Immer mehr Unternehmen schicken Megakonstellationen ins Weltall. Konkurrenz bekommt Elon Musk, mit seinem Starlink-Netzwerk, jetzt von Jeff Bezos und seinen Kuiper-Internetsatelliten.
Collage:Immer mehr Unternehmen schicken Megakonstellationen ins Weltall. Konkurrenz bekommt Elon Musk, mit seinem Starlink-Netzwerk, jetzt von Jeff Bezos und seinen Kuiper-Internetsatelliten. Bildrechte: MDR, Pixabay, PNGmart, PNGarts

Amazon startet Project Kuiper Internet aus dem All: Kommt jetzt endlich die Konkurrenz für Musk?

11. April 2025, 10:33 Uhr

Der Amazon-Gründer Jeff Bezos startet seine ersten Kuiper-Internetsatelliten und versucht den hart umkämpften Satellitenmarkt aufzumischen. Doch er ist nicht der einzige Konkurrent für Starlink. Auch chinesische Unternehmen bauen ihre Megakonstellationen aus. Europa und Deutschland steigen ebenfalls in den Markt ein – für die Sicherheit und Unabhängigkeit des Kontinents.

Elon Musk war für eine lange Zeit der einzige Unternehmer, der mit seiner heranwachsenden Starlink-Megakonstellation fast überall Internetempfang aus dem Weltall anbieten konnte. Eine Vormachtstellung mit Problemen, wie der Ukraine-Krieg zeigt. Denn Nutzer des Systems könnten abhängig von wirtschaftlichen oder politischen Entscheidungen werden.

Wer nutzt Starlink in Deutschland?

Auch deutsche Behörden nutzen Starlink – sogar in sensiblen Bereichen. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine parlamentarische Anfrage des CDU-Bundestagsabgeordneten Matthias Hauer hervor, die im März veröffentlicht wurde.

Sowohl das Außenministerium als auch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) oder die Bundesetzagentur greifen auf den Dienst zurück. Auch beim Bundeskriminalamt und der Bundespolizei wird Starlink eingesetzt, wie genau ist jedoch Verschlusssache. Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) vermutlich auch – bleibt aber die Antwort schuldig: höchste Geheimhaltungsstufe.

Auf der regionalen Ebene hat sich der Landkreis Zwickau im Jahr 2023 für Starlink entschieden, als "Satellitengestützte Krisenkommunikation für den Zivil- und Katastrophenschutz".

Auftritt Jeff Bezos

Jetzt betritt Musks vermutlich ärgster Rivale den Markt für Internetsatelliten: Der Amazon-Gründer Jeff Bezos will am 10. April 2025, um ein Uhr nachts (MESZ), die ersten 27 Satelliten der geplanten Megakonstellation Project Kuiper starten. Wenn die Konstellation vollständig ist, sollen 3.236 Kuiper-Satelliten die Erdumlaufbahn umkreisen.

Derzeit befinden sich um die 10.000 Satelliten in der erdnahen Umlaufbahn (Leo: low earth orbit), sagt Martin Tajmar, Leiter der Professur für Raumfahrtsysteme an der TU Dresden, auf Nachfrage von MDR WISSEN. Alleine SpaceX hat seit dem ersten Start im Jahr 2019 über 7.000 Starlink-Satelliten in den Leo gebracht – und alle paar Tage werden es mehr. Das Netzwerk soll auf etwa 12.000 Satelliten anwachsen. Zwar fehlt Starlink noch die Genehmigung, jedoch plant Musk, das Netzwerk auf 34.400 Satelliten auszubauen.

Was hat das Project Kuiper vor?

Bezos fängt vorerst mit 27 Kuiper-Satelliten an, die mit der Mission KA-01 (Kuiper Atlas 1) ins All gebracht werden. Der Start wird mit einer Atlas-V-Rakete der United Launch Alliance (ULA) vom Raumhafen Cape Canaveral in Florida (USA) erfolgen. In einer Höhe von 450 Kilometern sollen die Satelliten ausgesetzt werden, von dort auf 630 Kilometer aufsteigen. Starlink fliegt in einer Höhe von etwa 550 Kilometern.

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"Wir haben zur Vorbereitung dieser ersten Mission umfangreiche Tests am Boden durchgeführt, aber es gibt Dinge, die man nur in der Praxis lernen kann", erklärt Rajeev Badyal, der Vizepräsident von Project Kuiper. "Dies wird das erste Mal sein, dass wir unser finales Satellitendesign fliegen und so viele Satelliten auf einmal starten."

Im November 2023 hat das Unternehmen bereits zwei Prototypen erfolgreich ins All geschickt. Die neuen Satelliten wurden optimiert und am Boden getestet. Erst im Orbit wird sich zeigen, ob sie jeden Ort auf der Welt mit Hochgeschwindigkeits-Internet mit geringer Latenz versorgen können. Nächstes Jahr könnten 1.000 weitere Satelliten folgen.

Insgesamt soll es über 80 Raketenstarts geben, um die gesamte Konstellation im All zu platzieren. Sieben weitere mit der Atlas V und 38 Starts mit der größeren Vulcan-Centaur-Rakete der ULA. 30 weitere Starts erfolgen mit der Falcon-9 (Spacex) und der europäischen Ariane-6 (Arianespace). Zudem will Bezos einige Satelliten mit seinem eigenen Raumfahrtunternehmen Blue Origin und der Schwerlastrakete New Glenn, die am 16. Januar 2025 ihren Jungfernflug hatte, ins All schicken.

Was wurde eigentlich aus den Internetsatelliten von OneWeb?

2019, Im selben Jahr, in dem die ersten Starlink-Satelliten in den Orbit befördert wurden, wurde auch das britische OneWeb-Netzwerk ausgebaut. Mit dem gleichen Ziel: globale Internetversorgung per Satellit. Die Corona-Pandemie und der russische Angriffskrieg auf die Ukraine sorgten für einige Probleme. Der Start mit russischen Sojus-Raketen wurde ausgesetzt und erst im Oktober 2022 war OneWeb langsam wieder auf Kurs.

Im September 2023 kam es dann zu einer Fusion mit dem französischen Satellitenbetreiber Eutelsat. Mittlerweile besteht die Konstellation aus fast 600 künstlichen Objekten. Damit ist das ursprüngliche Ziel erreicht und die Kommunikation von jedem Ort auf der Erdoberfläche ist damit möglich. Dennoch gibt es Pläne, die Konstellation auf 6.400 Satelliten auszubauen.

Zwei Männer vor Computermonitoren 5 min
Bildrechte: Mitteldeutscher Rundfunk

ARD Mittagsmagazin Di 17.09.2024 12:10Uhr 05:02 min

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

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Satelliteninternetz: Die Konkurrenz aus China wächst

Als Konkurrenz für SpaceX mischen auch chinesische Unternehmen den Markt auf. In den Ländern, in denen Starlink keinen Erfolg hat, gewinnt das Qianfan-Netzwerk (Tausend Segel oder auch Spacesail genannt) an Bedeutung.

Starlink
Die Starlink-Satelliten von SpaceX, kurz bevor sie ins Weltall entsandt werden. Bildrechte: SpaceX/Starlink

Im August 2024 wurden die ersten 18 Qianfan-Satelliten in den Orbit befördert, mittlerweile sind es bereits 90. Bis Ende 2025 soll die Konstellation auf 648 Stück und bis 2030 auf 15.000 Internetsatelliten heranwachsen.

Während SpaceX seinen Internetdienst nach Indien und Vietnam ausgeweitet hat, scheitert das Unternehmen an der brasilianischen Regierung. Dort konnte Präsident Xi Jinping im November 2024 eine Vereinbarung über den Markteintritt von Qianfan bewirken; kurz darauf folgten Malaysia und Kasachstan.

Europa versucht aufzuholen

Währenddessen wagt die europäische Initiative für sichere Konnektivität mit Iris2 die ersten zaghaften Schritte auf den neuen Markt. Dieses Netzwerk wird laut dem Dresdner Raumfahrtexperten Tajmar ähnlich wie OneWeb "deutlich kleiner" als die Konkurrenz aus China oder den USA ausfallen.

Ab dem Jahr 2029 sollen die ersten Iris2-Flugkörper in eine Höhe von 1.200 Kilometer gebracht werden – deutlich höher als Starlink und andere. Bis 2030 soll die Konstellation mit nur 264 Kommunikationssatelliten fertiggestellt werden.

Um unabhängig zu sein, brauchen Europa und Deutschland "auf jeden Fall" ihre eigene Konstellation. "Das ist auch von strategischem Interesse", sagt Tajmar. "Ein ähnlicher Fall war GPS und der Aufbau des europäischen Galileo Navigationssystems."

Prof. Dipl.-Ing. Dr. Martin Tajmar
Prof. Dipl.-Ing. Dr. Martin Tajmar Bildrechte: Christian Hüller/ TU Dresden

Trotz der geringen Zahl von Satelliten kann Iris2 durchaus in der Lage sein, eine ähnlich gute Abdeckung wie Starlink derzeit in Europa zu gewährleisten. Denn bei dem Projekt geht es nicht um die Versorgung der gesamten Welt, sondern nur vom europäischen Kontinent. Die weltweite Abdeckung könnte mit 18 weiteren geplanten Iris2-Satelliten erfolgen, die in einer noch höheren Umlaufbahn fliegen sollen.

Bundeswehr plant eigene Satelliten

Bis zum Jahr 2029 will auch die Bundeswehr eine eigene Konstellation aus mehreren hundert Satelliten im Orbit unterbringen. Derzeit sind es gerade einmal acht bis zehn Stück. Im Ernstfall können feindliche Stellungen genauer ausgespäht werden. Der Bruch mit den USA und die Marktstärke von Starlink zeigen, dass Deutschland nicht mehr auf alle seine Verbündeten zählen kann. Die neue Konstellation könnte zur Erdbeobachtung oder der Kommunikation dienen. Doch es gibt kaum Details - alles unter dem Deckmantel der nationalen Sicherheit. „Es werden verschiedene Optionen für den möglichen Aufbau von Konstellationen untersucht, um den steigenden Bedarf an raumgestützter Aufklärung durch nationale Fähigkeiten zu decken“, zitiert das Handelsblatt einen Sprecher des Verteidigungsministeriums. Geschätzte Kosten: Zehn Milliarden Euro.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 09. März 2025 | 06:00 Uhr

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