Invasive Art Im Einsatz gegen die Waschbärplage in Leipzig

01. September 2024, 13:30 Uhr

Waschbären vermehren sich rasant. Das liegt daran, dass die Allesfresser keine natürlichen Feinde haben und sich gut anpassen können. Viele Stadtbewohner empfinden sie daher inzwischen als Plage, denn dort gehören sie als Wildtiere eigentlich nicht hin. 2023 wurden deshalb nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums bundesweit rund 203.000 Tiere getötet. Vor zehn Jahren waren es halb so viele. Auch in Leipzig sind regelmäßig die Stadttrapper unterwegs, um die Tiere zu fangen und zu töten.

Seit dem Morgen sind Martin Matzick und Jens Fischer im Einsatz. Um sieben Uhr kam der erste Anruf. Auf einem Wirtschaftshof sitzt ein Waschbär in der Falle. Die beiden Jäger machen kurzen Prozess. "Wir haben das Tier jetzt erlöst hier vor Ort", sagt Martin Matzick. "Ich sage mal, das ist auch im Sinne des Tieres, da der Autotransport für das Tier purer Stress ist und deswegen ist es hier vor Ort der kürzeste, schmerzloseste, stressfreieste Weg."

Zwischen 300 und 400 Waschbären pro Jahr allein in Leipzig

Seit 2015 kümmert sich die Firma um das sogenannte Waschbärenproblem in Leipzig, stellt dort, wo vom Kunden gewünscht, Fallen auf und entsorgt die Tiere. Zwischen 300 bis 400 Waschbären fangen und töten die Mitarbeiter inzwischen jedes Jahr allein im Stadtgebiet Leipzig. Denn Privatpersonen sollten dies nicht selbst tun. "Im Gesetzestext steht es so drin, dass man sich das Tier aneignen darf", erklärt Matzick. "Das heißt, fangen darf man den Waschbären, muss sich dann aber jemanden hinzurufen, der die notwendige Sachkunde hat. In diesem Fall einen Jäger, der sich dem Tier annimmt und es sachgerecht tötet."

Waschbären-Trapper Martin Matzick
Seit 2015 macht Martin Matzick Jagd auf Waschbären in Leipzig. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Fangen darf man den Waschbären, muss sich dann aber einen Jäger hinzurufen, der sich dem Tier annimmt und es sachgerecht tötet.

Martin Matzick Stadttrapper

Unruhestifter Waschbär

Die nächste Station der Stadttrapper ist ein Mehrfamilienhaus in bester Wohnlage. Innerhalb einer Woche wurde hier schon der vierte Waschbär gefangen. Die Anwohner hoffen, dass sich die Lage bald etwas beruhigt. Die Tiere streifen über die Wiesen im Garten, klettern auf Balkone, durchwühlen Blumenkästen und hinterlassen ihr Geschäft.

In einem Käfig sitzt ein Waschbär.
In die Falle gegangen: Mit Keksen, Marshmallows, Rosinen und Anisöl locken die Trapper die Waschbären an. Bildrechte: MDR/privat

Der gefangene Waschbär wird hier zunächst abtransportiert. Danach erneuert Jens Fischer die Falle. "Wir haben die beködert mit allerlei schönen Sachen: Kekse, Marshmallows, Rosinen und das wichtigste ist Anisöl, das mögen alle Wildtiere."

Kastrieren statt bejagen

Während die einen Jagd auf die Tiere machen, um die Population einzudämmen, suchen andere wie Lisa Brix nach Alternativen. Die Leipzigerin engagiert sich in einem Berliner Verein für den Schutz des Waschbären. Denn Töten sei keine Lösung, findet Brix: "Wie man merkt, bringt es ja nichts. Wir versuchen das jetzt seit einhundert Jahren. Wir töten die Waschbären, bejagen sie und es werden trotzdem immer mehr."

Lisa Brix, Verein Hauptsache Waschbär e.V.
Die Leipzigerin Lisa Brix engagiert sich im Verein Hauptsache Waschbär. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Wir töten die Waschbären, bejagen sie und es werden trotzdem immer mehr.

Lisa Brix Verein Hauptsache Waschbär e.V.

Der Verein will mit einer Langzeitstudie aufzeigen, dass es andere Möglichkeiten gibt, die vielleicht besser funktionieren. Brix erklärt: "Deswegen planen wir ein Pilotprojekt, wo wir die Tiere in einem Gebiet kastrieren und sterilisieren und in dem anderen Gebiet nicht. Das machen wir fünf Jahre lang und dann können wir die Zahlen vergleichen, um zu beweisen, dass die Kastration und Sterilisation tatsächlich sinnvoll ist."

Denn klar ist, in Leipzig fühlen sich inzwischen zu viele Waschbären heimisch. Auch wenn es seit heute durch die beiden Stadtfänger erstmal vier Tiere weniger sind.

MDR (iag)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 27. August 2024 | 19:00 Uhr

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