
Kulturhauptstadt 2025 Chemnitz: Neun Highlights der Architektur entdecken
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17. Januar 2025, 10:59 Uhr
Die Stadt Chemnitz hat neben Theater und Kultur vor allem auch interessante Architektur zu bieten: etwa das älteste Gebäude der Stadt, der Rote Turm, das ehemalige Kaufhaus Schocken, das heute das Archäologie-Museum beherbergt oder auch der Kaßberg, der gleich als ganzes Stadtviertel mit prächtigen Jugendstil und Gründerzeitbauten beeindruckt. Hier sind neun besondere Bauwerke, die Architektur-Fans bei einem Besuch der Kulturhauptstadt 2025 nicht verpassen sollten.
Inhalt des Artikels:
- Ältestes Gebäude der Stadt: Roter Turm
- 150 Jahre Baugeschichte erkunden: Der Kaßberg
- Jugendstil-Meisterwerk: Die Villa Esche
- Kunst in der Kultur-Immobilie: Museum Gunzenhauser
- Kultur im Industriedenkmal: Die Schönherrfabrik
- Denkmalgeschütztes Warenhaus: Das Kaufhaus Schocken
- Mittelalter-Feeling: Die Burg Rabenstein
- Märchenhaft: Das Wasserschloss Klaffenbach
- Gotteshaus mit Glasdach: Neue Synagoge Chemnitz
Ältestes Gebäude der Stadt: Roter Turm
Der Rote Turm ist das älteste Bauwerk der Stadt. Errichtet wurde der 35 Meter hohe Turm Ende des 12. Jahrhunderts und diente damals zum Schutz der umliegenden Siedlungen. Seine heutige Gestalt mit dem spitzbogigen Backstein-Obergeschoss erhielt der Turm bis zum Ende des 16. Jahrhunderts. Bis um 1900 herum diente der Turm mit seinem Nebenbau als Gefängnis. Nachdem das Bauwerk im Zweiten Weltkrieg völlig ausbrannte, wurde es 1953 rekonstruiert.
Die Form des Roten Turms diente übrigens als Vorbild für die kantige Flasche des Spülmittels "Fit", das bis 1968 in Chemnitz produziert wurde.
150 Jahre Baugeschichte erkunden: Der Kaßberg
Am Chemnitzer Kaßberg kann man durch eines der größten zusammenhängenden Gründerzeit- und Jugendstilviertel Europas spazieren. Das Viertel liegt westlich der Innenstadt auf einer Anhöhe über dem Fluss Chemnitz und dem Kappelbach. Angelegt wurde es Mitte des 19. Jahrhunderts vorwiegend für den Mittelstand, Beamte und Kleinbürger.
Seit 1991 ist der Kaßberg mit 480 Bauwerken als Flächendenkmal geschützt. Heute kann man hier durch die breiten, von Bäumen gesäumten Straßen schlendern und dabei die kunstvoll verzierten Fassaden bestaunen – wie etwa das Majolika-Haus von 1898, das mit Märchenmotiven und Rosengirlanden aus farbigen Fliesen beeindruckt. Sehenswert sind auch die historische Markthalle und der markante Backsteinbau der evangelisch-methodistischen Friedenskirche.
Jugendstil-Meisterwerk: Die Villa Esche
Um 1900 war Chemnitz florierende Industriemetropole. Zu dieser Zeit entstanden nicht nur imposante Fabrikbauten, sondern auch zahlreiche beeindruckende Villen, die reiche Industrielle erbauen ließen. Einer von ihnen war der Textilfabrikant Herbert Eugen Esche. Er ließ sich 1902/1903 sein Haus auf einer Anhöhe im Stadtteil Kapellenberg errichten. In der Gestaltung von Haus, Garten und wesentlichen Teilen der Innenraumgestaltung ließ er dem belgischen Star-Architekten und Designer Henry van der Velde freie Hand. Daher gilt die Villa Esche heute nicht nur als erster Bau der Moderne in Deutschland, sondern auch als ein einmaliges Zeugnis für die Arbeit van de Veldes.
Die Villa ist weitgehend erhalten geblieben und beherbergt heute das Henry van der Velde Museum, das zu den Kunstsammlungen Chemnitz gehört. Es präsentiert unter anderem die Räume der Familie Esche mit dem Originalmobiliar. Wie sie hier damals lebten, macht auch eine App der Kunstsammlungen erfahrbar. Eine Dauerausstellung widmet sich dem weitgefächerten Gesamtschaffen des Künstlers van der Velde.
Kunst in der Kultur-Immobilie: Museum Gunzenhauser
Wer Architektur und Kunst verbinden möchte, sollte sich das Museum Gunzenhauser am Falkeplatz nicht entgehen lassen: Das ehemalige Sparkassengebäude wurde Ende der 1920er-Jahre von Fred Otto errichtet. Es war eines der ersten Hochhäuser der Stadt und gilt als exemplarisches Gebäude des Neuen Bauens. Das Haus begeistert Architekturfans vor allem mit der durch ein Glasdach belichteten ehemaligen Kassenhalle. Auch die geradlinige, knallrote Kaskadentreppe, welche die vier Etagen des Kunstmuseums verbindet, ist ein Hingucker.
Das Museum selbst ist Teil der Kunstsammlungen und im Besitz eines der weltweit größten Otto-Dix-Bestände. Die 380 Werke sind das Herzstück der Sammlung Alfred Gunzenhausers, die insgesamt mehr als 3.000 Werke von 270 Künstlerinnen und Künstlern umfasst. Schwerpunkt ist die klassische Moderne mit Einblicken in den Expressionismus und die Neue Sachlichkeit. Gezeigt werden Arbeiten unter anderem von Ernst Ludwig Kirchner, Paula Modersohn-Becker, Karl Schmidt-Rottluff und Gabriele Münter.
Kultur im Industriedenkmal: Die Schönherrfabrik
Im Stadtteil Schloßchemnitz findet sich einer der interessantesten Orte der sächsischen Industrieentwicklung: die Schönherrfabrik. Sie blickt auf mehr als 200 Jahre Industrie- und Baugeschichte zurück. Heute ist sie ein Kulturzentrum. Gegründet von Louis Schönherr wurden in der Farrik ab Mitte des 19. Jahrhunderts Webstühle gebaut – bis 1993. Seit Ende der Neunziger wurden die zum Großteil unter Denkmalschutz stehenden Gebäude saniert.
Mittlerweile findet sich hier ein kreativer und kultureller Mikrokosmos: Neben Ateliers und Studios, Wellness- und Sportangeboten gibt es genauso Szenekneipen und Feinschmecker-Restaurants sowie eine Skate-Halle. Bei einer Führung durch das Areal erfährt man mehr zu Hintergründen und Entwicklung der Schönherrfarbik.
Denkmalgeschütztes Warenhaus: Das Kaufhaus Schocken
Die Warenhäuser der Kaufhauskette Schocken standen für die Moderne der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Das Schocken-Kaufhaus in Chemnitz gehörte zu den schönsten Deutschlands. Errichtet 1930 und geplant vom Architekten Erich Mendelsohn, besticht das Gebäude durch den tortenstückähnlichen Grundriss, die Stahl-Skelettbauweise sowie die für Bauten der Moderne typische Vorhangfassade. Mehr als 70 Jahre wurde das heute denkmalgeschützte Gebäude als Kaufhaus genutzt. Heute beherbergt es das Staatliche Museum für Archäologie Chemnitz (smac). Neben der archäologischen Dauerausstellung sind hier auch Ausstellungen zum Architekten Erich Mendelsohn, dem Schocken-Warenhauskonzern und der Person Salman Schocken zu sehen.
Mittelalter-Feeling: Die Burg Rabenstein
Die kleinste mittelalterliche Burg Sachsens findet man am Stadtrand von Chemnitz im Stadtteil Rabenstein. Höhepunkte sind der Bergfried und die Ausstellung zu mittelalterlichen Waffen und Grabungsfunden im Burgmuseum, das zum Schlossbergmuseum gehört und damit ebenso Teil der Kunstsammlungen ist. Mit ihrer nach englischem Vorbild gestalteten Parkanlage gehört die Burg Rabenstein zu den beliebtesten Ausflugszielen in Chemnitz. Ihr Bau begann vermutlich schon im 9. Jahrhundert. Seitdem hatte sie viele verschiedene Burgherren und Funktionen. Die wechselhafte Geschichte des Bauwerks ist am deutlichsten an den vielen baulichen Veränderungen abzulesen.
Märchenhaft: Das Wasserschloss Klaffenbach
Am südlichen Stadtrand von Chemnitz liegt das Wasserschloss Klaffenbach. Es wurde Anfang des 16. Jahrhunderts von Wolf Hünerkopf im Renaissance-Stil errichtet. Das quadratische Schloss ist von einem Wassergraben umgeben und beeindruckt vor allem mit seinem geschwungenen Giebel und einem keilbogenförmigen Dach.
Um das Schloss existiert eine Sage: Die dem verschuldeten Burgherrn zum Tausch gegen den Schuldenerlass versprochene Braut soll sich geweigert haben, ihn zu heiraten. Zu Strafe soll sie in den Turm eingemauert worden sein.
Gotteshaus mit Glasdach: Neue Synagoge Chemnitz
Die Synagoge von Chemnitz am Stephansplatz wurde in der Pogromnacht vom 9. November 1938 zerstört. 1998 gab die Stadt dem Architekten Alfred Jacoby den Auftrag, eine neue zu entwerfen – eingeweiht wurde sie im Jahr 2002. Der Bau besteht aus einem Gebetsraum, der 300 Menschen Platz bietet und die Form einer nach unten konisch zulaufenden Ellipse hat. Überspannt ist der Raum von einem Glasdach. Dieses Gebäude ist von zwei Flachbauten umrahmt.
Weil 2015 Baumängel festgestellt wurden – hauptsächlich Feuchtigkeitsschäden, finden seit 2023 Sanierungsarbeiten an der Synagoge statt. 2025 sollen die Bauarbeiten beendet und das Gotteshaus wieder zugänglich sein.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Der Osten – entdecke wo Du lebst: Unbekanntes Chemnitz | 16. Januar 2025 | 21:15 Uhr