Einblicke

Bilder: Die jüdische Gemeinde in Dessau auf dem Weg zur neuen Synagoge

Historische Aufnahme der Synagoge in Dessau.

1 / 15

Dessau ist stolz auf seine Bauhaus-Bauten, sie sind Weltkulturerbe. Einst prägte auch die Synagoge das Bild der Stadt – wenn auch nur für 30 Jahre. 1908 bekam die jüdische Gemeinde nach mehreren kleineren Vorgängerbauten ein repräsentatives Gotteshaus. In der Pogromnacht vom 9. November 1938 wurde sie zerstört. In der Tagespresse waren damals die Namen aller in Dessau und Roßlau lebenden Juden veröffentlicht worden. Daraufhin wurden deren Wohnungen und Geschäfte geplündert. Am Ende stand die Synagoge in Flammen.

Bildrechte: Stadt Dessau

Eine Steinsäule mit der Inschrift: Den jüdischen Männern, Frauen und Kindern, die dem Naziterror von 1933 bis 1945 zum Opfer fielen

2 / 15

Vor dem Gemeindehaus in Dessau erinnert eine Steinsäule an die Alte Synagoge und an die Mitglieder der jüdischen Gemeinde in Dessau, die dem Naziterror von 1933 bis 1945 zum Opfer fielen, so die Inschrift.

Bildrechte: MDR/Tom Himmelmann

Ein rundes Gebäude mit hebräischen Buchstaben an der Fassade

3 / 15

Mit dem Neubau in Dessau sollte in Sachsen-Anhalt die erste Synagoge nach dem Zweiten Weltkrieg entstehen. Der Entwurf soll nach den Worten des Frankfurter Architekten Alfred Jacoby an eine Tora-Rolle erinnern: "Man geht in einen Raum hinein, der einen mit dem umhüllt, was den Glauben ausmacht." Jacoby ist selbst Jude und hat bereits zehn jüdische Gotteshäuser entworfen, darunter auch die Neue Synagoge in Chemnitz.

Bildrechte: Architekturbüro Alfred Jacoby

Rohbau der Synagoge in Dessau

4 / 15

Beim Neubau kam es zu Verzögerungen. Eigentlich sollte die Synagoge Anfang 2022 fertig sein. Ministerpräsident Reiner Haseloff sagte bei der Grundsteinlegung im November 2019: "Wir wollen jüdisches Leben in Sachsen-Anhalt." Direkt neben dem Standort der neuen Synagoge befindet sich das Gemeindehaus, das ebenfalls ausgebaut werden sollte.

Bildrechte: MDR / Martin Krause

Ein Mann vor einem Schrank mit drei Schriftrollen

5 / 15

Seit 1994 gibt es wieder eine jüdische Gemeinde in Dessau, die von Zuwanderern aus der ehemaligen Sowjetunion gegründet wurde. Bis zur Eröffnung des Neubaus feierte sie die Gottesdienste im benachbarten, denkmalgeschützten Rabbinerhaus. Alexander Wassermann, Vorsitzender der orthodoxen jüdischen Gemeinde in Dessau, zeigt den Toraschrein: "Eine Tora haben wir 1998 in Israel gekauft. Die andere ist eine Spende vom Zentralrat der Juden." Die Tora besteht aus den fünf Büchern Mose zur Geschichte des Volkes Israel und wird binnen eines Jahres bei den Gottesdiensten zum Schabbat in der Synagoge gelesen. 

Bildrechte: MDR/Tom Himmelmann

Eine Tafeln mit hebräischer Schrift über einem Holzschrank, der von einem blauen Samtvorhang verdeckt wird

6 / 15

Vor dem Toraschrein befindet sich ein verzierter Samtvorhang, darüber stehen die zehn Gebote. Der Schrein ist nach Osten gerichtet, in Richtung Jerusalem. Er erinnert an die Bundeslade mit den zehn Geboten, die das Volk Israel einst durch die Wüste trug und soll die Gläubigen daran erinnern, dass Gott immer in ihrer Mitte wohnt.

Bildrechte: MDR/Tom Himmelmann

eine ausgerollte Schriftrolle

7 / 15

Die Tora mit den fünf Büchern Mose ist Teil der hebräischen Bibel. Die Torarollen in Dessau bestehen aus Papyrus und sind von Hand mit Tinte beschrieben. "Die Tora ist sehr wertvoll und darf deshalb nicht berührt werden", betont Alexander Wassermann.

Bildrechte: MDR/Tom Himmelmann

eine Papierrolle in einem Holkasten

8 / 15

Die Ersatz-Tora besteht aus gewöhnlichem Papier und ist nicht von Hand beschrieben.

Bildrechte: MDR/Tom Himmelmann

Ein Holztisch mit einer blauen Samtdecke

9 / 15

Direkt neben dem Toraschrein steht die Bima. Hier wird die Tora zum Lesen ausgerollt. "Nicht jeder kann die Tora lesen, sie ist in sehr altem Hebräisch geschrieben", erläutert Alexander Wassermann. Jüdische Jungen und Mädchen lernen Hebräisch und werden darauf vorbereitet, beim Erlangen der religiösen Mündigkeit (Bar Mizwa bzw. Bat Mizwa) aus der Tora zu lesen.

Bildrechte: MDR/Tom Himmelmann

Ein Mann mit Kippa und einem weißen Gebetstuch über dem Schultern

10 / 15

Der Tallit ist ein Gebetsmantel aus weißer Wolle, Baumwolle oder Seide. "Männer tragen den Tallit, wenn beim Morgengebet aus der Tora gelesen wird, mittags und abends tun sie das nicht", erklärt Alexander Wassermann. Das Anlegen des Tallit ist ein Ritual, dass die Konzentration auf das Gebet verstärken soll. Als Zeichen der Ehrfurcht vor Gott muss jeder Mann in einer Synagoge oder auf einem jüdischen Friedhof seinen Kopf bedecken, auch wenn er kein Jude ist. "Sie symbolisiert eine Grenze zwischen Gott und den Menschen", so Alexander Wassermann.

Bildrechte: MDR/Tom Himmelmann

Eine Wandtafel mit elektrischen Lichtern in Form einer Kerze und der Aufschrift: Jüdische Gemeinde zu Dessau

11 / 15

Für alle sichtbar hängt im Gebetsraum unter dem ewigen Licht eine Trauertafel. "Wenn ein Gemeindemitglied gestorben ist, wird ein Licht angemacht und der Name hier aufgeschrieben", erklärt Alexander Wassermann. Das Licht brenne dann circa eine Woche. So erinnert die Gemeinde an ihre verstorbenen Mitglieder.

Bildrechte: MDR/Tom Himmelmann

mehrere Stuhlreihen hinter einem weißen Vorhang

12 / 15

Blick in den alten Gebetsraum: "Die Männer sollen sich auf die Tora konzentrieren, nicht auf die Frauen", sagt Alexander Wassermann. Daher würden Männer und Frauen während des Gottesdienstes in der orthodoxen Gemeinde durch einen Vorhang voneinander getrennt. Mechiza ist der Name für diese Art der Absonderung.

Bildrechte: MDR/Tom Himmelmann

Blick in den Gebetsraum der neu gebauten Synagoge in Dessau

13 / 15

In der neuen Weill-Synagoge sind 90 Plätze vorgesehen, 60 für Männer und 30 für Frauen. Der Name erinnert an den Vater des später berühmten Komponisten Kurt Weill (1900-1950). Albert Weill (1867-1950) war von 1898 bis 1920 Kantor der jüdischen Gemeinde in Dessau, die damals rund 600 Mitglieder hatten, heute sind es 260.

Bildrechte: MDR/Grit Lichtblau

Alexander Wassermann, Vorsitzender der jüdischen Gemeinde zu Dessau (r) und Aron Russ stehen vor dem Toraschrank in der Synagoge in Dessau-Roßlau.

14 / 15

2015 ließ die Kurt-Weill-Gesellschaft eine erste Studie für einen Neubau in Auftrag geben. Jetzt, 85 Jahre nach der Zerstörung eröffnet der Neubau, der laut Gemeindeverwalter Aron Russ (l.) keine Festung sein soll, sondern offen und einladend und lichtdurchflutet.

Bildrechte: picture alliance/dpa | Hendrik Schmidt

Blick auf die neue Synagoge in Dessau-Roߟlau.

15 / 15

Die Dessauer Synagoge steht im Stadtzentrum, etwa 300 Meter vom Rathaus entfernt. Auf der kupfernen Verkleidung am Eingang steht ein Spruch des Proheten Jesaja auf Hebräisch und Deutsch: "Denn mein Haus soll ein Bethaus für alle Völker genannt werden." Als Symbol des Schutzes ließ der Architekt ins Dach ein Fenster in Form eines David-Sterns ein.

Bildrechte: picture alliance/dpa | Hendrik Schmidt