Dienstags direkt | 25.03.2025 | 20-23 Uhr Die innere Uhr - Frühling und Zeitumstellung
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Ausgerechnet im farbenfrohen Frühling werden wir Menschen oft müde. Dabei sollte der Winterschlaf doch vorbei sein und Frühlingsgefühle uns auch bei Partnerschaft oder Partnersuche einen neuen Kick geben. Was ist dran an den Klischees? Welche Rolle spielen Hormone im körperlichen Frühlingskarussell? Und wie verkraften wir den Mini-Jetlag, den uns die Zeitumstellung beschert? Darüber haben wir bei Dienstags direkt gesprochen.
Mit diesen Gästen waren wir im Gespräch:
- Dr. med. Yael Adler | Dermatologin, Ernährungsmedizinerin, Buchautorin
Vitamine, Omega-3-Fettsäuren und Probiotika fördern Serotonin und Dopamin, Stoffwechsel und Darmgesundheit - für mehr Energie und bessere Stimmung im Frühling.
- Susann Ratzer | Rehabilitationspsychologin, Heilpraktikerin auf dem Gebiet der Psychotherapie
Die Frühlingszeit ist eine Hochsaison für Körper und Seele.
Hormone im Ungleichgewicht
Der Frühling wirkt sich nicht nur auf die Pflanzenwelt aus. Wir Menschen reagieren ebenfalls darauf, dass die Tage länger werden, und wir mehr Sonnenlicht tanken. Dann produziert unser Körper weniger vom sogenannten Schlafhormon Melatonin und dafür mehr Serotonin. Dieser Botenstoff, der auch als Glückshormon bezeichnet wird, sorgt für gute Laune.
Diese Umstellung geschieht nicht auf Knopfdruck. Es dauert, bis der Melatonin-Überschuss abgebaut ist. Wir pendeln zwischen Frühjahrsmüdigkeit und Frühlingsgefühlen. Kommt nun die Zeitumstellung dazu, leiden manche von uns an einer Art von Jetlag, wie man ihn von Reisen über Zeitzonen hinweg kennt.
Die innere Uhr lesen und nutzen
Wenn unsere Uhr eine Stunde vorgestellt wird, verschiebt sich auch die innere Uhr. Der zirkadiane Rhythmus ist vereinfacht gesagt unser biologischer Taktgeber. Er steuert bis in die einzelne Zelle, dass unsere körperlichen Prozesse mit einem 24-Stunden-Tag synchronisiert werden.
Angela Relógio ist Professorin für Systemmedizin und Biostatistik an der Medical School Hamburg. Schon in ihrer Zeit an der Berliner Charité hat sie mit ihrem Team eine Methode entwickelt, wie sich das Wissen über exakte zeitliche Abläufe in der Krebstherapie nutzen lässt, um die toxische Wirkung von Chemotherapien zu mildern.
In ihrem Buch "Die Chrono-Strategie" berichtet sie davon und auch darüber, wie gesunde Menschen ihre innere Uhr besser verstehen können.
Zeitumstellung - beibehalten oder besser lassen?
Seit 1980 drehen wir in Deutschland im Frühjahr und Herbst an der Uhr. In dieser Entscheidung waren sich damals sogar beide deutsche Staaten einig. Bereits in den beiden Weltkriegen gab es Umstellungen auf Sommerzeit. Man wollte das Tageslicht länger nutzen. Damit und mit sinkendem Energieverbrauch wurde auch nach der Ölkrise in den 1970er-Jahren argumentiert.
Doch Energie gespart wird auf diese Weise nicht wirklich. Stärker zog das Argument, einer einheitlichen Regelung in Europa. Einheitlich sollte auch das Ende der Zeitumstellung in der EU erfolgen. In Umfragen sprach sich 2018 die Mehrheit der Bevölkerung für die Abschaffung aus. Doch mit der Umsetzung kommt man nicht voran.
In der Ukraine beschloss das Parlament im vorigen Jahr, die Uhren ab dem Frühjahr 2025 auf Normalzeit zu lassen. Doch dieses Gesetz hat Präsident Selenskyj nicht unterzeichnet. Über die Gründe dafür und den Frühling in Kyiv berichtet der Ukraine-Korrespondent Florian Kellermann im Interview mit MDR SACHSEN.
Leitung: Ines Meinhardt