
Streaming-Tipp Jüdische Biografien: Fünf Gründe für den neuen Podcast "Stolpertexte"
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21. März 2025, 04:00 Uhr
Hans, Jenny, Helen, Ludwig, Werner, Leo, Gerdy – sieben Namen, sieben individuelle Geschichten. Doch sie verbindet eines: Sie waren jüdisch in der NS-Zeit. Sie wurden verfolgt, vertrieben, verloren ihre Familien und geliebte Menschen. Der Podcast "Stolpertexte" bringt die oft vergessenen, erschütternden und zugleich inspirierenden Biografien jüdischer Menschen zur Zeit des Nationalsozialismus wieder ans Licht. Fünf Gründe, warum es sich lohnt, den Podcast in der ARD Audiothek zu hören:
1. Mehr als ein Name auf einem Stein
Auf Stolpersteinen lesen wir im Vorbeigehen die Namen von Jüdinnen und Juden, die während der NS-Zeit verfolgt, vertrieben und ermordet wurden. Zu jedem Menschen gibt es aber auch eine ganz persönliche Geschichte. Genau die erzählen die "Stolpertexte". Die Folgen des Podcasts handeln von Liebesbriefen, mutigem Widerstand, Trennungen und Abschieden. Wir erfahren viel über die Vergangenheit – aber vor allem über die Menschen, die damals gelebt haben.
2. Besondere Machart
Es ist gar nicht so leicht, die "Stolpertexte" in ein Genre zu packen. Es ist ein Podcast – moderiert von Tanya Raab. Aber es ist auch eine Lesung und ebenso könnte es ein Hörspiel sein. Das Verschwimmen der Genres macht das Zuhören so spannend. Wir werden in die Geschichten hineingezogen – durch Klänge, Musik und Originaltöne. Auch die Texte machen jede Folge besonders, die verschiedenen Sprecherinnen und Sprecher erwecken sie mit ihren Stimmen zum Leben.
3. Inszeniert von renommierten Autorinnen und Autoren
Autorinnen und Autoren wie Ulrike Draesner, Ruth Maria Thomas oder Victor Sattler widmen sich in den "Stolpertexten" jeweils der Geschichte einer Person. Aus persönlichen Erinnerungen, zeitgeschichtlichen Dokumenten oder Tagebucheinträgen bauen sie die Episoden und fügen ihre ganz persönliche Sichtweise hinzu. So hat jede Folge einen ganz eigenen Stil.
4. Persönliche Einordnung von Hostin Tanya Raab
Tanya Raab ist Jüdin, Autorin und Aktivistin. Auf Instagram teilt sie Momente aus ihrem Alltag, klärt über jüdische Traditionen auf und bewertet Filme oder Serien mit jüdischen Rollen. Sie ordnet jede Folge der "Stolpertexte" persönlich ein und holt die Vergangenheit damit ins Heute.
So erklärt sie etwa in der ersten Folge: "Ich bin Jüdin und mein Partner ist nicht jüdisch. Meine Tochter sagt immer: Papa ist nicht jüdisch, aber er macht trotzdem mit." Damit leitet sie die Geschichte von Dr. Hans Landshut ein, der mit seiner nicht-jüdischen Frau Berta in Berlin lebte. Das NS-Regime riss seine Familie auseinander.
5. Gegen das Vergessen
Nach dem Anschlag von Halle 2019 wurde in ganz Deutschland die Bewachung jüdischer Einrichtungen verstärkt. Dass ein Polizeiwagen vor einer Synagoge steht, dass es Sicherheitskontrollen gibt – für Jüdinnen und Juden ist das Alltag. Und für viele ist leider auch Alltag, dass sie Opfer von Antisemitismus werden. 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ist es darum umso wichtiger, Geschichten von Jüdinnen und Juden zu erzählen, einzuordnen und zu verbreiten. Jede Folge "Stolpertexte" ist ein Stück Erinnerungskultur und zeigt, wie wichtig es ist, aus der Vergangenheit zu lernen – damit so etwas nie wieder passiert.
Redaktionelle Barbeitung: Viktoria Adler, ks
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 14. März 2025 | 17:10 Uhr