Literatur aus Norwegen, Collage aus fünf Büchern
Das Gastland der Leipziger Buchmesse 2025 ist Norwegen. Hier stellen wir Klassiker und Bestseller der norwegischen Literatur vor. Bildrechte: Collage: Guggolz Verlag / btb Verlag / Suhrkamp Verlag / Rowohlt Verlag / Ullstein Buchverlage

Gastland der Leipziger Buchmesse 2025 Klassiker und Bestseller: Zehn tolle Bücher aus Norwegen

18. März 2025, 16:05 Uhr

Unter dem Motto "Traum im Frühling" präsentiert sich Norwegen als Gastland der Leipziger Buchmesse 2025. Die norwegische Literatur ist vielfältig und hat jede Menge interessante Autorinnen und Autoren zu bieten. Ob Literatur-Star Karl Ove Knausgård, Bestseller-Autorin Maja Lunde, Literaturnobelpreisträger Jon Fosse, der berühmte Dramatiker Henrik Ibsen oder Krimiautor Jo Nesbø – hier stellen wir zehn Klassiker und Bestseller aus Norwegen vor. Die perfekte Einstimmung zum Gastland-Auftritt – hier finden Sie auch die Termine der Autoren.

Tarjei Vesaas: "Das Eis-Schloss" – ein Klassiker

Der Roman "Das Eis-Schloss" ist 1963 erschienen und gilt als Klassiker der norwegischen Literatur. Tarjei Vesaas (1897–1970) erzählt darin die Geschichte von zwei elfjährigen Mädchen, Siss und Unn. Als Waise kommt Unn zu ihrer Tante in ein Dorf auf dem norwegischen Land und lernt dort Siss kennen. Obwohl die Mädchen sehr unterschiedlich sind, fühlen sie sich zueinander hingezogen und schließen Freundschaft. Doch plötzlich ist Unn verschwunden – ein zu Eis gefrorener Wasserfall, den die Mädchen das Eis-Schloss nennen, hat sie magisch angezogen. Tarjei Vesaas hat in poetischer und klarer Sprache eine Parabel auf das Erwachsenwerden geschaffen. Neben dem "Eis-Schloss" gilt auch sein Roman "Die Vögel" als Meisterwerk.

Buchcover, blaue Schneeflocken und der Schriftzug Tarjei Vesaas "Das Eis-Schloss"
Tarjei Vesaas' Roman "Das Eis-Schloss" gilt als Klassiker der norwegischen Literatur. Bildrechte: Guggolz Verlag

Maja Lunde: "Die Geschichte der Bienen" – Das Klima-Quartett

Maja Lundes "Geschichte der Bienen" war in Deutschland ein Riesenerfolg und führte wochenlang die Spiegel-Bestseller-Liste an. Der international erfolgreiche und in 30 Sprachen übersetzte Roman widmet sich dem großen Thema der Klimakatastrophe. Drei Erzählstränge verbinden sich zu einer komplexen Handlung, die in unterschiedlichen Jahrhunderten spielt. Verbindendes Element sind Bienen, die in allen Geschichten eine zentrale Rolle spielen:

Der gescheiterte Biologe William erfindet im England des Jahres 1852 einen völlig neuartigen Bienenstock. Dem Imker George sterben im Jahr 2007 in den USA plötzlich die Bienenvölker weg. Und die Arbeiterin Tao muss in einer dystopischen Zukunft im China des Jahres 2098 alle Blüten mühsam von Hand bestäuben, denn Bienen sind längst ausgestorben. Der Roman ist der erste von Maja Lundes Klima-Quartett, zu dem auch die Titel "Die Geschichte des Wassers", "Die Letzten ihrer Art" und "Der Traum von einem Baum" gehören.

Maja Lunde, eine blonde Frau, hält ihren Roman "Die Geschichte der Bienen" in den Händen
Maja Lunde ist nicht nur in Norwegen eine gefeierte Bestseller-Autorin. Bildrechte: picture alliance / Sigrid Harms/dpa | Sigrid Harms

Karl Ove Knausgård: Das autobiografische Projekt

Er ist der literarische Superstar Norwegens: Karl Ove Knausgård. Der 1968 geborene Autor ist mit seinem autobiografischen Projekt weltweit bekanntgeworden. Seine sechs Bände und 4.000 Seiten umfassende Autobiografie ist in der norwegischen Originalausgabe unter dem Titel "Min kamp" also "Mein Kampf" erschienen. In Deutschland wurden – nachvollziehbarer Weise – andere Buchtitel gewählt.

Als erster Band des Mammut-Projekts erschien 2011 "Sterben" auf Deutsch. Darin thematisiert Knausgård das schwierige Verhältnis zu seinem tyrannischen Vater. Schonungslos ehrlich und sehr detailliert zeichnet Knausgård in den sechs Bänden verschiedene Episoden seines Lebens, seine Ängste, Zwiefel, Niederlagen und Erfolge nach. Mit dem Band "Kämpfen" fand das autobiografische Projekt seinen Abschluss. Die einzelnen Bücher funktionieren auch als eigenständige Werke, die Abfolge orientiert sich nicht an der Chronologe von Knausgårds Biografie.

Buchcover, ein junger Mann im Sprung vor hellgelbem Hintergrund, davor der Schriftzug "Leben"
Karl Ove Knausgård ist mit seinem autobiografischen Mammut-Werk zum internationalen Literatur-Star geworden. Bildrechte: btb Verlag

Henrik Ibsen: Der große Dramatiker – "Nora" und "Peer Gynt"

Der Dramatiker Henrik Ibsen (1828–1906) gilt als Begründer des Theaters der Moderne. In seinen Theaterstücken hinterfragte er die bürgerlichen Konventionen und Moralvorstellungen seiner Zeit. Ibsen wurde im norwegischen Skien geboren, lebte später viele Jahre im Ausland – in Rom sowie in Dresden und München – und kehrte schließlich nach Norwegen zurück. Der Durchbruch gelang ihm 1867 mit "Brand" und "Peer Gynt".

Zu Ibsens wichtigsten Werken zählen neben "Peer Gynt", für das Edvard Grieg die Musik komponierte, die Theaterstücke "Gespenster", "Ein Volksfeind" und "Die Wildente". Auch die Emanzipationsgeschichte "Nora oder Ein Puppenheim" (1879) wird bis heute immer wieder neu inszeniert. Das Stück gilt als moderner Klassiker und erzählt die Geschichte der titelgebenden Protagonistin Nora, die ihren Ehemann und die Kinder verlässt, um ihrem unglücklichen Leben zu entfliehen.

Buchcover, Foto eines älteren Mannes, davor der Schriftzug Henrik Ibsen: "Nora oder Ein Puppenheim"
"Nora oder Ein Puppenheim" zählt zu den bekanntesten Werken des großen norwegischen Dramatikers Henrik Ibsen. Bildrechte: Suhrkamp Verlag

Linn Strømsborg: "Nie, nie, nie" – Roman über Mutterschaft und Nicht-Muttersein

Die Erzählerin in Linn Strømsborgs Roman ist sich schon immer sicher: Sie will keine Kinder – nie, nie, nie. Doch ihre Entscheidung gegen das Muttersein führt im Umfeld der 35-Jährigen zunehmend zu Konflikten: mit ihrem Partner Philip, der zu zweifeln beginnt, ob er wirklich auf Kinder verzichten möchte, oder mit ihrer eigenen Mutter, die sich Enkelkinder wünscht. Auch im Freundeskreis der Ich-Erzählerin werden Kinder ein immer größeres Thema.

Linn Strømsborg stellt in ihrem Roman die Frage, warum von Frauen (immer noch) erwartet wird, Mutter zu werden, wie andere Lebensentwürfe akzeptiert werden können und was Familie abseits von Kindern bedeuten kann. Die 1986 geborene Autorin hat 2009 ihr Debüt "Roskilde" veröffentlicht und gehört zur jungen Generation norwegischer Schriftstellerinnen. Zuletzt erschien ihr Roman "Verdammt wütend", den sie u.a. auf der LitPop präsentiert.

Buchcover, die Schrift "Nie, nie, nie" auf gelb und rosa
In ihrem Roman "Nie, nie, nie" setzt sich die Autorin Linn Strømsborg mit Mutterschaft auseinander. Bildrechte: Dumont Buchverlag

Trude Teige: Historischer Roman über die norwegisch-deutsche Kriegsgeschichte

Trude Teiges Roman "Als Großmutter im Regen tanzte" war sowohl in Norwegen als auch in Deutschland ein Bestseller. Er erzählt von einer Norwegerin, die sich während der norwegischen Besatzung zwischen 1940 und 1945 in einen deutschen Soldaten verliebt. Auch die Auswirkungen der norwegisch-deutschen Kriegsgeschichte auf die nachfolgenden Generationen spielen eine Rolle. Im Nachfolgeroman "Und Großvater atmete mit den Wellen" wird die Geschichte des Großvaters von seiner Enkelin Juni weitererzählt. Die 1960 geborene Trude Teige ist eine der bekanntesten Autorinnen, Fernsehmoderatorinnen und Journalistinnen Norwegens. Sie schreibt neben historischen Romanen auch Krimis.

Buchcover - Trude Teige: "Als Großmutter im Regen tanzte", Bild einer Frau, die an einem See auf einem Felsen sitzt
"Als Großmutter im Regen tanzte" war in Deutschland und Norwegen ein Bestseller. Bildrechte: S. Fischer Verlag

Jo Nesbø: Krimis mit Ermittler Harry Hole – Nordic Noir

Skandinavien ist für seine herausragenden Krimis und Thriller bekannt. Einer der erfolgreichsten norwegischen Vertreter des "Nordic Noir" ist sicherlich Jo Nesbø. Der 1960 in Oslo geborene Autor ist mit seinen Kriminalromanen um den Hauptkommissar Harry Hole bekanntgeworden. Mittlerweile ist mit "Blutmond" bereits der 13. Band der Reihe erschienen. Als Ermittler der Osloer Polizei ist Nesbøs Kommissar Harry Hole brillant. Doch mit seinen Alleingängen und Regelübertretungen heimst er sich immer wieder Probleme ein. Noch dazu ist er Kettenraucher und Alkoholiker – aber eben ein genialer Detektiv.

Der erste Band der Hole-Krimireihe, "Der Fledermausmann", erschien 1997. Für den dritten Krimi "Rotkehlchen" erhielt Jo Nesbø den norwegischen Buchhandelspreis. Der Titel wurde 2004 außerdem zum besten norwegischen Krimi aller Zeiten gewählt.

Cover des Krimis "Blutmond" des norwegischen Autors Jo Nesbø, ein roter Mond, davor Schrift
Jo Nesbø ist einer der bekanntesten Krimi-Autoren Norwegens. Bildrechte: Ullstein Buchverlage

Amalie Skram: "Professor Hieronimus" – moderne Frauenfiguren

Amalie Skram (1846–1905) hat als eine der ersten skandinavischen Autorinnen moderne Frauenfiguren geschaffen. In ihren Romanen begehren die Frauen gegen die Unterdrückung durch die patriarchal geprägte Gesellschaft auf. Der Roman "Professor Hieronimus" etwa erzählt die Geschichte der Malerin Else Kant, die sich nach einem Zusammenbruch in die psychiatrische Klinik eben jenes Professor Hieronimus begibt. Dort gerät sie schnell in einen Klinikalltag, der ihr keine eigenen Entscheidungen mehr lässt. Doch die Malerin kämpft um ihre Selbstbestimmtheit und ist bereit, dafür fast alles aufzugeben.

Amalie Skram hat eine starke Protagonistin geschaffen, die sich gegen die Ungerechtigkeit, die ihr widerfährt zur Wehr setzt. Ihren Schilderungen liegen autobiografische Erlebnisse zu Grunde – wie ihre Protagonistin hat auch die Autorin einige Monate in einer Psychiatrie verbracht und wurde dort zeitweise gegen ihren Willen festgehalten.

Blau-weißes Buchcover von Amalie Skram: „Professor Hieronimus“
Die Autorin Amalie Skram schuf als eine der ersten skandinavischen Autorinnen moderne Frauenfiguren. Bildrechte: Guggolz Verlag

Jon Fosse: Literaturnobelpreisträger 2023

Jon Fosse ist spätestens seitdem er 2023 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet wurde, auch in Deutschland ein bekannter Autor. 1959 in der norwegischen Küstenstadt Haugesund geboren, machte Fosse zunächst als Dramatiker auf sich aufmerksam. Er hat mehr als 30 Theaterstücke verfasst, die weltweit aufgeführt werden und für die er zahlreiche Preise erhalten hat.

Jon Fosses Romane wie "Morgen und Abend", sein Romanprojekt "Heptalogie" und Erzählungen wie "Das ist Alise" sind in deutscher Übersetzung erschienen. Für sein Prosawerk "Trilogie" wurde der Autor mit dem renommiertesten Literaturpreis Skandinaviens, dem Literaturpreis des Nordischen Rates, ausgezeichnet. Der Roman "Melancholie" widmet sich dem Leben des norwegischen Malers Lars Hertervig, der Landschaften in leuchtenden Farben malte, an psychischen Störungen litt und 1902 verarmt starb.

Buchcover Jon Fosse: "Melancholie", darauf Meer, ein Felsen und dunkle Wolken
Jon Fosses Roman "Melancholie" ist seinem Landsmann, dem Maler Lars Hertervig, gewidmet. Bildrechte: Rowohlt Verlag

Sissel Horndal: Ein samisches Kinderbuch voller Mythen

"Máttaráhkkás weite Reise" ist ein Kinderbuch der norwegisch-samischen Illustratorin und Autorin Sissel Horndal. Erzählt wird eine Geschichte aus der Welt der nordeuropäischen Samen. Die mündlichen Überlieferungen, wie sie über Jahrhunderte weitergegeben wurden, hat die 1970 geborene Horndal – wie rund 30 andere Kinderbücher – auch illustriert. Sie erzählt einen Schöpfungsmythos der Samen, der davon handelt, wie göttliche Wesen im Jahreszyklus der Natur neues Leben schaffen. Die enge Verbindung von Mensch und Natur spielt in diesem Mythos über die Entstehung des Lebens eine wichtige Rolle. Das kommt auch in den doppelseitigen Illustrationen zur Geltung, die mit Licht und Schatten spielen, und die den poetischen Text begleiten.

Buchcover des Kinderbuchs Sissel Horndal: "Máttaráhkkás weite Reise", darauf ein Sternenhimmel und eine Person
"Máttaráhkkás weite Reise" ist das erste Kinderbuch der norwegisch-samischen Autorin Sissel Horndal, das auf Deutsch erschienen ist. Bildrechte: Baobab Books

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Kultur

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Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 21. Januar 2025 | 08:10 Uhr

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