Sonntag | 06.04.2025 Unser Gast im Sonntagsbrunch: Bodo Wartke
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Nein, er schwärmt jetzt nicht sofort von Rhabarberkuchen. Fast wirkt es, als sei Bodo Wartke der weltweite Mega-Erfolg seines Mini-Songs über bombastischen Rhababerkuchen in Barbaras Rhabarberbar ein bisschen peinlich.
Hier zeigt sich das Internet von seiner schönen Seite, dass zwei Australierinnen sich einen Tanz zu einem deutschen Song ausdenken, der dann von Kindern in Uganda nachgetanzt wird. Es ist nicht das einzelne Video, das mich berührt, sondern das, was es freigesetzt hat.
Es sollte doch nur irgendwas fürs Netz werden, was nicht billig anbiedernd rüberkommt, sondern im Bodo-Wartke-Stil. Also mit Pfiff, Witz, Musikalität und vor allem mit sofort erkennbarer Liebe zur deutschen Sprache. Gereimt natürlich.
Wir können im Deutschen alle möglichen Worte einfach aneinanderhängen. Daraus entstehen manchmal Wortungetüme, aber wenn man sie besingt und bereimt, werden sie sexy.
Denn das Reimen, das Tanzenlassen der Silben, fühlte sich schon für den kleinen Bodo zu Schulzeiten wie ein Insel an. Und nun also tanzen weltweit Millionen Fans, die weder Deutsch können, noch Bodo Wartke vorher kannten, nach seinem vertonten Zungenbrecher.
Ich habe immer gedacht, man muss Deutsch können, um mit meinen Sachen etwas anfangen zu können. Aber ich habe mich geirrt. Weltweit können sich Menschen auf Barbaras-Rhabarber-Bar verständigen.
"Reime bringen die Sprache zum Klingen"
Und nun? Nun macht Bodo Wartke einfach weiter das, was er immer machen wollte und seit inzwischen fast 30 Jahren auch schon erfolgreich tut: am Klavier sitzend Sprache hintersinnig, klug, einfallsreich und witzig zum Klingen bringen. Immer unterhaltsam, aber nie witzig um des Witzes Willen, denn die Botschaften seiner Songs sind Bodo Wartke genauso wichtig, wie die Lust an der Sprache.
Die deutsche Sprache ist eine wunderbare Schatzkiste. Ich bin jedes Mal aufs Neue entzückt, was es in ihr zu entdecken gibt.
"Ich mach's mir schön mit meinen Reimen"
Vielleicht macht ihn der Erfolg beim Singen jetzt freier beim Reden. Über das, was ihn, der ein Mathe-Genie war und Physik studieren wollte, dann auch die Reim-Insel gebracht hat. Lässt ihn nahbar sein für die Fans, die sich in seinen Liedern wiederfinden. Denn: Was soll jetzt schon noch passieren, wenn schon buchstäblich die halbe Welt nach Wartkes Barabara-Rhabarberbar-Song tanzt?
Meine kleine Reime-Insel war schon in meiner schwierigen Kindheit ein wichtiger Fluchtpunkt. Das mache ich noch heute. Das ist mein Happy place. Wenn ich mir einen Reim auf 'was mache. Wenn sich 'was reimt, freue ich mich.