
Wissen-News Erstmals Mikroplastik in Weinbergen nachgewiesen
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19. Juli 2024, 15:48 Uhr
Deutsche Forscher haben weltweit erstmals Mikroplastik in Weinbergen nachgewiesen. Sie fanden in Bodenproben von Mosel und Saar höhere Anteile als in anderen Agrarböden. Hauptquelle sind vermutlich alternde Plastikgegenstände aus dem Weinbau. Auch wenn die Studie nur zwei Regionen ins Visier nahm, wird vermutet, dass es in anderen Weinbaugebieten ähnlich hohe Belastungen gibt.
Deutsche Wissenschaftler haben weltweit zum ersten Mal Mikroplastik in Weinbergen nachgewiesen. Wie ein Team von Forschern der TU Darmstadt und der Universität Trier im Journal Science of The Total Environment berichtet, fanden sie in den von ihnen untersuchten Bodenproben an Mosel und Saar mehr Mikroplastik als in anderen landwirtschaftlich genutzten Böden.
Der Studie zufolge spielte es keine Rolle, ob die Flächen biologisch oder konventionell bewirtschaftet wurden. Allerdings sei die Vielfalt der gefundenen Kunststoffe (Polymere) bei biologischem Anbau deutlich geringer gewesen, hieß es. Als Hauptquelle für Mikroplastik in Weinbergen vermuten die Forscher die Alterung und den Zerfall von Plastikgegenständen, die im Weinanbau verwendet werden, wie z.B. Netze gegen Vögel und Klammern zum Fixieren von Reben. Chemische Pflanzenschutzmittel mit Mikroplastikanteilen würden vermutlich eher eine nachgeordnete Rolle spielen.
Die nachgewiesene räumliche Verbreitung von Mikroplastik deutet nach Ansicht der Studienautoren darauf hin, dass die kleinen Kunststoffteilchen bei stärkerem Regen zur Erosion tendieren. Das berge ein Risiko, dass die Schadstoffe in Flüsse oder Seen weitertransportiert werden und auch ins Trinkwasser gelangen können. Die Studie gibt den Angaben zufolge zunächst lediglich Aufschluss über die Verbreitung von Mikroplastik in typischen Weinbergsböden an Mosel und Saar. Es könne aber vermutet werden, dass auch in anderen Weinanbaugebieten eine ähnlich hohe Belastung herrsche, heißt es weiter.
(dn)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 04. Juli 2024 | 08:00 Uhr
MDR-Team vor 39 Wochen
Hallo lieber @Atze71,
in der Nähe der Weinberge laufen Menschen mit Schuhen und es fahren Autos. Auch die Bewässerung und Lese erfolgt manchmal durch mechanische Hilfen auf Rädern und durch Kunststoffschläuche. Die Zahlen haben Sie oben genannt bekommen. Daher ist ihre "Vorstellung der größeren Mengen" (Interpretation) nicht mit der Realität deckungsgleich.
Herzliche Grüße
Atze71 vor 39 Wochen
Danke für die Präzisierung von Ihnen. Wenn in der Nähe dieser Weinberge WKA stehen und der Wind ungünstig ist, kann ich mir vorstellen das punktuell größere Mengen zu finden sind. Da viele WKA auch auf Feldern zu finden sind, ist klar wo da der Abrieb landet.
MDR-Team vor 39 Wochen
"Nach einer sehr groben, oberen Schätzung ergibt sich ein maximaler Materialabtrag an Windenergieanlagen in Deutschland durch Erosion von ca. 1.400 Tonnen/Jahr. Im Vergleich dazu werden Abriebwerte von Reifen mit ca. 102.000 Tonnen/Jahr und von Schuhsohlen mit ca. 9.000 Tonnen/Jahr angegeben." (Quelle: Land Sachsen-Anhalt, Ministerium für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt)
"Würde man nach vier Jahren die komplette Beschichtung im betroffenen Bereich erodiert vorfinden, ergebe sich ein maximaler Materialabtrag von 1.395 t/a für alle rund 31.000 Windkraftanlagen in Deutschland. Das sei als sehr grobe obere Abschätzung anzusehen, das heißt durch die vereinfachten Annahmen liegt der tatsächliche Wert mit hoher Wahrscheinlichkeit deutlich darunter." (Quelle: Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestags, WD 8 - 3000 - 077/20)
Liebe Grüße