Podcast zum Thema: Düngen 19 min
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Mitmachprojekt Citizen Science Projekt: Urinieren für einen nachhaltigen Dünger

07. Februar 2025, 12:45 Uhr

Auch im menschlichen Urin befinden sich wichtige Nährstoffe. Doch diese gelangen nur in die Kloschüssel. Eine Forschungsgruppe stellt sich die Frage, ob der Urin auch als Dünger verwendet werden kann. Wer sich an dem Projekt beteiligen will, kann sich noch bis zum 31. März 2025 anmelden.

Hobbygärtner in ganz Deutschland sind dazu eingeladen … nun ja: einfach mal Wasser laufen zu lassen. Denn der menschliche Urin könnte bald ein nachhaltiger Dünger für unsere Gärten werden.

Bisher gelangen Nährstoffe als Düngemittel in den Boden, werden von Pflanzen aufgenommen und über unsere Nahrungskette konsumiert. Und dann landen sie als Ausscheidungen in der Kanalisation. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrtforschung (DLR) möchte wissen, ob man die Nährstoffe aus menschlichen Ausscheidungen zurückgewinnen kann.

C.R.O.P.: Ein Verfahren aus der Raumfahrt kommt zur Erde

Dafür wurde das C.R.O.P.-Verfahren entwickelt. Der Begriff steht für kombinierte regenerative ökologische Lebensmittelproduktion (Combined Regenerative Organic food Production) und wurde ursprünglich für Astronauten auf Raumstationen entwickelt. Das Verfahren wandelt Urin in einen sicheren, schadstoff- und keimfreien Recyclingdünger um. Dabei verzichtet es vollständig auf chemische Zusätze und setzt stattdessen auf natürliche Stoffwechselprozesse.

Frau mit frischen grünen Erbsensprossen 3 min
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MDR KULTUR - Das Radio Fr 20.09.2024 11:26Uhr 02:48 min

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In den Gärten der Bundesbürger soll das Konzept im Forschungsprojekt U-Cycle (das "U" steht nicht für Urin, sondern für "you", also das englische Wort für "Du") gelangen. Aktuell ist echter Urin bisher nicht als Ausgangsstoff für die Düngerherstellung zugelassen, daher wurde der Dünger aus synthetischem Urin hergestellt. Bei dem Projekt testen Klein-, Gemeinschafts-, Schul- und Heimgärtner die Wirkung des C.R.O.P.-Düngers auf Pflanzenwachstum und den Boden.

Wer sich für das Projekt anmelden will, kann dies bis zum 31. März 2025 unter http://www.u-cycle.de/ tun.

Informationsveranstaltungen im Februar

Die bisherigen Ergebnisse aus dem ersten Jahr des Projekts zeigen eine vielversprechende Düngewirkung. Wann menschlicher Urin für die ersten Testläufe zugelassen wird, ist derzeit unklar. Das eigene Pipi landet vorerst weiter in der Schüssel.

Vor dem praktischen Einsatz erhalten die Teilnehmenden Schulungsmaterialien und haben Zugang zu Online-Sprechstunden. Ihre Beobachtungen diskutieren sie gemeinsam mit den Forschenden in Dialogrunden. Die nächsten Informationsveranstaltungen finden am 19. Februar 2025 (von 12:00 bis 13:30 Uhr) und am 21. Februar 2025 (von 17:00 bis 18:30 Uhr) statt.

Links/Studien

Durchgeführt wird das U-Cycle-Projekt vom Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenforschung (IGZ) in Großbeeren (Brandenburg) und dem Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) in Müncheberg (Brandenburg).

pk

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 07. Februar 2024 | 12:45 Uhr

4 Kommentare

MDR-Team vor 6 Wochen

Hallo Shantuma,
Klärschlamm und das C.R.O.P.-Verfahren sind nicht direkt vergleichbar, aber sie hängen miteinander zusammen. Das C.R.O.P.-Verfahren ist eine spezifische Methode zur Behandlung von Urin oder auch Klärschlamm, mit dem Ziel, Ressourcen effizienter zu nutzen und die Umwelt zu schonen. Das Verfahren wandelt Urin in einen sicheren, schadstoff- und keimfreien Recyclingdünger um.
Freundliche Grüße vom MDR WISSEN Team

Shantuma vor 6 Wochen

@MDR-Team:
Darum geht es nicht.

Klärschlamm dient bereits als Dünger und Klärschlamm wird aus Urin und anderen Abfällen die durch die Abwasserkanäle geleitet werden gewonnen.

Dies wird auch schon seit Jahrzehnten betrieben und ist somit kein "Pilotprojekt".

MDR-Team vor 6 Wochen

Hallo Shantuma,

es gibt in diversen Ländern (z.B. in Schweden oder in der Schweiz) bereits Pilotprojekte. Deutschland und andere EU-Staaten forschen gerade dazu. Und in Entwicklungsländern wird Urin im Rahmen von Öko-Sanitärsystemen genutzt, um lokal Kreisläufe zu schließen.

- Das MDR WISSEN Team

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