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Nach dem schweren Unfall von Radspotlern auf Mallorca stellen viele Fans und Sportler die Frage, wie die Sicherheit im Radsport verbesert werden kann. Eike Papsdorf sprach zu dem Thema mit Ex-Profi Hanka Kupfernagel.

MDR FERNSEHEN Mi 29.01.2025 13:42Uhr 08:34 min

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Radsport Ex-Rennfahrerin Kupfernagel appelliert für mehr Rücksicht

29. Januar 2025, 15:32 Uhr

Nach dem Unfall der deutschen Bahnrad-Mannschaft auf Mallorca ist das Thema Sicherheit im Radsport wieder auf der Agenda. Für die ehemalige Aktive und heutige SPORT-IM-OSTEN-Expertin Hanka Kupfernagel ist das Wichtigste die gegenseitig Rücksichtnahme im Straßenverkehr. Sie empfiehlt aber auch gewisse technische Hilfsmittel und das Minimum an Schutz: den Helm.

"Ich war erstmal schockiert, ich bin auch häufig auf Mallorca. Solche Unfälle sind immer unnötig. Dass es nach all den Jahren immer noch passiert, ist sehr, sehr schade", erklärte Hanka Kupfernagel im Gespräch mit SPORT IM OSTEN am Mittwoch (29. Januar 2025) mit Blick auf die Geschehnisse vom Montag. Auf der Baleareninsel war ein 89-Jähriger mit seinem Auto in einer Trainingsgruppe der deutschen Bahnrad-Nationalmannschaft gefahren und hatte sechs Sportler verletzt, zwei von ihnen schwer. In Lebensgefahr schwebte niemand, der Leipziger Profi Bruno Keßler konnte das Krankenhaus sogar schon wieder verlassen.

Kupfernagel: "Müssen gegenseitigen Respekt haben"

Gerade jetzt am Anfang der Saison, wo viele Mannschaften in Trainingscamps in wärmere Gebiete wie Spanien oder Kroatien reisen, gilt besondere Aufmerksamkeit. "Fahrt kompakt in der Gruppe, haltet euch rechts und rechnet einfach mit der Dummheit der anderen", gibt Kupfernagel den Fahrradfahrern mit auf den Weg. Sie selbst sollen aber auch Rücksicht auf die anderen Teilnehmer im Straßenverkehr nehmen. "Wir müssen miteinander klarkommen und gegenseitigen Respekt haben", fordert die heute 50-Jährige, die in ihrer Karriere acht Mal Weltmeisterin in verschiedenen Disziplinen wie Querfeldeinrennen oder beim Einzelzeitfahren auf der Straße wurde.

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Nach dem schweren Verkehrsunfalls mit sechs verletzten deutschen Radsportlern auf Mallorca kritisieren mehrere Profis die Rücksichtslosigkeit im Straßenverkehr.

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Allerdings sei gerade auf Mallorca, wo sie auch mehrfach im Jahr Radsport-Gruppen über die Insel führt, in den letzten 15 Jahren viel getan worden. So wurden etwa Nebenstraßen ausgebaut, um die Radfahrer von den großen Straßen wegzubekommen. Dennoch fügt sie an: "Wir sind nun einmal eine Draußen-Sportart und bewegen uns im öffentlichen Verkehr. Da muss man eben aufpassen."

"Gibt keine Ausrede mehr, ohne Helm zu fahren"

Als technisches Hilfsmittel empfiehlt sie den Bikern blinkende Rücklichter, diese seien zum Teil auch mit Abstandmessern zu haben und geben ein akustisches oder optisches Signal an die Fahrer weiter. Dazu sollten leuchtende Farben an der Kleidung und am Helm getragen werden. Den Kopfschutz sieht sie übrigens für alle verpflichtend: "In den 90ern sind wir ohne Helm gefahren. Dann kamen die ersten Modelle, die noch schwer und nicht aerodynamisch waren. Aber heutzutage gibt es für jeden Kopf den passenden Helm. Es gibt keine Ausrede mehr, ohne zu fahren."

1.500 Kilo Stahl gegen 300 Gramm Kunststoff

Ansonsten seien lediglich die Hände durch Handschuhe vor Abschürfungen sicher. Viel mehr Schutz gebe es im Moment nicht, auch weil sich andere Schutzkleidung, wie die aus dem alpinen Rennsport bekannten Airbags, nicht mit den Anforderungen an den Profiradsport verträgt. "Das sollte auch eine Warnung an die Autofahrer sein. Achtung: Ihr bewegt 1.500 oder 1.800 Kilo Stahl, wir haben nur einen Helm auf, der 300 Gramm wiegt", so Kupfernagel, die weiter an die Autofahrer appelliert: "Auch wenn man mal wütend ist, bedenkt, da ist wirklich keine Knautschzone an so einem Radfahrer.“

Der Schutz der Radfahrer sei aber auch Sache der Politik. Hier müssten Voraussetzungen geschaffen werden, damit alle mehr oder minder sicher am Straßenverkehr teilnehmen können. Dies gehe in erster Linie nur über den Ausbau von Radwegen oder mit breiteren Seitenstreifen dort, wo es keinen Radweg gibt.


rac/epa

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR aktuell | 29. Januar 2025 | 17:45 Uhr

5 Kommentare

Sonnenanbeter vor 2 Wochen

Ich finde es vor allem bedenklich und traurig, dass ein 89-Jähriger meint, selbst noch am Steuer sitzen zu müssen. Man kann in diesem Alter zweifelsohne noch geistig verdammt fit sein, aber die immer länger werdenden Reaktionszeiten in diesem hohen Alter sind meines Erachtens nicht mit den heutigen Anforderungen des Straßenverkehrs in Einklang zu bringen. Die allermeisten Rentner sehen das Gott sei Dank auch frühzeitig ein. Es ist nicht leicht, Autonomie aufzugeben. Aber die Notwendigkeit gebietet ist. Manche Kommunen schaffen hier auch finanzielle Anreize, zum Beispiel in Form einer befristeten kostenlosen Nutzung des ÖPNV.

Thoralf vor 2 Wochen

Straßenradsport. Persönlich bin ich betroffen von jedem Unfall. Leider muß ich aber auch mein Unverständnis äußern. Seit wann wurde die StVO geändert. Rennräder erfüllen nicht die Kriterien für die Verkehrssicherheit. Keine Beleuchtung usw.
So etwas hat nichts im öffentlichen Verkehr zu suchen. Punkt.
Betriebs- und Verkehrssicherheit. Das muß für alle gelten! Rennräder haben im Straßenverkehr nichts zu suchen.

NeuerHeip vor 2 Wochen

Ein Helm kann Leichtsinnigkeit nicht ausgleichen.
Aber vielleicht verführt er zum Leichtsinn und es gibt am Ende mehr und schwerere Umfälle bei Radfahrern mit Helm. Da wäre eine Statistik auch mal interessant.
Ich habe schon wirklich Radfahrerinnen mit kerzengerader Sitzhaltung auf dem Rad gesehen, die so schnell gefahren sind, dass sie gerade nicht umgekippt sind. Und die hatten dann die komplette Sicherheitsausrüstung angelegt wie ein Eishockeyspieler. Denen wird der Helm gar nichts nützen, weil die gar nicht fit sind, im Straßenverkehr schnell zu reagieren und zu handeln.