Landkreis Börde Grünes Licht für High-Tech-Park im Sülzetal: Gemeinderat stimmt zu
Hauptinhalt
28. März 2025, 06:27 Uhr
Während die zukünftige Nutzung des Intel-Geländes am Magdeburger Stadtrand ungewiss ist, werden im angrenzenden Sülzetal Fakten geschaffen. Der geplante High-Tech-Park hat nun eine wichtige Hürde genommen. Gemeinsam mit den angedockten Intel-Flächen entsteht damit das größte zusammenhängende Gewerbegebiet in Sachsen-Anhalt. MDR SACHSEN-ANHALT beantwortet die wichtigsten Fragen rund um das geplante Gewerbegebiet.
Es waren lange Verhandlungen, ehe es eine Einigung gab, mit der beide Seiten zufrieden waren. Nun haben die Gemeinde Sülzetal und das Land Sachsen-Anhalt die Rahmenbedingungen festgelegt, unter denen der High-Tech-Park am Kreuz der A14 und B81 südlich von Magdeburg entwickelt werden kann. Dazu wurden der Bebauungsplan und ein städtebaulicher Vertrag beschlossen.
MDR SACHSEN-ANHALT beantwortet die wichtigsten Fragen rund um das geplante Gewerbegebiet.
Wem gehören die Flächen?
Die rund 400 Hektar am direkt daneben liegenden Eulenberg sind bereits an Intel verkauft. Die landeseigene High-Tech-Park Sachsen-Anhalt GmbH (HTP) ist derzeit dabei, die benachbarten 519 Hektar Acker im Sülzetal anzukaufen. Zuvor wurden für die Flächen hohe Summen durch das Land gezahlt. Auch Flächen im Bereich des Dorfes Schleibnitz werden aktuell angekauft. Diese sollen als eventuelle Erweiterungsflächen des High-Tech-Parks vorgehalten werden.
Wer soll sich im High-Tech-Park ansiedeln?
Der Chef der HTP, Frank Ribbe, sagte dem Gemeinderat: "Sie sollten sich keine Sorgen machen. Auf dem Eulenberg wird sich ein Ankerinvestor finden." Und verweist dabei auf Intel und mögliche Alternativen: Namhafte Unternehmen hätten sowohl bereits nach dem Eulenberg und dem High-Tech-Park nachgefragt.
Sie sollten sich keine Sorgen machen. Auf dem Eulenberg wird sich ein Ankerinvestor finden.
Im High-Tech-Park werde soll ein Teil der Flächen für Zulieferer der Chipindustrie weiter vorgehalten werden. Jedoch soll der Rest des Areals unabhängig von Intel entwickelt werden und auch Angebote wie Kinderbetreuung oder Fitnessstudios vorhalten. Laut Ribbe sollen gezielt Investoren, etwa aus den Branchen Biotechnologie, Halbleiter und Cloud Computing angesprochen werden. Ein besonderer Fokus werde dabei auf Forschung und Entwicklung liegen.
Wer trägt die Kosten?
Das Land Sachsen-Anhalt. Es hat sich nach großer Gegenwehr der Gemeinde per Vertrag dazu verpflichtet, allein für Ausbau und Unterhalt des Gewerbegebiets und der neugebauten Straßen und Leitungen aufzukommen. Für die Gemeinde Sülzetal ein wichtiger Punkt, da sie schon lange darüber klagt, das im bestehenden Gewerbegebiet durch den hohen LKW-Verkehr hohe Kosten für den Unterhalt der Straßen entstehen würden. In einem Schreiben sicherte Ministerpräsident Haseloff der Gemeinde volle Unterstützung zu. Laut Gemeindebürgermeister Jörg Methner beinhaltet das etwa auch, im Zuge der Bauarbeiten beschädigte Straßen zu reparieren.
Welche Umweltauflagen gibt es?
Dort, wo gebaut wird, soll der ausgehobene Mutterboden von mindestens 40 Zentimetern Höhe erhalten bleiben. Der Boden soll nicht vergeudet werden und entweder vor Ort verbaut oder der Gemeinde kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Mindestens 60 Prozent der neu gebauten Dachflächen im High-Tech-Park sollen mit Solaranlagen bedeckt werden. Ebenerdige Solaranlagen sind verboten. 250 Hektar Fläche werden als Ausgleichsflächen für Feldhamster hergerichtet und entsprechend bewirtschaftet. Zudem gibt es diverse Vorgaben bezüglich Lärmschutz, Lichtverschmutzung und Abstand zur Wohnbebauung.
Auch das Thema Wasserversorgung noch nicht abschließend geklärt. Jedoch hängt diese Frage ohnehin davon ab, welche Firmen letztendlich kommen werden. Für den Ausbau wäre das Land zuständig.
Welche Bedenken gibt es?
Bis zu Vertragsabschluss konnte einiges ausgeräumt werden. Weitere Klärung braucht die Frage nach dem Brandschutz. Bei einem Feuer im HTP wären die Feuerwehren im Sülzetal zuständig. Hierzu wird im Vertrag geschrieben: "Die Gemeinde erklärt, dass die Leistungsgrenze der bestehenden Freiwilligen Feuerwehr der Gemeinde derzeit ausgeschöpft ist und eine Erhöhung der eigenen Kapazitäten aus haushaltärischen Gründen gegenwärtig nicht in Betracht kommt." Eine Kooperation mit Magdeburg und Wanzleben wird laut Bürgermeister Methner angestrebt. Zudem müsste das Land Kosten für den Ausbau des Brandschutzes im Sinn des High-Tech-Park tragen.
Andreas Hauer, Wehrleiter der Freiwilligen Feuerwehr Sülzetal Süd und selbst Ratsmitglied, sagte MDR SACHSEN-ANHALT: "Wir werden es in den nächsten Jahren nicht schaffen, aus eigener Kraft unsere Feuerwehr für so einen High-Tech-Park fitzumachen. In Langenweddingen bräuchten wir eine neue Wache. Und wir werden auch nicht immer genug Leute haben." Hauer selbst glaubt, die Gemeinde brauche mindestens einige hauptamtliche Kräfte für den HTP, eventuell auch einen Vertrag mit einer Berufsfeuerwehr. Projektentwickler Frank Ribbe gab zu bedenken, dass Investoren ohnehin eventuell Werksfeuerwehren anstellen werden.
Unklar sind auch die Einnahmen für die Gemeinde. Auch hier gab es im bestehenden Gewerbegebiet im Sülzetal Konflikte, weil Unternehmen mit Hauptsitz in anderen Teilen Deutschlands beziehungsweise der Welt vor Ort nicht die erwarteten Steuern gezahlt hatten. Im Vertrag heißt es: "Bei der Vermarktung sind Gewerbesteuereinnahmen für die Gemeinde anzustreben." Ribbe sagt, das "werde man versuchen". Neben der Gewerbesteuer gebe es auch andere Abgaben, von denen die Gemeinde profitieren könne. Gemeindebürgermeister Methner sagt: "Natürlich können wir die Unternehmen nicht zwingen." Man werde aber das Gespräch suchen.
So ein Projekt wird unsere landwirtschaftlich geprägte Region nachhaltig verändern.
Einen dritten Punkt wirft der Ortsbürgermeister von Langenweddingen, Martin Wolff, auf. Sein Dorf liegt direkt an dem geplanten Gewerbegebiet. "Wir müssen uns darüber im Klaren sein, was hier passiert. So ein Projekt wird unsere landwirtschaftlich geprägte Region nachhaltig verändern. Da rede ich auch von der Art, wie wir hier zusammenleben, miteinander umgehen." Er verwies damit an den Wandel in der Region, der mit Erschließung des ersten Gewerbegebiets in den 90er-Jahren begonnen hatte. Im Sülzetal sind heute auch große Firmen wie Amazon, DHL oder Edeka ansässig. Wolff sagte weiter: "Die wirtschaftliche Lage ist gerade schlecht, man sollte solche Dinge auch vielleicht weniger mit der rosa-roten Brille sehen."
Was tut sich auf den Intel-Flächen?
Auf den Intel-Flächen wurden bislang Wasserleitungen umgelegt und erneuert. Hochbehälter, um zwischenzeitliche Schwankungen im Wasserbedarf und der Versorgung der Firmen auszugleichen sind ebenfalls in Planung. Ansonsten grünt dort die Landschaft vor sich hin. Wie eine Sprecherin einer PR-Agentur im Auftrag von Intel mitteilte, gibt es mit der "Stiftung Kulturlandschaft einen Bewirtschaftungsvertrag für die Flächen auf Magdeburger und Sülzetaler Gebiet (…). Hier geht es unter anderem um das Thema Bodenschutz und Einhaltung artenschutzrechtlicher Auflagen."
An der Nähe der B81 ist die ehemalige Siedlung Baumschule mittlerweile verlassen. Auch hier wurde etliche Grundstücke und Gebäude aufgekauft. Mittlerweile trainiert dort die Polizei. Direkt nebenan entsteht ein Umspannwerk. Hierzu erklärt der Energieversorger Avacon: "Auch unabhängig von der Intel-Ansiedlung besteht am Standort weiterhin Bedarf für ein Umspannwerk. Dieser ergibt sich sowohl aus den vorliegenden EEG-Anträgen [Ausbau erneuerbarer Energien, Anm. d.R.] als auch aus den Prognosen für den westlichen Raum von Magdeburg. Derzeit arbeiten wir gemeinsam mit 50Hertz an einer angepassten Variante des ursprünglich geplanten Umspannwerks Eulenberg. Eine Erweiterung um die erforderlichen Komponenten kann bei Bedarf kurzfristig erfolgen. Sollte sich Intel in zwei Jahren für den Bau der Chipfabrik entscheiden, sind wir weiterhin vorbereitet."
An der L50, der Verbindungsstraße von der A14 nach Wanzleben, laufen derzeit am westlichen Ende des Eulenbergs die Ausbauarbeiten. Laut der Landesstraßenbaubehörde sollen die Bauarbeiten spätestens im Oktober abgeschlossen sein. Ursprünglich hatte man einige Restarbeiten gestückelt ausgeschrieben, so LSBB-Chef Stefan Hörold. Ursprünglich hatte man Platz gelassen für die vielen Lkw, die abgebaggerte Erde vom Eulenberg fahren sollten. Da die Intel-Investition weiter auf Eis liegt, fahren keine Lkw. Der LSBB hofft nun, die Restarbeiten vorverlegen zu können, um früher fertig zu werden.
Wie geht es weiter?
Die HTP GmbH kann nun in die Planung einsteigen. Laut Frank Ribbe soll ein Masterplan bis Sommer 2026 erstellt werden. Erste Erschließungen seien Ende 2026 denkbar. Zunächst müssten Artenschutzmaßnahmen, etwa für den Feldhamster und die Lerche stattfinden. Ab Mitte Juni sollen die ersten Vorgrabungen der Archäologen beginnen.
MDR (Max Hensch, Oliver Leiste) | Zuerst veröffentlicht am 27. März 2025
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 28. März 2025 | 06:00 Uhr
Arbeitslos.2023 vor 2 Tagen
Vielleicht ist es vorteilhafter wenn der Chipriese nicht kommt, dann bleiben die jetzt schon hohen Wohnhaltungskosten eher stabil und es kommt nicht zu Mieterhöhungen oder Erhöhung von Baugrundstückspreisen ( sind ja schon hoch genug) in der Region Magdeburg. Wer würde denn in solch einer Fabrik arbeiten? Null Acht Fünfzehn wohl kaum, eher ausländische Fachkräfte oder studierte Fachkräfte. Achso ergibt ja auch noch eine Reinigung, Kantine, Pförtner und Sicherheitspersonal. Vom Umweltaspekt mal ganz zu schweigen.
Man kann froh sein wenn dies nicht kommt.
Magdeburger Domspatz vor 2 Tagen
Du hast die Frage von @Durchblick 2.0 aber nicht beantwortet! Wundert mich natürlich nicht..... Ich antworte für Dich. Die im Bau befindliche Fabrik von TSMC kostet 10 Milliarden €uro. Diese Fabrik wird von Deutschland mit 5 Milliarden subventioniert. Das sind 50% Zuschuss vom deutschen Steuerzahler! Noch Fragen.....?
sgd.fan vor 2 Tagen
Die neue befindet sich im Bau und die anderen Produktzieren schon Jahrelang. Da Intel ja nicht kommt und kein anderer in Aussicht ist wird trotzdem daran festgehalten für mich unverständlich.
Danke zurück.