Bei infizierten Weinreben schrumpfen und verwelken oft die Trauben an der Rebe.
Bei infizierten Weinreben schrumpfen und verwelken oft die Trauben an der Rebe. Bildrechte: Agroscope

WISSEN-NewsVerwilderte Weinreben könnten zur Gefahr für den Weinbau werden

08. März 2025, 14:00 Uhr

Die Rebenkrankheit Goldgelbe Vergilbung (GGV) breitet sich immer weiter aus und bedroht viele Weinreben. Schweizer Forscher haben nun herausgefunden, dass zu ihrer Verbreitung auch verwilderte Weinreben beitragen können.

Der Erreger der GGV ist ein Phytoplasma, ein Bakterium ohne Zellwand, das durch ein Insekt, die Amerikanische Rebzikade Scaphoideus titanus, auf Reben übertragen wird. Diese sterben mit der Zeit ab. Lange galt die Krankheit und ihr Management als rein landwirtschaftliche Angelegenheit und wurde in der Schweiz von Agroscope, dem Kompetenzzentrum des Bundes für landwirtschaftliche Forschung, untersucht.

Komplettes Entfernen von verwilderten Weinreben könnte helfen

Dann bemerkten Wissenschaftler der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL), dass auch der angrenzende Wald eine Rolle spielt. Denn immer wieder entweichen Rebstöcke aus ungepflegten Rebbergen – etwa, weil eine Nachfolge fehlt. Mit der Zeit können diese brachliegenden Weinberge zu Wald werden. Die Kletterpflanzen ranken sich dann an Waldbäumen hoch und sind ein potenzielles Krankheitsreservoir für die GGV, welchem bis vor kurzem kaum Beachtung geschenkt wurde.

Deshalb begannen WSL und Agroscope im Jahr 2016 eine Forschungszusammenarbeit. Auf 13 verschiedenen Testflächen mit verwilderten Weinreben sammelten die Wissenschaftler Rebenblätter und Insekten. Sie testeten im Labor, ob das betreffende Phytoplasma anwesend war und verglichen die genetischen Eigenschaften der Erreger von verwilderten Weinreben mit jenen von kultivierten Reben in Weinbergen. Es zeigte sich, dass verwilderte Weinreben ähnliche Infektionen wie kultivierte Weinreben erleiden können. Zudem waren die Krankheitserreger auf verwilderten und kultivierten Weinreben genetisch identisch.

"Dies untermauert die Befürchtung, dass auch der Wald ein Infektionsreservoir ist, weil die Rebzikaden den Erreger zwischen Weinbergen und Wald hin und her tragen", sagt der Studienautor Marco Conedera. Damit wird deutlich, warum die bisherige Bekämpfung der Rebzikade mit Insektiziden, das Entfernen infizierter Reben und der Einsatz von zertifiziert erregerfreien Reben in Weinbergen nicht ausreichte, um die Verbreitung in Weinbergen in unmittelbarer Nähe von Wäldern zu stoppen. Die Experten empfehlen als Gegenmaßnahme bestimmte Formen der Landschaftspflege, wie das komplette Entfernen von verwilderten Weinreben, das vorbeugend sehr effektiv sein könnte. Insektizide seien dagegen nicht unbedingt nötig.

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Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 24. Januar 2025 | 19:00 Uhr

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