Fremddiagnosen aus der Ferne helfen niemandem weiter." Eine politische Bewertung der Taten könne erst nach Abschluss aller Justizverfahren vorgenommen werden. Alles andere sei unseriös.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 09. September 2018 | 06:00 Uhr