Auszeichnung Was eine Tischlerei in Pretzier zum Top-Ausbildungsbetrieb macht
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31. Januar 2025, 11:16 Uhr
Tischlermeister Matthias Loth aus Pretzier bei Salzwedel ist von der Handwerkskammer Magdeburg als "Top Ausbilder" geehrt worden. Für Loth stehen vielseitig ausgebildete Lehrlinge und die Begeisterung für das Tischlerhandwerk im Vordergrund.
Seit er 1991 seinen Betrieb im westaltmärkischen Pretzier gründete, hat Matthias Loth 21 junge Leute ausgebildet. Die Gesellenstücke aus seiner Werkstatt werden jedes Jahr mit Spannung erwartet. Loth steht in dem Ruf, seinen Lehrlingen nicht nur das praktische Handwerkszeug mitzugeben, sondern in ihnen die wahre Liebe zum Tischlerhandwerk zu wecken.
Neue Architektur muss immer noch einen Kick draufsetzen.
Tischlermeister Loth erklärt im Gespräch mit MDR SACHSEN-ANHALT: "Neue Architektur muss immer noch einen Kick draufsetzen oder muss anders sein. Die Materialien müssen ganz, ganz, ganz fein miteinander verbunden werden. Und dann wird Architektur ganz zum Schluss zum Kunstwerk. Und das müssen Leute machen wie wir."
Einige der Gesellen übernahm Loth später in die eigene Firma. Einer studiert jetzt an der Burg Giebichenstein. Er ist der Faszination Loths für das Neue und Innovative erlegen. Zwei seiner Gesellen – auch das ist eine Auszeichnung – waren im vergangenen Jahr eingeladen worden, ihre Arbeiten bei der viel beachteten Gestaltungsmesse "Gute Form" in Magdeburg zu zeigen.
Viel Know-How im Handwerksbetrieb
Die Ausbildung, sagt Ehefrau Kerstin Loth, sei im Betrieb "ein dolles Thema". In dem Betrieb stecke so viel Know-How, das sie gern weitergeben. Sie würden gern mit den jungen Leuten zusammenarbeiten: "Wir haben ja auch jung angefangen und dadurch viel Wissen entdeckt." Das Ausbilden von und Kümmern um die Azubis stecke in ihrer, Loths, DNA.
Und ihr Mann ergänzt: "Wir geben immer noch ein bisschen Raum, um sich auszuprobieren mit den Materialien, um natürlich auch den gewissen Kick hinzukriegen. Und für uns ist das natürlich dann auch wieder Werbung, wenn andere Leute die Stücke sehen."
Lehrlinge dürfen mutig sein
Dass man als Lehrling bei Tischlermeister Loth mutig sein darf, sich ausprobieren kann, das schätzt der derzeitige Azubi Louis besonders. Man werde, sagte er MDR SACHSEN-ANHALT, nicht allein gelassen mit einer Aufgabe. Hilfe und Unterstützung käme immer. Louis hatte vor drei Jahren von Freunden Gutes über die Tischlerei Loth gehört, ein Praktikum absolviert und danach die Lehre in der Pretzierer Werkstatt begonnen.
Er schätzt die breite Palette an Aufgaben: vom Bau von Fenstern, Türen und Wintergärten bis hin zu ungewöhnlichen Projekten. In einem Event-Hotel in der Nähe zum Beispiel bauten sie eine riesige freischwebende Schiebetür ein. Gerade gestalten sie im Auftrage des Naturerbevereins Vissum mehrere ausgediente Trafo-Türme als Nist-Heimat für Schleiereulen um.
Bei aller Genugtuung über die Auszeichnung der Handwerkskammer Magdeburg: Matthias Loth fordert, den naturwissenschaftlichen Fächern in den Schulen wieder mehr Bedeutung zu geben. Im Tischlereihandwerk zum Beispiel brauche es fundierte Kenntnisse in Physik, Chemie, Mathematik und Biologie.
Loth: Naturwissenschaften sind im Handwerk wichtig
"Über Photosynthese musst du einfach Bescheid wissen", meint Loth und fährt fort: "Periodensystem der Elemente, das musst du im Kopf haben. Damit du weißt: dieses Element, diese Verbindung ist gefährlich und die andere nicht. Auch Umweltschutz kann man ohne diese Kenntnisse nicht betreiben."
Insgesamt habe sich die Ausbildung zugunsten der Lehrlinge entwickelt, sagt Loth MDR SACHSEN-ANHALT. Zu seiner Zeit hätte er zwar auch Aufgaben von den Vorgesetzten bekommen, da sei aber viel naturwissenschaftliches Wissen vorausgesetzt worden. Vieles andere hätte er "mit den Augen geklaut", hätte beobachtet, wie Gesellen und Meister eine bestimmte Aufgabe lösen. Heutzutage würden Azubis eher und persönlich an die Hand genommen.
MDR (Katharina Häckl, Mario Köhne) | Erstmals veröffentlicht am 30.01.2025
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 30. Januar 2025 | 19:00 Uhr
Tom0815 vor 2 Wochen
@DanielSBK
Aus dem Steckbrief "Tischler" der Bundesagentur für Arbeit zu den Schulfächern:
- Mathematik (z.B. für die Berechnung von Werkstückabmaßen, Materialkosten und -bedarf, bei Flächen- und Körperberechnungen)
- Werken/Technik (z.B. für die Handhabung von Werkzeugen, Kleinmaschinen und Material; technisches Zeichnen)
- Physik/Chemie (z.B. bei der Auswahl und Verarbeitung von Materialien)
Physik/Chemie und sicherlich dazu Biologie sind aber sicherlich in der Praxis eher Randbereich.
DanielSBK vor 2 Wochen
Ganz so hochtrabend würde ich das nicht benennen: einen Dreisatz sollte man schon können. Und Winkelfunktionen, Satz des Pythagoras. Aber Biologie??? Chemie??? Okay, Sicherheitsdatenblatt für Stoffe steht auf der Packung drauf.
DanielSBK vor 2 Wochen
" Tischlereihandwerk zum Beispiel brauche es fundierte Kenntnisse in Physik, Chemie, Mathematik und Biologie."
Am besten noch Elektro- und Hochfrequenztechnik mit dazu.