Allerletzter Akt Kabarett "Leipziger Funzel" bringt Inventar unter den Hammer
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25. November 2023, 16:16 Uhr
Das Leipziger Kabarett "Die Funzel" hat seit einem Monat geschlossen: Ende Oktober war die letzte Vorstellung unter dem Titel "Gnadenlos durchgelacht". 32 Jahre lang gehörte Theaterdirektor Thorsten Wolf mit seinem Ensemble zu den Grundfesten der Kulturszene der Stadt. Nun gewährt er Interessierten noch einmal Zugang zum Keller. Höchstbietende können sich etwas vom Inventar mitnehmen.
- Ein vorletztes Mal hat die "Leipziger Funzel" ihre Tore geöffnet.
- Interessierte können das komplette Inventar des Kabaretts ersteigern.
- Von Abschiedsschmerz oder Nostalgie ist wenig zu spüren.
"Alles muss raus aus der Funzel" - so lautet aktuell das Motto bei Thorsten Wolf und seinem Team in einem der bekanntesten Kabaretts in Leipzig. Vor wenigen Wochen ist im Keller in der Strohsackpassage das letzte Mal der Vorhang gefallen. Nun wird das Inventar versteigert. Darunter ist auch die historische Toilettenbürste von Klomann Willi, den Wolf in zahlreichen Shows verkörpert hat.
Willis Klobürste online versteigert
Als sich am Sonnabend Hunderte Interessierte durch den Funzel-Keller schieben, ist von der Bürste schon keine Spur mehr. Thorsten Wolf, der jeden Gast persönlich am Eingang zur Kneipe des Kabaretts begrüßt und verabschiedet, sagt dazu: "Wir haben Gebote für Willis historische Klobürste per Email entgegengenommen. Sie ist für 299 Euro weggegangen. Das Geld haben wir direkt ans Clown-Museum Leipzig gegeben. Das ist mir eine Herzensangelegenheit."
Man sieht an der Reaktion, wie viele mit der Funzel verbunden waren und sich ein Stück Funzel mit nach Hause nehmen wollen.
Großer Andrang auf Funzel-Devotionalien
Überhaupt geht es bei der Aktion im Funzel-Team familiär zu: Thorsten Wolf verhandelt mit den Gästen und die Kolleginnen aus dem Hintergrund machen dann alles Weitere fertig. Von Tellern und Gläsern über signierte Plakate bis hin zu Mobiliar steht alles zum Verkauf. Manch einer freut sich über eine Kleinigkeit für wenige Euro, andere greifen tief ins Portmonee und kaufen Bilder für 1.000 Euro.
"Man sieht an der Reaktion, wie viele mit der Funzel verbunden waren und sich ein Stück Funzel mit nach Hause nehmen wollen", sagt der 58-jährige Wolf. Je nachdem ob es sich um Sammler handelt und wie locker die Geldbörse sitzt, gehe er in die Verhandlungen. "Das ist alles kein Problem", erklärt er weiter.
Kaum Spur von Abschiedsschmerz
Die Menschen werden in Gruppen in den Keller gelassen und strömen hindurch. Im hinteren Teil liegt der Veranstaltungsraum mit der Bühne. Dort wirkt die Aktion eher wie ein Flohmarkt mit verschiedenen Ständen. Ein nostalgisches Abschiedsgefühl vermag hier nicht aufzukommen.
Direktor Wolf blickt im Gespräch mit MDR SACHSEN lieber in Richtung Zukunft: "Man hat den Strick abgeschnitten. Wir lösen jetzt das Theater auf. Alle meine Kollegen haben wieder Arbeit gefunden und ich mache weiter mit meinen Filmführungen durch das Stadtbad und den Wildpark."
Auch den Fans von Conny wird Thorsten Wolf erhalten bleiben: In der ARD-Serie "Tierärztin Dr. Mertens" spielt er weiterhin einen Zootierpfleger. Für seine Bühnenkolleginnen und -kollegen ist außerdem das Leipziger Centralkabarett neue Heimat geworden.
Ende einer Ära
Mit der Schließung der "Funzel" nach 32 Jahren geht eine Ära zu Ende. Wie Wolf Anfang September im Gespräch mit MDR KULTUR sagte, haben er und sein Team die Entscheidung getroffen, weil sich die Kulturlandschaft und die Kultur verändert hätten. Ein zweites Mal findet der Funzel-Flohmarkt am Sonnabend, 16. Dezember 2023, von 11 bis 18 Uhr statt.
