Der Eingang zum Wildpark Weißewarte
Die europaweite Ausschreibung des Wildparks ist ein neuer Anlauf für den Neustart des Geländes. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Klaus-Dietmar Gabbert

Stadtrat stimmt zu Wildpark Weißewarte wird erneut zum Verkauf ausgeschrieben

08. April 2025, 17:27 Uhr

Seit der Schließung des Wildparks Weißewarte für Besucher Ende 2022 versucht die Einheitsgemeinde Tangerhütte, einen neuen Betreiber zu finden. Der Stadtrat von Tangerhütte hat einer europaweiten Ausschreibung zugestimmt. Ein Neustart wäre 2026 möglich. Nach Informationen von MDR SACHSEN-ANHALT hat der Betreiber eines Wildparks in Niedersachsen Interesse bekundet.

  • Der Wildpark Weißewarte soll verkauft werden. Ortsbürgermeister Marco Radke würde es freuen, wenn auch der große Spielbereich wieder öffnet.
  • Es ist nicht der erste Versuch, das Gelände zu verkaufen. Sollte dieses Mal alles nach Plan laufen, könnte es 2026 einen Neustart geben.
  • Laut dem Ortsbürgermeister von Weißewarte wollen die Menschen vor Ort, dass das Gelände weiter bewirtschaftet wird.

Der Wildpark Weißewarte wird erneut zum Verkauf ausgeschrieben. Das hat der Stadtrat von Tangerhütte am Montag beschlossen. Seit mehr als zwei Jahren versucht die Einheitsgemeinde, einen neuen Betreiber für den leerstehenden Tier- und Freizeitpark zu finden.

Zum Verkauf stehen die der Kommune gehörenden Flächen. Der Stadtrat hatte bereits im Januar Bürgermeister Andreas Brohm (parteilos) beauftragt, eine entsprechende europaweite Ausschreibung vorzubereiten. Der Mindestpreis in Höhe von 216.000 Euro entspreche dem gutachterlich ermittelten Wert für das Grundstück, sagte Brohm damals. Außerdem sei von potenziellen Interessenten ein Konzept zu erbringen, das die weitere Nutzung als Freizeiteinrichtung beinhalte.

Andreas Brohm, Bürgermeister der Einheitsgemeinde Tangerhütte
Tangerhüttes Bürgermeister Andreas Brohm hat an der europaweiten Ausschreibung für den Wildpark gearbeitet. Bildrechte: MDR/Aud Merkel

Weißewartes Ortsbürgermeister Marco Radke (CDU) sagte, es müsse nun abgewartet werden, ob die Bewerber für den ehemaligen Wildpark mehr als 200.000 Euro zahlen. Nach Informationen von MDR SACHSEN-ANHALT hat der Betreiber eines Wildparks in Niedersachsen Interesse. Radke sagte, man müsse schauen, ob es nun ein Park mit bekanntem Konzept – also mit Tieren – werde oder ein familiärer Freizeitpark.

"Schön wäre es, wenn der große Spielbereich im vorderen Teil des Wildparks wiedereröffnet und der dann hoffentlich in Verbindung mit dem hinteren Bereich steht. Wir gucken, welches Konzept das richtige ist und entscheiden das entsprechend für die Einheitsgemeinde Tangerhütte und für Weißewarte", so Radke.

Marco Radke, Ortsbürgermeister Weißewarte 1 min
Bildrechte: MDR/Aud Merkel
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Die Kommune möchte den Wildpark nicht "verscherbeln" und sucht deshalb nach einem Käufer, der bereit ist, knapp 200.000 Euro zu zahlen.

MDR SACHSEN-ANHALT Di 08.04.2025 11:14Uhr 00:20 min

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Das Blockhaus am Parkeingang wurde nach MDR-Informationen zunächst aus der Verkaufsmasse herausgehalten. Es dient zurzeit als Bürgerbüro und Sitzungsraum. Laut Radke könnte es aber später für eine Gastronomie oder eine andere bürgernahe Nutzung frei gegeben werden.

Marco Radke vor dem Blockhaus Wildpark Weißewarte
Marco Radke arbeitet derzeit im Blockhaus in einem Büro (Archivbild 2024). Bildrechte: Aud Merkel

Neustart 2026 möglich

Es ist nicht der erste Versuch, das Gelände zu veräußern. Auf eine erste Ausschreibung im vergangenen Jahr hatten sich einige Bewerber gemeldet. Damals war aber kein Preis vorgegeben gewesen und die Angebote lagen deutlich unter den Erwartungen. Deshalb und wegen unterschiedlicher Vorstellungen im Stadtrat über die Form der Übertragung – Verkauf oder Erbbaupacht – gab es keinen Zuschlag

Mit dem Beschluss der Ausschreibung durch das Stadtrat-Gremium vom 7. April, könne nach der vorgeschriebenen Angebotsfrist von einem halben Jahr im Herbst eine Vergabe erfolgen und der Betrieb mit der Saison 2026 eventuell wieder starten, sagte Brohm im Januar.

Torben Ulps fängt im ehemaligen Wildpark Weißewarte Wellensittiche.
Seit Anfang 2023 ist der Wildpark geschlossen. Die damaligen Betreiber zogen sich zurück und eine neue Zoogenehmigung stellte neue Bedingungen. (Archivbild, Feb. 2023) Bildrechte: picture alliance/dpa | Klaus-Dietmar Gabbert

Übernahme zwischendurch Thema im Kreistag

Der Stendaler Kreistag hat sich am 20. Februar mit dem Wildpark befasst und eine Übernahme unter die Federführung des Landkreises abgelehnt. Hintergrund war ein Antrag der AfD. Diese wollte prüfen lassen, inwieweit der Landkreis einen solchen Park effizient führen könnte. Bürgermeister und Kreistagsmitglied Andreas Brohm verwies darauf, dass man in Tangerhütte an einer Privatisierung des Parks in Weißewarte arbeite. Dies sei Aufgabe seiner Kommune. Der hoch verschuldete Landkreis könne sich eine derartige "freiwillige Leistung" nie und nimmer leisten. Die AfD bekam für ihre Idee einige Stimme der CDU. Trotzdem langte es nicht. 16 Ja-Stimmen standen 22-Nein-Stimmen gegenüber.

Wiederbelebung mit heimischen Tieren

Ein potenzieller Interessent ist die Tipada GmbH. Das bestätigte Geschäftsführer Thomas Wamser im Januar. Die Firma, die auch den Wildpark in Müden in Niedersachsen betreibt, ist mit den Bedingungen vor Ort gut vertraut. Sie wickelte die Abgabe des Tierbestandes aus Weißewarte ab, nachdem der Landkreis Stendal die Betriebsgenehmigung widerrufen hatte und der dortige Wildpark geschlossen wurde.

Wamser möchte die Anlage mit heimischen Tieren wiederbeleben und "auf dem aufbauen, was mal war." Ideen anderer Interessenten sehen eine Einrichtung ohne Tiere vor, etwa als Dino-Park.

Weißewarter wollen Weiterbetrieb

"Egal mit welchem Konzept, wir Weißewarter wollen, dass das Gelände wieder bewirtschaftet wird", sagte Ortsbürgermeister Marko Radke. Für die Ortschaft und die gesamte Einheitsgemeinde war der Wildpark mit seinem Bestand von ursprünglich 350 Tieren aus 50 Arten der wichtigste touristische Anziehungspunkt. Ein großer Spielplatz, Gastronomie und regelmäßige Veranstaltungen lockten zahlreiche Besucher aus dem gesamten Bundesland und darüber hinaus an.

Torben Ulps füttert im ehemaligen Wildpark Weißewarte Wapitis.
Laut Marko Radke, Ortsbürgermeister von Weißewarte, wollen die Menschen vor Ort, dass das Gelände wieder bewirtschaftet wird. (Archivbild, Feb. 2023) Bildrechte: picture alliance/dpa | Klaus-Dietmar Gabbert

Die Einheitsgemeinde Tangerhütte, zu der Weißewarte gehört, ist Eigentümerin von knapp zehn Hektar des rund 15 Hektar umfassenden Areals. Der Rest ist in Privatbesitz. Nach der Insolvenz der gemeinnützigen Betreibergesellschaft wurde die Einrichtung Ende 2022 für Besucher geschlossen. Seit Juli 2023 steht das Gelände leer. Das Aus für den ehemals größten Wildpark Sachsen-Anhalts kam im 50. Jahr seines Bestehens.

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dpa, MDR (Aud Merkel, Bernd-Volker Brahms, Sebastian Gall, Susanne Ahrens) | Zuerst veröffentlicht am 18. Januar 2025

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 08. April 2025 | 07:30 Uhr

3 Kommentare

KarlStuelpner vor 15 Wochen

Der Tierpark Weißewarte hatte die Jahrhundertflut 2013 überstanden.
Den Landrat Puhlmann und den Bürgermeister Brohm dagegen nicht.
Die Zerstörung des Tierparks war also keine natürliche Angelegenheit, sondern menschengemacht.

Jetzt wird die Aufbau- und Erhaltungsarbeit von Generationen verscherbelt.
Auch das ist menschengemacht.

Egal, welche weiteren Sachen diese Angelegenheit mit sich bringt.
Die menschengemachten Ursachen haben Namen und Gesichter.

ChrisSDL vor 15 Wochen

Tja, selber Schuld..

Wenn Bürgermeister und Landrat aus reiner privater Willkür einen gut funktionierenden Verein vernichten ....

Der Abschuss von Herrn Stoike rächt sich offenbar nun doppelt und dreifach...

Maria A. vor 15 Wochen

Europaweit? Aber wieso nicht, man muss Visionen haben.

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