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InsektenDen Nachtschmetterlingen in Deutschland auf der Spur

07. Januar 2025, 15:44 Uhr

Gemeinsam mit seinen deutschen Partnern arbeitet die Friedrich-Schiller-Universität in Jena an einem Großprojekt: Innerhalb von drei Jahren sollen 1.160 Arten der in Deutschland heimischen Nachtschmetterlinge dokumentiert werden.

Eine Forschungsgruppe aus Jena, Halle, Marburg und Bonn will die deutsche Landschaft der Nachtschmetterlinge erfassen und bestimmen. Eine bundesweite Überwachung (Monitoring) dieser Insekten ist das Ziel der Forschungsarbeit. Nachtschmetterlinge bilden in Deutschland eine artenreiche Tiergruppe mit 1.160 Arten – Gammaeule, Weinschwärmer, Schönbär oder Frostspanner sind nur eine geringe Auswahl davon.

Die UV-Licht-Falle für die Nachtschmetterlinge. Bildrechte: Gunnar Brehm/Universität Jena

Für die Nachtfalter werden in acht deutschen Städten und dort jeweils an fünf Standorten Kamera-Lichtfallen aufgestellt. Zwar werden die Insekten bei ihrer nächtlichen Aktivität gestört, aber nicht getötet. "Eine Lampe lockt die nachtaktiven Insekten an und alle zwei Minuten werden alle Insekten fotografiert, die sich auf einer Schaumstoffplatte unter der Lampe niedergelassen haben", erklärt Gunnar Brehm in einer Mitteilung der Friedrich-Schiller-Universität.

Die Anlagen laufen dabei weitgehend autonom. Nur die Datenspeicher müssen regelmäßig getauscht werden. Nacht für Nacht werden an allen acht Projektstandorten zusammen etwa 10.000 Bilder angefertigt. Für die Auswertung der gesammelten Daten wird eine in Jena entwickelte Künstliche Intelligenz (KI) eingesetzt, um die Arten der Nachtfalter auf den Fotos möglichst fehlerfrei zu erkennen. Die Daten werden von einem Team am iDiv (Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung) in Halle statistisch aufbereitet.

Wo werden die Fallen aufgestellt?

Das Lepmon-Projekt (die lateinische Nachtfalterbezeichnung Lepidoptera und der Begriff Monitoring) wird für zunächst drei Jahre vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit knapp 1,8 Millionen Euro gefördert. Durch das Monitoring könnten eingewanderte Arten zeitnah entdeckt, aber auch das Auftreten von Schadinsekten und invasiven Arten rasch festgestellt werden.

Die Fallen werden in Jena, Dresden, Leipzig, Freiburg im Breisgau, Ludwigshafen, Bonn, Marburg und Bremen aufgestellt. Die Feldforschung soll im April 2025 beginnen.

Museen und Falterfreunde forschen mit

Für das Projekt wollen die Forscher auch die Bestände in den Sammlungen von Universitäten, Museen und weiteren Forschungsstätten untersuchen. Im aktuellen Wintersemester 2024/25 entwickelt das Team außerdem eine preiswerte Kamera-Variante für Hobbyforscher (Citizen-Scientists). "Diese etwas einfachere Lichtfalle stellen wir interessierten Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung", so Gunnar Brehm. "Adressaten sind Vereine oder Schulklassen, die sich am Monitoring beteiligen wollen."  

Links/Studien

Die Mitteilung der Friedrich-Schiller-Universität Jena wurde am 20. Dezember 2024 veröffentlicht: Die Nachtschwärmer ins Licht holen.

pk

Berichtigung: In einer ersten Version des Artikels hatten wir geschrieben, dass ein Team in Halle an der KI arbeitet. Richtig ist, dass das Informatik-Team der FSU Jena die KI entwickelt und trainiert.

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | 21. Dezember 2024 | 19:30 Uhr

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