ErnährungNeue Studie: Glukosesensoren überschätzen Blutzuckerwerte

17. März 2025, 17:33 Uhr

Glukosesensoren werden zunehmend auch an Nicht-Diabetiker verkauft. Eine aktuelle Studie zeigt, dass die Gewebesensoren die Blutzuckerwerte mitunter stark überschätzen können. Gerade für gesunde Menschen, die nicht mit dem Piks in den Finger gegenmessen, besteht die Gefahr von Fehlschlüssen.

Glukosebewusste Ernährung ist ein Trend, bei dem gesunde Menschen versuchen, ihre Blutzuckerwerte möglichst stabil zu halten. Dabei geht es häufig um den "Peak", einen Blutzuckeranstieg nach einer kohlehydrathaltigen Mahlzeit, der vermieden werden soll. Mitunter werden in diesem Zusammenhang Blutzuckersensoren verwendet, die kontinuierlich im Fettgewebe den Gewebezucker messen und somit beinahe "in Echtzeit" Einblicke in den Blutzuckerverlauf eines Menschen geben. Auch in Deutschland bewerben Influencer die entsprechenden Sensoren, Startups haben sich teilweise auf den Verkauf der Sensoren an Nicht-Diabetiker spezialisiert.

Blutzuckerreaktion mit Sensor und Piks in den Finger verglichen

Eine aktuelle Studie hat nun untersucht, wie belastbar die Messungen von Glukosesensoren bei gesunden Menschen sind. 15 Testpersonen bekamen in einem Experiment Lebensmittel und Getränke mit festgelegten Kohlehydratmengen, danach wurde überprüft, wie sich die Blutzuckerwerte der Teilnehmenden entwickelten. Die Studie verglich die Messungen des Glukosesensors mit Messungen aus dem Blut der Patienten, die alle 15 Minuten durchgeführt wurden. Diese Form der Blutzuckermessung gilt als erprobter und belastbarer als die Messung im Gewebe via Sensor.

Die Forschenden verglichen anschließend beide Messungen miteinander. Dabei zeigte sich, dass die Messungen der Glukosesensoren höhere Blutzuckerwerte feststellten als die klassische Blutmessung. Bereits bei den Nüchternwerten der Probanden zeigten sich entsprechende Abweichungen. Je nach Mahlzeit wich die Messung mit dem Glukosesensor stärker oder weniger stark von der Messung im Blut ab.

Teilweise vier Mal länger erhöhte Werte gemessen

In zahlreichen Szenarien überschätzte der Gewebesensor die Blutzucker-Reaktion auf eine Mahlzeit. Er maß Werte, die ungefähr vier Mal so lange über dem Grenzwert von 7,8 mmol/L bzw. 140 mg/dl lagen. Sind die Werte bei gesunden Menschen nach einer Mahlzeit länger über dieser Grenze, kann das beispielsweise auf eine gestörte Glukosetoleranz hindeuten. Die Forschenden folgern daraus, dass Messungen mit einem Glukosesensor im Gewebe immer den zuverlässigeren Ergebnissen aus dem kapillaren Blut abgeglichen werden sollten.

Diese Empfehlungen geben auch die Hersteller der Sensoren. Diabetikerinnen und Diabetiker sind in der Regel mit der Messung des Blutzuckers mittels Piks in den Finger vertraut. Auch diese Personengruppe sollte sich hin und wieder daran erinnern, dass die Werte eines Sensors nicht so zuverlässig sind. Bei Menschen, die lediglich im Rahmen einer "glukosebewussteren Ernährung" einen Glukosesensor verwenden, kann man davon ausgehen, dass sie ihre Werte überhaupt nicht mit einer Messung aus dem Blut vergleichen, somit können sie von den Sensoren in die Irre geführt werden.

Glukosebewusste Ernährung ist umstritten

Getestet wurde in der aktuellen Studie mit dem Sensormodell "Freestyle Libre 2". Über den Sinn und Unsinn einer glukosebewussten Ernährung bei Nicht-Diabetikern haben wir hier ausführlich berichtet.

Links/Studien

iz

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | BRISANT | 03. September 2024 | 17:15 Uhr

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