Empfehlungen Geschichte, Kunst und Natur: Spannende Museen in Leipzig, Halle und Umgebung
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14. Januar 2025, 16:03 Uhr
Sie haben Lust, mal wieder einen Ausflug ins Museum zu unternehmen, mit der ganzen Familie? Wir haben 10 Empfehlungen rundum Leipzig, Halle, Dessau, Köthen, Oschatz und Weißenfels. Von der Kunstgalerie bis zum Naturkundemuseum, von geschichtsträchtigen Orten wie Schloss Köthen bis zum ehemaligen Waisenhaus in Halle. Wir verraten, wo Sie Kunst von Caspar David Friedrich, Claude Monet und Wassily Kandinsky entdecken. Hier finden Sie auch Informationen zu Adressen, Öffnungszeiten und Hinweise zur Barrierefreiheit.
Inhalt des Artikels:
- Leipzig: Museum der bildenden Künste
- Leipzig: Zeitgeschichtliches Forum
- Leipzig: Naturkundemuseum
- Dessau-Wörlitz: Schloss Oranienbaum
- Halle: Landesmuseum für Vorgeschichte
- Halle: Kunstmuseum Moritzburg
- Halle: Franckesche Stiftungen
- Oschatz: Stadt- und Waagenmuseum
- Köthen: Schloss und Museen
- Weißenfels: Heinrich-Schütz-Haus
Leipzig: Museum der bildenden Künste
Das Museum der Bildenden Künste (MdbK) in Leipzig befindet sich in einem riesigen Quader aus Beton und Glas. Das Gebäude wurde im Jahr 2004 auf dem ehemaligen Sachsenplatz eröffnet und bietet etwa 7.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche. Hier hat eine der umfangreichsten Kunstsammlungen Deutschlands, mit tausenden Gemälden, Grafiken und Skulpturen ihr Zuhause. Die Geschichte des MdbK reicht bis ins Gründungsjahr 1848 zurück.
Im MdbK kann man die Werke berühmter Maler wie Lucas Cranach der Jüngere, Caspar David Friedrich, Claude Monet oder Frans Hals betrachten. Das Haus versammelt weit über 4.000 Gemälde und 1.800 Plastiken. Ein Schwerpunkt liegt auf der Kunst der DDR. Aber auch die Leipziger Kunst, mit Werken beispielsweise von Max Beckmann und Max Klinger, spielt eine wichtige Rolle. Gerade hier ist das Haus zu Recht stolz auf geschlossene Werkschauen der Leipziger Schule mit Künstlern wie Bernhard Heisig und Werner Tübke sowie große Bestände von Neo Rauch und Daniel Richter, die zur Neuen Leipziger Schule gezählt werden.
Leipzig: Zeitgeschichtliches Forum
In Leipzigs Fußgängerzone gelegen, erkennt man das Zeitgeschichtliche Forum gut an der ungewöhnlichen Bronzeskulptur, die vor dem Eingang steht. "Der Jahrhundertschritt" des Leipziger Künstlers Wolfgang Mattheuer, 1984 geschaffen, hält die rechte Hand zum Hitlergruß und die linke zur Faust geballt – ein Symbol für totalitäre Systeme, die Teil der deutschen Geschichte sind. Das Zeitgeschichtliche Forum lädt ein, sich mit dieser, unserer Geschichte auseinanderzusetzen.
In der Stadt der Friedlichen Revolution geht es da vor allem um die jüngere Geschichte, um die Teilung und Wiedervereinigung Deutschlands. So ist der Tisch des Politbüros der SED im Zeitgeschichtlichen Forum ausgestellt oder Teile des Zauns der Prager Botschaft der Bundesrepublik, in die sich 1989 tausende DDR-Bürger flüchteten, um in den Westen Deutschlands zu gelangen. Auch werden regelmäßig wechselnde Sonderausstellungen geboten, aktuell zum Fernweh der Ostkreuz-Fotografin Sabine Jaehnke. Und es gibt Angebote für Kinder, bei denen beispielsweise erläutert wird, was ein Westpaket für DDR-Bürger bedeutete.
Leipzig: Naturkundemuseum
Im Leipziger Naturkundemuseum erwartet die Besucher*innen ein Querschnitt durch die Schätze der sächsischen Natur, ihrer Tier- und Pflanzenwelt sowie ihrer geologischen Grundlagen. Funde aus den großen Braunkohletagebauen rund um Leipzig zeigen 50 Millionen Jahre Klimageschichte. Viele ausgestorbene Arten werden präsentiert, so z.B. der Riesenalk, ein flugunfähiger Seevogel, von dem in Leipzig ein Präparat erhalten ist. Das Museum verfügt zudem über eine eigene Präparationswerkstatt und eine große Sammlung von Tierpräparaten.
Auch nach über hundertjährigem Bestehen erfreut sich das Naturkundemuseum noch immer allgemeiner Beliebtheit unter den Menschen in Leipzig. Das zeigte sich besonders 2010, als dem Museum die Schließung drohte. Beim Stadtrat gingen etwa 50 Petitionen für den Erhalt des Naturkundemuseums ein. Allein die Petition des Fördervereins wurde von mehr als 23.000 Menschen unterzeichnet.
Der Leipziger Stadtrat hat im Oktober 2020 entschieden, dass der ehemalige Bowlingtreff auf dem Willhelm-Leuschner-Platz der neue Standort des Naturkundemuseums werden soll. Ziel des Umzugs ist ein Gebäude ohne Einschränkungen beim Museumsbesuch, größere Ausstellungsflächen, eine Überarbeitung und Modernisierung der Dauerausstellung, ein Museumsshop, ein Café und vieles mehr.
Dessau-Wörlitz: Schloss Oranienbaum
Schloss Oranienbaum ist zusammen mit seinem barocken Park Teil des Gartenreichs Dessau-Wörlitz und hat eine lange Geschichte: Vor 350 Jahren gab Fürstin Henriette Catharina von Anhalt-Dessau dem Ort Nischwitz den Namen "Oranienbaum". Damit wollte sie an ihre Herkunft als Prinzessin aus dem Haus Oranien-Nassau erinnern. Zehn Jahre später ließ sie das gleichnamige Schloss als Sommerresidenz errichten und 1693 zum Witwensitz umbauen. Nach ihrem Tod wurde das Schloss von ihrem Sohn nur noch sporadisch für Jagdaufenthalte genutzt.
Die wechselvolle Geschichte des Hauses wird mit einer Dauerausstellung illustriert. Damit können Besucher*innen das barocke Schlossensemble erstmals auch individuell anschauen, und müssen sich nicht einer Führung anschließen.
Die Ausstellung widmet sich vor allem Henriette Catharinas Plänen, eine Stadt und einen Schlossgarten nach niederländischem Vorbild zu errichten. Die Fürstin ließ eine Glashütte und eine Brauerei errichten und es wurde in großem Stil Tabak angebaut und verarbeitet – alles Ausdruck des zunehmend prosperierenden Fürstentums, von dem auch die reiche Ausstattung des Schlosses zeugt.
Vom einstigen Prunk ist heute nur ein Hauch zu spüren, worüber eine Medienstation in der Ausstellung unter dem Motto "Wo sind alle die Schätze hin" informiert. In der neuen Dauerausstellung kann man vor allem die Schätze bewundern, die Henriettes Urenkel Fürst Franz später ins Schloss gebracht hat: darunter den restaurierten Ledertapetensaal mit einer Sammlung Delfter Fayencen.
Halle: Landesmuseum für Vorgeschichte
Manche Traditionen reichen so weit zurück, dass wir kaum noch wissen, woher sie kommen. Im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle kann man jedoch nach den Ursprüngen forschen.
Das Museum gehört zu den wichtigsten archäologischen Museen in Mitteleuropa und erzählt von 400.000 Jahren Menschheitsgeschichte. Größere Sonderausstellungen beleuchten dabei auch besondere Entwicklungen und Phänomene.
Halle: Kunstmuseum Moritzburg
Die spätgotische Moritzburg in Halle überdauerte Jahrhunderte. Zum Teil als Ruine, zum Teil erhalten, baute man hier in den 1920er-Jahren eine moderne Kunstsammlung auf, die in die erste Liga der deutschen Museen aufrückte. Im Jahr 2008 schließlich wurden moderne Museumsräume in die alten Mauern integriert und so verwandelte sich die Moritzburg in ein Kunstmuseum mit 2.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche.
Sie beherbergt sechs Sammlungen mit Gemälden, Plastiken, Fotografien und mehr – Werke von Wassily Kandinsky, Gustav Klimt, Max Beckmann oder Otto Dix sind hier zu sehen, das Werk des Mode-Designers und Fotografen Karl Lagerfeld nach einer großen Retrospektive in einer 360-Grad-Präsentation nun digital. Immer wieder organisiert das Kunstmuseum auch größere Sonderausstellungen, die einen neuen Blick ermöglichen sollen, etwa auf Kunstteppiche oder Keramiken von Picasso.
Die Dauerausstellung zeigt in drei Bereichen Kunst von 1900 bis 1918 mit dem Schwerpunkt Expressionismus, Kunst von 1919 bis 1933 mit dem Schwerpunkt Neue Sachlichkeit und Abstraktion sowie Kunst von 1933 bis 1945. Neben Werken, die während der Zeit des Nationalsozialismus als "entartet" deklariert wurden, zeigt das Museum ganz bewusst auch Werke, die den Nationalsozialisten als "anerkannte Vertreter der Staatskunst" galten, wie zum Beispiel das Bild "Abendfriede" von Emil Nolde.
Halle: Franckesche Stiftungen
Der Theologe, Pietist und Pädagoge August Hermann Francke hatte die Stiftungen im 17. Jahrhundert zunächst als Waisenhaus gegründet. Daraus entwickelte sich eine Schulstadt von europäischem Rang, mit sozialen Einrichtungen, Wirtschaftsbetrieben und Ländereien. Francke galt wegen seiner Lehrmethoden europaweit als fortschrittlicher Pädagoge. Bildung sollte allen sozialen Schichten und auch Mädchen zugutekommen.
Das historische Waisenhaus beeindruckt mit seiner Kunst- und Naturalienkammer, einem der ältesten bürgerlichen Museumsräume Deutschlands, Anfang des 18. Jahrhunderts begründet. Darin sind umfangreich bestückte und prächtig bemalte Sammlungsschränke und Einzelobjekte für den damaligen Unterricht zu sehen, von Muscheln über ausgestopfte Krokodile, einer riesigen Walrippe bis zu einem chinesischen Damenschuh.
Die historische Bibliothek der Stiftung mit barockem Kulissenmagazin ist ein weiterer Glanzpunkt der Stiftungen. In den Wiederaufbau des Fachwerkensembles mit rund 50 Gebäuden wurden seit 1990 rund 157 Millionen Euro investiert. Auf dem Areal sind Schulen, Kitas, Forschungsstätten und universitäre Einrichtungen ansässig. Es gibt Freizeit- und Betreuungsangebote für alle Generationen.
Oschatz: Stadt- und Waagenmuseum
In der Oschatzer Stadtmitte kann man in gleich drei Museen in die Geschichte des Ortes eintauchen. Da ist zum einen das Waagenmuseum, das auf die lange Tradition des Waagenbaus in Oschatz erinnert, es befindet sich im ehemaligen Burschenheim. Gezeigt werden traditionelle Waagen aus früheren Jahrhunderten ebenso wie modernste elektronische Messmittel. Mehr als 100 ausgestellte Waagen belegen unter anderem die traditionsreiche Waagenproduktion namhafter Oschatzer Waagenfabriken. Höhepunkt ist die original nachgebaute Werkstatt eines Waagenbauers um 1850 in einem separaten Außenanbau.
In die Geschichte des Ortes Oschatz, von der ur- und frühgeschichtlichen Zeit, über das Mittelalter, die Garnisonsstadt bis zur modernen Entwicklung kann man ebenso eintauchen. Die Präsentation befindet sich im Gebäude "Ratsfronfeste" mit angrenzendem Torschreiberhaus am früheren Altoschatzer Stadttor, das 1574 erbaut wurde.
In der Amtsfronfeste gibt es einen Eiblick in bäuerliche Wohnkultur und das Oschatzer Handwerk. Mit Bauernmöbeln vom Ende des 18. Jahrhunderts sind eine Küche sowie Wohn- und Schlafraum ausgestattet. Ein Tuchmacherwebstuhl und eine kleine Schuhmacherwerkstatt beleuchten das Handwerk. Von der Amtsfronfeste aus kann man den aus dem Jahr 1377 stammenden, 25 Meter hohen Wachturm besteigen und einen Blick über die Stadt genießen.
Köthen: Schloss und Museen
Das Schloss Köthen hat seine Bekanntheit vor allem dem Komponisten Johann Sebastian Bach zu verdanken, der hier von 1717 bis 1723 als Hofkapellmeister gewirkt hat. Musikinstrumente, Notendrucke, zeitgenössische Porträts und Stiche in der Bachgedenkstätte im Kellergeschoss des Schlosses gewähren einen Einblick in das Leben des Musikers am Musenhof Köthen.
Doch nicht nur für Bach-Fans lohnt sich ein Besuch: Die Gedenkstätte ist Teil des Historischen Museums im Ludwigsbau des Schlosses, das mit Schlosskapelle, Spiegelsaal und Apothekengewölbe auch architektonisch interessant ist. Zu sehen ist dort außerdem eine Ausstellung zu Fürst Ludwig von Anhalt-Köthen (1579-1650) und der von ihm mitbegründeten ersten großen deutschen Sprach- und Gelehrtenakademie: Die Fruchtbringende Gesellschaft.
Im Ferdinandsbau befindet sich das Naumann-Museum. Herausragend ist die seit dem frühen 19. Jahrhundert nahezu unverändert erhaltene Vogelsammlung, die rund 1.300 Präparate umfasst und in 113 originalen Vitrinen untergebracht ist.
Weißenfels: Heinrich-Schütz-Haus
Heinrich Schütz (1585-1672) gilt als "Vater der modernen Musik" und erster deutscher Komponist von europäischem Rang. Das Heinrich-Schütz-Haus in Weißenfels ist das einzige original erhaltene Wohnhaus des Komponisten. In seiner "Komponierstube" unter dem Dach arbeitete Schütz an seinen Spätwerken.
Das um 1552 erbaute Renaissancegebäude wurde von 2010 bis 2012 aufwendig saniert. Die neu eröffnete Dauerausstellung stellt das Leben und Wirken des Komponisten am authentischen Ort seines Schaffens vor, mit Klangbeispielen und Filmen. Auf sogenannten "Schütz-Sofas" können Besucher dem betagten Komponisten persönlich begegnen: In fiktiven Hörspielen erinnert sich Heinrich Schütz an wichtige Stationen seines Lebens. Besucher können sich an einem Chorsatz von Schütz probieren, und ein Architekturpfad macht auf wertvolle bauliche Details und Funde im Haus aufmerksam.
Quelle: Eigenrecherche von MDR KULTUR
Redaktionelle Bearbeitung: tsa
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 04. Dezember 2024 | 06:30 Uhr