Radsport Absage der Thüringen-Rundfahrt: Organisatoren attackieren Regierung scharf
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26. März 2025, 13:00 Uhr
Nach der Absage der "LOTTO Thüringen Ladies Tour" schlugen die Wellen hoch. Tour-Direktorin Vera Hohlfeld erklärte am Mittwoch (26. März) im Interview mit SPORT IM OSTEN ausführlich die Beweggründe und kritisierte die Landesregierung scharf.
"Wir haben gekämpft", sagt Vera Hohlfeld, "aber es gibt kein Zurück. Die Rundfahrt findet nicht statt. Am Ende reichte die Kraft einfach nicht mehr aus, um den Ministern in der Staatskanzlei gegenüberzutreten und weiterhin, wie auf einem Basar, um jeden Cent zu betteln. Der Umgang mit uns war sehr schmerzhaft und der ausschlaggebende Punkt." Es sind Sätze, die der 53-Jährigen sichtlich ans Herz gehen.
Hohlfeld: "Haben auf das falsche Pferd gesetzt"
Hohlfeld, die viele Jahre die Fäden in der Hand hielt, ärgerte sich vor allem über die fehlende Wertschätzung seitens der Thüringer Landesregierung. "Wir haben auf das falsche Pferd gesetzt", erklärt sie und legt nach: "Jedes Radrennen der Welt ist dauerhaft auf Unterstützung von Land, Kommunen, Städten und Regionen angewiesen. Das ist nicht ungewöhnlich – selbst die Tour de France lässt sich jeden Start- und Zielort gut bezahlen."
Auch der Freistaat Thüringen hätte von der Rundfahrt profitiert, so Hohlfeld und weiter: "Die Bilder gehen um die Welt. Thüringen hätte als Tourismus-Ziel davon profitiert." Unter dem ehemaligen Ministerpräsidenten Bodo Ramelow habe der Freistaat das Werbe-Potential der Rundfahrt noch erkannt, heißt es weiter.
Voigt-Aussage "schlichtweg falsch"
Was Hohlfeld ebenso ärgerte, war die Aussage von Ministerpräsident Mario Voigt, der MDR THÜRINGEN vergangene Woche sagte: "Eine privatwirtschaftlich organisierte Tour könne nicht zu fast 80 Prozent aus öffentlichen Mitteln bezahlt werden." Diese Aussage sei schlichtweg falsch, meint Hohlfeld. Voigt hatte bei diesen Zahlen offenbar die Gelder der Etappenorte eingerechnet. Diese, so Hohlfeld, kommen aber längst nicht mehr vorrangig aus Haltshaltsmitteln, sondern von Sponsorengeldern.
Die Haltung der Landesregierung hat uns "unseren Stellenwert, den wir seit Anfang des Jahres haben, gezeigt. Es tut einfach nur weh, wenn man sein ganzes Leben dafür gegeben hat". Die Vertrauensbasis sei durch das Agieren der Thüringer Staatskanzlei komplett zerstört. "Unsere langjährige Arbeit wurde respektlos mit Füßen getreten. Was letztendlich der Dolchstoß für die 37. Auflage der LOTTO Thüringen Ladies Tor war", hieß es in der Pressemitteilung, die die Organisatoren der Thüringen-Rundfahrt ebenfalls am Mittwoch veröffentlichten.
Hohlfeld: "Das Risiko war einfach zu groß"
Darin wird auch konkret geschildert, wie schwierig eine Zusammenarbeit mit der Regierung offenbar war. Obwohl Hohlfeld schon Anfang Januar um ein Treffen bat, kam dieses erst viele Wochen später zustande. Verbindliche Aussagen zur finanziellen Unterstützung habe es zudem nie gegeben, bedauert Hohlfeld. "Es wurde nur in der Möglichkeitsform geredet. Das Risiko war einfach zu groß".
Die Radsport-Enthusiastin ist sich sicher, dass das Aus hätte abgewendet werden können. Man hätte einen gemeinsamen Weg gehen können, wenn man sich Anfang des Jahres zusammengesetzt hätte, so Hohlfeld: "Dann hätten wir noch die Kraft und den Willen gehabt. Jetzt reicht die Kraft einfach nicht mehr aus." Es schmerze zutiefst, "dass diese Rundfahrt eingestampft wird und keiner redet in drei Wochen mehr drüber. Wenn es ernsthafte Interessen gibt, stehe ich nicht im Weg und würde alles dafür tun, dass die Rundfahrt eine Zukunft hat".
Das Etappenrennen hatte sich in den letzten Jahren zu einem Highlight im Radsport-Kalender der Frauen entwickelt. Insgesamt nahmen zehn Radsport-Teams aus der World Tour teil, der höchsten Ebene im Radsport.
SpiO/pm
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR AKTUELL | 26. März 2025 | 17:45 Uhr
Marc vor 2 Tagen
Natürlich wird die Rundfahrt nicht finanziert, weil es die Rundfahrt der Frauen ist. Die Landesregierung wollte die Veranstalterin zwingen eine Männerrundfahrt daraus zu machen! Es tut mir leid für sie, aber sie müssen schon große Komplexe haben, um so einen Schwachsinn zu posten. Ich habe gehört es gibt auch Frauen in der Landesregierung und nicht jeder Mann denkt schlecht über Frauen.
Ortskundiger vor 2 Tagen
Schade für die Rundfahrt. 200.000€ ist ein überschaubarer Betrag. Mit entsprechender Werbung für Thüringen nach außen. Und er wäre auch nicht gestiegen im Gegensatz zu anderen Großprojekten. Beispiel Oberhof - 54 Millionen auf 85 Millionen, Stadion Jena 34 auf 58 Millionen usw. Da wurde anstandslos nachgelegt. Passt zwar eigentlich nicht zusammen aber der Kulturbereich wird auch mit immensen Summen unterstützt. Wollte ich nur mal erwähnen.Tut mir leid, will die unterschiedlichen Sparten jetzt nicht gegeneinander ausspielen.
Werner_1955 vor 2 Tagen
Auch da sollten keine Steuer und vor allem kein Rundfunkgebühren mehr verwendet werden.
Auch müssen die Vereine alle Sicheheitsmaßnahem und Polizeieiinsätze vollumfänglich bezahlen.