Bibelzitate kurz erklärt Von "Hiobsbotschaft" bis "Sodom und Gomorra": Redensarten und Sprichwörter der Bibel
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25. Juni 2024, 05:00 Uhr
In seinem Exil auf der Wartburg übertrug Martin Luther 1521/22 binnen elf Wochen das Neue Testament ins Deutsche. Die Übersetzung des Alten Testaments folgte und wurde 1534 abgeschlossen. Ein Opus magnum mit Folgen für die Christenheit, aber auch für die deutsche Sprache. Ganz selbstverständlich verwenden wir heute Redewendungen in unserem Alltagssprachgebrauch, die ursprünglich aus der Bibel stammen und letztlich auf Luthers Übersetzung zurückzuführen sind. Wir stellen einige vor, erklären ihre Bedeutung und zeigen, wo sie in der Bibel zu finden sind.
Inhalt des Artikels:
- Asche auf mein Haupt
- Auf Händen tragen
- Auf Herz und Nieren prüfen
- Auf Sand bauen
- David gegen Goliath
- Den ersten Stein werfen
- Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach
- Die Ersten werden die Letzten sein
- Ein Buch mit sieben Siegeln
- Hiobsbotschaft
- Einen Denkzettel verpassen
- Jemanden geht ein Licht auf
- Hochmut kommt vor dem Fall
- Mit seinen Pfunden wuchern
- Sein Licht nicht unter den Scheffel stellen
- Sodom und Gomorra
- Tohuwabohu
- Zur Salzsäule erstarren
Diese seelische Reinigung und Buße ist heute eher sprichwörtlich gemeint: Mit der Redewendung "Asche auf mein Haupt" gesteht man seine Schuld ein und bittet um Vergebung.
In früheren Jahrhunderten hat man das praktiziert: Wer in Trauer war oder Buße tat, der hat sich Asche aufs Haupt, also auf den Kopf gestreut.
Daran erinnert das Ritual in den katholischen Gottesdiensten zu Aschermittwoch: Zu Beginn der Fastenzeit vor Ostern bekommen katholische Christinnen und Christen ein Kreuz aus Asche auf die Stirn gezeichnet.
Den Ursprung der Redewendung findet man in der Geschichte von Amnon und Tamar, 2.Samuel 13,18-19. Tamar, Tochter des Königs David ist die Schwester von Amnon und Abschalom. Ihr Bruder Amnon verliebt sich in sie. Er stellt sich krank und kann seinen Vater David durch einen Hinterhalt bewegen, Tamar zu ihm zu schicken. Dort vergewaltigt er sie und wirft sie danach aus dem Haus. In ihrer Verzweiflung zerreißt sie sich ihr Kleid, streut Asche auf ihr Haupt und läuft weinend davon.
Diese Redewendung ist durchaus romantisch gemeint: Ich will dich verwöhnen, dir jeden Wunsch erfüllen und dich vor allem Unheil bewahren.
Seine biblische Herkunft ist im Psalm 91 im Alten Testament zu finden: Dort heißt es über den gerechten Menschen, dass er unter dem Schutz Gottes steht: "Denn er befiehlt seinen Engeln, dich zu behüten auf all deinen Wegen. Sie tragen dich auf ihren Händen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt."
Ps 91,12
Wenn etwas auf Herz und Nieren geprüft wird, dann schaut man genau hin. Die gründliche und gewissenhafte Begutachtung kann manchmal ins übertrieben Kritische oder Pedantische ausarten.
Die Redewendung geht auf König David zurück. In den Psalmen heißt es: "Lass der gottlosen Bosheit ein Ende nehmen, aber die Gerechten lass bestehen; denn du, gerechter Gott, prüfest Herz und Nieren."
Auch im elften Kapitel von Jeremia findet sich dieser Ausspruch: "Aber du, Herr Zebaoth, du gerechter Richter, der du Nieren und Herzen prüfst, lass mich deine Rache über sie sehen, denn ich habe dir meine Sache befohlen."
Nach einer großen Enttäuschung oder wenn man merkt, dass man sich einer Illusion hingegeben hat, heißt es: "Da habe ich wohl auf Sand gebaut." Ein Fundament mit Sanduntergrund trägt nicht verlässlich, das Gebäude darauf droht einzustürzen.
Die Redensart geht auf ein Gleichnis zurück, das Jesus seinen Jüngern über zwei Bauherren erzählt. Der eine baut sein Haus auf einen Felsen, der andere baut sein Haus auf Sand. Es kommt, wie es kommen muss: Das Fundament des auf Sand gebauten kommt beim nächsten Unwetter ins Rutschen, das Haus stürzt ein. Wer aber als gläubiger Mensch lebt, dem ergeht es so, wie dem Mann, der auf dem Felsen sein Haus baute: Fest verankert ist sein Fundament und hält jedem Unwetter stand.
Matthäus 7,26
Das Gleichnis von David gegen Goliath wird immer gern bemüht, wenn z.B. ein übermächtiger Sportler gegen einen klar schwächeren antritt. Oder wenn sich eine kleine Umweltschutzorganisation mit einem Weltkonzern anlegt.
In der Bibel ist diese Geschichte im Alten Testament im Buch Samuel, Kapitel 16 – 18 zu finden. Die Philister setzen dem Volk Israel schwer zu. Da beschließt der minderjährige Schafhirte David, im Zweikampf gegen den riesigen, bis an die Zähne bewaffneten Berufssoldaten Goliath anzutreten – und rettet die Israeliten. Eine Geschichte, die uns bis heute fasziniert und Sympathien für den vermeintlich Schwächeren hegen lässt.