Handwerker-Nachwuchs 114 junge Meisterinnen und Meister in Magdeburg geehrt
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23. März 2025, 19:50 Uhr
In Sachsen-Anhalt haben im vergangenen Jahr rund 260 junge Menschen ihre Meisterausbildung im Handwerk abgeschlossen. In Magdeburg hat die Handwerkskammer am Samstag Neu-Meisterinnen und -Meister aus dem Norden des Bundeslandes gefeiert. MDR SACHSEN-ANHALT stellt zwei von ihnen vor.
- 114 neue Meisterinnen und Meister gibt es im Kammerbezirk Magdeburg.
- Die Branche hat mit einer bevorstehenden Rentenwelle zu kämpfen.
- Im Sanitärbereich ist die Nachfrage höher als die Kapazität der Ausbilder.
Es ist ein besonderer Moment im Berufsleben der Handwerkerinnen und Handwerker. Am Samstag haben in Magdeburg 114 Handwerkerinnen und Handwerker aus acht Gewerken ihre Meisterbriefe erhalten. Der Meisterbrief eröffnet neue Karrierechancen, bringt besseres Gehalt und ist der gedruckte Beweis für Kompetenz und Expertise. Er ist auch nicht geschenkt – die meisten Weiterbildungen laufen gute zwei Jahre neben der Arbeit und kosten zwischen 10.000 und 15.000 Euro.
Milena Schallenberg aus Magdeburg war es das wert. Sie hat sich nach dem Abi gegen ein Studium entschieden, wurde genau wie ihr Lebensgefährte Meisterin in der Elektrotechnik – und als einzige Frau in der Schule Jahrgangsbeste: "Ich habe für meine Prüfung eine Holzschleifmaschine gebaut, das war ein Riesenprojekt, in das ich viel reinvestiert habe. Aber es hat auch viel Spaß gemacht, alles nochmal anzuwenden, was ich gelernt habe." Schallenberg ist auch aktiv auf Instagram und zeigt nicht nur dort, dass sie ihren Traumjob gefunden hat. Künftig will sie für die Magdeburger Stadtwerke arbeiten.
Handwerkskammer-Präsident: Branche kämpft mit Rentenwelle
Es sind Geschichten wie diese, die das Herz von Handwerkskammer-Präsident Andreas Dieckmann höher schlagen lassen. "Eine geile Veranstaltung", meint der Raumausstatter aus Elbingerode. Er selbst erinnert sich noch eine seine Meisterausbildung. "Ich war danach geschafft. Das lief damals parallel zum Job, da waren viele Entbehrungen nötig. Viele unserer Prüflinge haben schon Familie und übernehmen Verantwortung in Unternehmen. Eine tolle Sache, denn: Wir brauchen viele kluge Köpfe."
Was Dieckmann anspricht: Die 260 junge Neu-Meisterinnen und Neu-Meister, die Sachsen-Anhalt im vergangenen Jahr bekommen hat, reichen nicht aus, um die Renteneintritte der "Altmeister" zu kompensieren. "Wir werden in den nächsten Jahren Tausende in den Ruhestand verlieren," weiß der Kammer-Präsident.
Erfreulich und ärgerlich zugleich: Während das Kfz-Handwerk weiter das beliebteste bei den Meistern bleibt, erlebt der Sanitär- und Heizungsbereich weiterhin einen Boom. "Da haben wir leider auch recht lange Wartelisten", sagt Dieckmann. Es fehle an Ausbildern und das Lehrgebäude der Handwerkskammer müsse saniert werden. Dieckmann wünscht sich eine stärkere Beteiligung des Bundes bei der Förderung der handwerklichen Aus- und Weiterbildungen.
Nachwuchs fürs Handwerk: Familienbetrieb in Aken bleibt erhalten
Bereits seine zweite Meisterprüfung hat Matthias Bartkowiak hinter sich. Der 35-Jährige aus Aken war bereits Kfz-Meister, als Sachverständiger aber nicht zu 100 Prozent glücklich: "Da schreibt man dann seine Berichte und dann war es das. Als Malermeister kann man viel mehr die Kreativität ausleben und Kunden glücklich machen."
Handwerk hat goldenen Boden. Und wenn man die Leidenschaft dafür hat – warum sollte man es nicht übernehmen.
Der Umschwung hat aber auch noch einen zweiten Grund: "Unser Familienunternehmen gibt es seit 123 Jahren. Mein Ur-Ur-Großvater hat es gegründet. Mein Vater leitet es jetzt 30 Jahre. Absehbar geht er dann auch in seine wohlverdiente Rente", sagt Matthias Bartkowiak. "Handwerk hat goldenen Boden. Und wenn man die Leidenschaft dafür hat – warum sollte man es nicht übernehmen."
Bartkowiaks Maler-Meisterstück, die fiktive Eingangshalle eines Luxus-Hotels, ist am Firmensitz der Familie in Aken zu sehen – ganz in der Nähe seines Eigenheims, seinem Lieblingsprojekt, wie er sagt: "Da habe ich schon viel Arbeit rein investiert, Sachen neu ausprobiert, selbst verwirklicht."
Auch Milena Schallenberg baut gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten gerade ein altes Haus aus – hauptsächlich in Eigenleistung: "Das ist total erfüllend für mich. Wir helfen auch Freunden gerne aus. Das macht das Handwerk auch aus."
MDR (Max Hensch, Hanna Kerwin)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT | 23. März 2025 | 12:00 Uhr