
Fakt ist!-Debatte Pläne, Panzer und Profite: Milliarden fürs Militär. Und nun?
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26. März 2025, 17:53 Uhr
Milliarden für die Bundeswehr, Wehrpflicht-Debatte, Jobofferten der Rüstungsindustrie: Die Weichen in Deutschland sind auf Aufrüstung gestellt. Wie trifft das Mitteldeutschland? Darüber diskutieren wir am Mittwoch bei "Fakt ist! aus Dresden".
Statt Waggons für Züge rollen in Görlitz bald Teile für Kampfpanzer eines Rüstungskonzerns vom Band. Andernorts gründen sich Start-ups und wollen in der Verteidigungsindustrie mitmischen. Allein in Sachsen produzieren bereits 180 Unternehmen im Auftrag für die Bundeswehr.
Vor allem Automobilzulieferer wollen vom geplanten Sondervermögen für die Bundeswehr profitieren: "Die Automobilindustrie ist in schweren Fahrwassern. Da sind jede Grashalme und Hoffnungsschimmer und auch Szenarien, die Mut machen, dass man wirtschaftlich überlebt, Gold wert", sagt der Geschäftsführer des Automobil-Netzwerks Automotive Thüringen, Rico Chemlik.
Moral oder Chance zum Geld verdienen?
Nur: Offen will darüber kaum jemand sprechen. Aus Sicherheitsgründen und weil man nicht als Rüstungsproduzent in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden will. Eine Umfrage unter Automobilzulieferen aus Thüringen zeigt eine klare Tendenz: Von 190 befragten Zulieferern würden Dreiviertel gern mehr für die Verteidigungsindustrie produzieren.
In Sachsen ist laut Branchennetzwerk ein ähnliches Stimmungsbild: "Die Diskussion ist da, brandaktuell und die wird auch reflektiert und eingeordnet", meint Chmelik. Er höre aber immer wieder Stimmen, die fragten: "Naja, was sollen wir denn machen?" Moral oder wirtschaftliche Chance? Die Frage scheint für viele Betriebe klar beantwortet. Die großen Rüstungsunternehmen haben ihre Produktion bereits hochgefahren.
Wäre noch die Frage der Wehrpflicht
Eine deutliche Mehrheit der Bundesbürger findet Mehrausgaben für die Verteidigung richtig. Fragt man allerdings, ob die Wehrpflicht wieder eingeführt werden sollte, findet das unter den Menschen deutlich weniger Zustimmung. Schließlich ist auch noch unklar, wofür die Milliarden ausgegeben werden sollen: Für die Bundeswehr und eine nationale Verteidigung? Oder doch für eine europäische Armee, die es noch gar nicht gibt?
Schweden als Vorbild?
Ähnlich wie Deutschland hatte auch Schweden die Wehrpflicht ausgesetzt. Weil sich aber nicht genügend Freiwillige fanden, müssen seit 2017 alle Schweden zur "Allgemeinen Dienstpflicht". Mit 18 Jahren müssen alle einen Fragebogen ausfüllen und sich entscheiden zwischen Militär- oder Zivildienst. Nur wer wirklich zur Armee will und den Ansprüchen genügt, tritt zur Musterung an. Ausgaben für Kreiswehrersatzämter und unnötige Musterungen fallen so weg.
Von 100.000 Männern und Frauen werden rund jedes Jahr 30.000 zur Musterung eingeladen. 8.000 von ihnen werden für die einjährige Grundausbildung eingezogen. Der Wettstreit soll nur die Besten und Motiviertesten zur schwedischen Armee locken. Sie decken aber gerade so den jährlichen Bedarf der Streitkräfte. Der Noch-Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) kann sich eine Dienstpflicht nach schwedischem Modell vorstellen.
Das Beispiel und viele Fragen zur Verteidigung diskutieren am Mittwochabend die Moderatoren Andreas F. Rook und Friederike Schicht mit Bürgerinnen und Bürgern, Politikern und Expertinnen bei Fakt ist! aus Dresden.
MDR (kk/lum)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | FAKT IST! aus Dresden | 26. März 2025 | 20:15 Uhr