Ein Werkstatt-Meister installiert in einer Volkswagen-Werkstatt über eine Diagnosestation von VW ein Softwareupdate für einen VW Golf. 1 min
Boryszew Kunststofftechnik stellt Teile für Auto-Innenräume her – unter anderem für VW. Mehr zur aktuellen Lage dort im Audio. (Symbolbild) Bildrechte: picture alliance / dpa | Karl-Josef Hildenbrand
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MDR SACHSEN-ANHALT Do 17.04.2025 08:06Uhr 00:33 min

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Produktion ausgelastet Boryszew in Gardelegen: Mehrere Interessenten für insolventen Autozulieferer

17. April 2025, 10:04 Uhr

Der Autozulieferer Boryszew Kunststofftechnik aus Gardelegen ist insolvent. Am Standort in der Altmark arbeiten knapp 500 Beschäftigte – die Firma stellt unter anderem Teile für den Innenraum von Fahrzeugen her. Nach Angaben des Insolvenzverwalters haben mehrere Unternehmen Interesse an einer Übernahme.

Für den insolventen Autozulieferer Boryszew Kunststofftechnik (BKD) in Gardelegen gibt es Kauf-Interessenten. Das teilte Alexander Görbing, Sprecher des Insolvenzverwalters, MDR SACHSEN-ANHALT mit. Demnach haben mehrere Unternehmen Interesse an einer Übernahme. Wie es mit dem Standort weitergeht, sei aber noch offen. Entscheidend sei, ob sich gemeinsam mit einem Investor langfristig ausreichend Aufträge sichern ließen.

Die Produktion läuft den Angaben zufolge aktuell stabil und ist gut ausgelastet. Die Aufträge reichen laut Insolvenzverwalter bis ins kommende Jahr. Das sage aber noch wenig über die Zukunft des Unternehmens aus, betonte Görbing.

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Boryszew Kunststofftechnik stellt Teile für Auto-Innenräume her. Mehr zur Insolvenz im Video. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Boryszew: Lösungen mit Gewerkschaften und Betriebsräten angepeilt

Im vorläufigen Insolvenzverfahren sei es üblich, den Betrieb zunächst ohne Einschränkungen weiterzuführen. Ziel sei es, möglichst viel Geld einzunehmen – zugunsten der Gläubiger. Wenn der Insolvenzverwalter nachweisen könne, dass sich die Produktion lohne, erhalte er in der Regel auch die Zustimmung für nötige Wareneinkäufe, sagte Görbing.

Am Boryszew-Standort in der Altmark arbeiten knapp 500 Beschäftigte. Im März hieß es von der Insolvenzverwaltung, es seien keine Kündigungen geplant. Mit Blick auf Auftragseinbrüche und Umsatzrückgang müsse man zusammen mit Gewerkschaften und Betriebsräten Lösungen finden, um dem entgegenzuwirken. Das müsse nicht immer Personalabbau sein. So gebe es beispielsweise intelligente Arbeitszeitsysteme oder die Option des "In-Sourcing", bei der bisher extern vergebene Aufgaben wieder ins Unternehmen zurück geholt werden.

Betrieb stellt Teile für Auto-Innenräume her

Die Insolvenz des Autozulieferers war Anfang März (04.03) bekannt geworden. Zu den Gründen verwies der Betriebsrat in einem Bericht der "Mitteldeutschen Zeitung" auf Absatzrückgänge und Liquiditäts-Probleme.

Boryszew Kunststofftechnik stellt den Angaben zufolge Spritzguss-Teile für Auto-Innenräume her – unter anderem Cockpit-Elemente. Zu den wichtigsten Kunden zählt demnach der VW-Konzern. Die Gehälter der Beschäftigten sind zunächst für drei Monate über das Insolvenzgeld abgesichert.

2011 hatte die polnische Boryszew-Gruppe die insolvente Altmärker Kunststoff-Technik GmbH (AKT) in Gardelegen übernommen.

Gewerkschaft will Sanierungskonzept vorlegen

Die Fahne der Gewerkschaft IG BCE
Die Gewerkschaft IG BCE will ein Sanierungskonzept entwickeln. Bildrechte: picture alliance/dpa/Michael Bahlo

Die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) kündigte im März als Reaktion auf die Schieflage an, Boryszew Kunststofftechnik in Gardelegen retten zu wollen. "Wir werden mit den Beschäftigten vor Ort ein Sanierungskonzept entwickeln", sagte Gewerkschaftssekretär Franz Braun MDR SACHSEN-ANHALT. Das Konzept solle anschließend dem Insolvenzverwalter vorgelegt werden.

Braun erklärte, es sei schon längere Zeit bekannt, dass sich die Boryszew Kunststofftechnik Deutschland GmbH in einer wirtschaftlich schwierigen Lage befinde. "Aber wir sind nicht davon ausgegangen, dass die Insolvenzanmeldung wirklich kommt."

Bürgermeisterin beklagt fehlenden Kontakt zu Boryszew

Mandy Schumacher
Mandy Schumacher, Bürgermeisterin von Gardelegen Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild/Klaus-Dietmar Gabbert

Gardelegens Bürgermeisterin Mandy Schumacher (SPD) sprach mit Blick auf die Insolvenz von einem "Schreck" und sicherte den rund 500 Mitarbeitern Unterstützung zu. Sie sagte MDR SACHSEN-ANHALT, dass die Wirtschaftsförderung den Mitarbeitern zur Seite stehen und bei der Weitervermittlung helfen würde, wenn der Betrieb eingestellt werden sollte. Auch dem Insolvenzverwalter habe die Stadt bereits Hilfe in Form von Gesprächen und Kontaktvermittlung angeboten.

Schumacher beklagte aber auch den fehlenden Kontakt zu Boryszew in der Vergangenheit. Die Stadt habe seit Jahren mehrfach versucht, in den Austausch zu gehen, jedoch keine Antwort von dem Automobilzulieferer erhalten.

MDR (Lukas Mauri, Uli Wittstock, Stephan Schulz, Lydia Zahn, Felix Fahnert, Kalina Bunk) | Erstmals veröffentlicht am 04.03.2025

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 17. April 2025 | 07:00 Uhr

61 Kommentare

Peter vor 6 Wochen

Maria A.: Fragen Sie mal herum, ob die von der SPD iniziierte Kurzarbeiterregelung den Firmen geholfen hat, in schwierigen Zeiten zu überleben oder nicht.
Ich schätze, Sie werden aus der Wirtschaft eine eindeutige Antwort bekommen.
Beim IAB (Einrichtung der Arbeitsagentur) hat man die Arbeitgeber befragt. Herausgekommen ist folgendes. Ich zitiere: "Tatsächlich stimmen fast zwei Drittel der Betriebe (62 Prozent) der Aussage voll und ganz zu, wonach Kurzarbeit dabei hilft, die Arbeitszeit zu reduzieren und gleichzeitig die Arbeitsprozesse bei geringerer Auslastung zu erhalten. Weitere 17 Prozent stimmen der Aussage eher zu (siehe Abbildung 1). Die Bewertung hängt dabei nur in geringem Maße davon ab, ob die Betriebe zum Zeitpunkt der Befragung Kurzarbeit einsetzten oder nicht."

Colomoa vor 6 Wochen

in Braunschweig war nie ein Produktionswerk, da war nur ein Büro und das ist auch schon seit 4 Jahren zu, genau wie die Produktion in Salzgitter und der Werkzeugmacher in Langenhagen. Boryszew fährt alle westeuropäischen Standorte runter, seit Jahren, brauch es keine AFD zu

Peter vor 6 Wochen

Na aber sicher, Horus.
Man nehme die Aufträge, die bisher in Gardelegen abgearbeitet wurden, und verlege sie meinetwegen nach Braunschweig.
Die Folge: Die GmbH in Gardelegen hat keine Aufträge mehr und muss Insolvenz anmelden.

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