Reiner Haseloff (M, CDU), Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt steht mit seinen Ministern vor der Staatskanzlei.
Auf der höchsten Hierarchieebene, den Ministern und Staatssekretärinnen, liegt der Anteil ostdeutscher Führungskräfte in Sachsen-Anhalt bei 52 Prozent. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Klaus-Dietmar Gabbert

Ost und West Fast jede zweite Führungskraft in Sachsen-Anhalts Ministerien stammt aus dem Westen

01. August 2024, 14:09 Uhr

Nur rund die Hälfte aller leitenden Positionen in Sachsen-Anhalts Ministerien ist mit Ostdeutschen besetzt. Das zeigt eine Auswertung der Landesregierung, die MDR SACHSEN-ANHALT vorliegt. Im Vergleich zum vergangenen Jahr hat sich der Anteil ostdeutscher Führungskräfte leicht erhöht.

Schriftzug "MDR DATA"
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Nur rund jede zweite Führungskraft in Sachsen-Anhalts Ministerien stammt aus dem Osten. Das geht aus einer Antwort der Landesregierung auf eine parlamentarische Anfrage der Linksfraktion hervor, die MDR SACHSEN-ANHALT vorliegt. Demnach sind 149 von 303 Führungskräften (49,2 Prozent) in den neuen Bundesländern geboren. Zehn weitere (3,3 Prozent) stammen aus Berlin, 143 (47,2 Prozent) aus dem Westen. Die Daten beziehen sich auf alle Minister, Staatssekretäre, Abteilungs-, Referats- und Stabstellenleitungen zum Stichtag 1. Juni 2024.

Armin Willingmann im Landtag von Sachsen-Anhalt 1 min
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Auf der höchsten Hierarchieebene, den Ministern und Staatssekretärinnen, liegt der Anteil ostdeutscher Führungskräfte bei 52 Prozent (13 von 25). Bereits im vergangenen Jahr hatte MDR Data ausgewertet, wie viele Führungskräfte in Sachsen-Anhalts Ministerien in Ostdeutschland geboren sind. Damals stammten 13 von 24 Ministern und Staatssekretärinnen aus den neuen Bundesländern. Eine westdeutsche Führungskraft ist also hinzugekommen.

Ostdeutsche in Bundesbehörden unterrepräsentiert Laut einer Studie des Ostbeauftragten Carsten Schneider waren von rund 3.000 Leitungspositionen in Bundesbehörden und Bundesgerichten zum Stichtag 1. September 2022 gerade einmal 7,5 Prozent mit Menschen besetzt, die in Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern oder Brandenburg geboren wurden. Weitere 6,4 Prozent stammen aus Berlin. Aber rund 20 Prozent der deutschen Bevölkerung stammen gebürtig aus Ostdeutschland. Ostdeutsche sind der Studie zufolge über alle Führungsebenen hinweg "nicht ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung entsprechend vertreten".

Leichter Anstieg bei den unteren Hierachieebenen

Auf den unteren Hierarchieebenen ist der Anteil ostdeutscher Führungskräfte leicht gestiegen. Von den 278 Abteilungs-, Referats- und Stabstellenleitungen sind 48,9 Prozent (2023: 47,5 Prozent) in den neuen Bundesländern geboren, 3,2 Prozent stammen aus Berlin und 47,5 Prozent aus den alten Bundesländern. Besonders hoch ist der Anteil ostdeutscher Führungskräfte im Bildungsministerium (77 Prozent), besonders niedrig in der Staatskanzlei (37 Prozent).

Die Auswertung der Landesregierung zeigt auch, dass Ausländerinnen und Ausländer in den höchsten Positionen unterrepräsentiert sind: Ihr Anteil an der Bevölkerung Sachsen-Anhalts liegt bei sechs Prozent, unter den 303 Führungskräften fällt jedoch nur eine Person (0,3 Prozent) in die Kategorie "Im Ausland geboren oder Geburtsort unbekannt".

Viele Angaben bleiben geheim

In der Antwort der Landesregierung zur Herkunft der Führungskräfte sind neben den Ministerien auch die jeweils nachgeordneten Behörden aufgelistet. Allerdings sind viele der Angaben mit Verweis auf das informationelle Selbstbestimmungsrecht der Bediensteten als geheim eingestuft und damit nicht öffentlich.

Linken-Abgeordnete und Anfragestellerin Kristin Heiß sieht das kritisch. Heiß sagte MDR SACHSEN-ANHALT: "Auf der einen Seite wird uns von der Landesregierung gesagt, dass es egal sei, woher jemand komme, da Eignung und Befähigung ausschlaggebend seien, auf der anderen Seite wird verheimlicht, ob jemand aus BRD oder DDR stammt."

Eine Frau sitzt an einem Laptop
Kristin Heiß, Abgeordnete der Linksfraktion im Landtag von Sachsen-Anhalt Bildrechte: MDR/Uli Wittstock

Auf der einen Seite wird uns von der Landesregierung gesagt, dass es egal sei, woher jemand komme, da Eignung und Befähigung ausschlaggebend seien, auf der anderen Seite wird verheimlicht, ob jemand aus BRD oder DDR stammt.

Kristin Heiß Fraktion Die Linke

Laut Heiß ging es nicht darum, den genauen Geburtsort zu wissen, sondern lediglich eine territoriale Zuordnung zu erhalten. Dass dies aus Datenschutz-Gründen verheimlicht wird, erkläre sich ihr nicht.

MDR (Manuel Mohr, David Wünschel), zuerst veröffentlicht am 31.07.2024

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 01. August 2024 | 13:00 Uhr

20 Kommentare

Richtet vor 34 Wochen

Es ist doch kein Wunder, dass
wir im Osten von Westdeutschen regiert werden.
Das sind die Verwalter,die aufpassen müssen.
Wir haben im Osten nicht mal einen Ministerposten!?
Die Geschichte schreibt zur 1.
unblutigen Revolution der Menschheitsgeschichte.
Der Kolonialherr überfällt das Land, besetzt das Land und zieht sich ins Ursprungsland zurück und lässt Verwalter zurück.
Ich habe dieses selber erlebt.
Ich habe in einem Betrieb im Osten gearbeitet ,wir waren fast
100 Mitarbeiter ,jetzt sind es nur noch 4 .

ria vor 34 Wochen

Sicher sind die Leistungen von Haseloff nicht das gelbe vom Ei. Aber wenn ich so zurück denke hatten wir hier in Sachsen-Anhalt genug West Importe, sprich Politiker aus der dritten Reihe die hier als MP installiert wurden. Gerissen haben die auch nichts, außer die Buschzulage ab zu kassieren.

Klausemann vor 34 Wochen

Entscheidend ist doch, daß die Führungspositionen von fähigen Leuten besetzt werden, unabhängig von der Herkunft. Ist die gleiche sinnbefreite Diskussion wie bei der "Frauenquote".

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