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Gedenken an die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz vor 80 Jahren Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

27. Januar Bundesweiter Gedenktag erinnert an Befreiung von Auschwitz vor 80 Jahren

27. Januar 2025, 05:00 Uhr

Am 27. Januar 1945 – vor genau 80 Jahren – wurde das Vernichtungslager Auschwitz von der Roten Armee befreit. Mehr als eine Million Menschen sind dort von den Nationalsozialisten ermordet worden. Der Tag der Befreiung von Auschwitz ist seit 1996 bundesweiter Gedenktag. Am Montag wurde wieder überall in Deutschland an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert.

80 Jahre nach der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die bleibende Verantwortung Deutschlands für den Holocaust betont und sich gegen jede Relativierung gewandt. Was in Auschwitz-Birkenau und anderen deutschen Konzentrationslagern unter der Nazi-Herrschaft passiert sei, "das ist Teil unserer Geschichte und damit auch Teil unserer Identität, mit der wir uns auseinandersetzen müssen", sagte er bei einem Besuch des ehemaligen Lagers, in dem zwischen 1940 und 1945 mehr als eine Million Menschen ermordet wurden, vor allem Juden.

Überall in Deutschland wurde am Montag an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert. Es sei nach wie vor wichtig, das Leid der Menschen sichtbar zu machen, sagte Maria Fiebrandt von der Gedenkstätte im sächsischen Großschweidnitz, wo die Nationalsozialisten tausende vermeintlich Kranke getötet hatten.

Der Tag ist wichtig, um uns deutlich zu machen, welchen Wert die Demokratie heute auch hat.

Maria Fiebrandt Gedenkstätte Großschweidnitz
Ausstellungsräume mit der Geschichte der Gedenkstätte Großschweidnitz.
Ausstellungsräume mit der Geschichte der Gedenkstätte Großschweidnitz. Bildrechte: picture alliance/dpa | Daniel Schäfer

Es gehe darum, zu zeigen, wie schnell Ausgrenzung, Stigmatisierung und Verfolgung in der deutschen Gesellschaft funktioniert habe und welche Warnzeichen es gebe. Um das Leid der Opfer sichtbar zu machen, werden ihre Geschichten in Großschweidnitz erzählt. Und das zeigt Wirkung: "Wir beobachten bei unseren Besuchern durchaus großes Interesse und Überraschung, was hier passiert ist, in der Region. Nicht irgendwo, nicht fernab, nicht in Auschwitz, sondern quasi vor der Haustür", sagte Fiebrandt.

Gedenkstätten bekommen mehr Besucher

Auch die Gedenkstätte in Bernburg in Sachsen-Anhalt beschäftigt sich mit den Opfern der NS-Euthanasie. Den Gedenktag am 27. Januar begreift die Leiterin der Gedenkstätte in Bernburg, Judith Gebauer, als Chance, um Menschen zu erreichen, für die das Thema in ihrem Alltag nicht so relevant ist. "Wir können Anschluss an Menschen finden, die außerhalb der Gedenkstätten-Szene tätig sind und die dann auch hier am Gedenken partizipieren können."

Gedenken in Auschwitz 5 min
Bildrechte: picture alliance/ASSOCIATED PRESS/Oded Balilty

Desinteresse kann Gebauer nicht feststellen. Wie sie selbst berichtet, ist die Aufmerksamkeit für die Gedenkstätte in Bernburg in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. "Das hängt auch damit zusammen, dass Themen wie Inklusion und Ethik in der Pflege und Medizin sicherlich nochmal einen anderen Stellenwert bekommen haben. Die Gruppe der Opfer, die eben hier im Rahmen der Patientenmorde ermordet worden sind – also Menschen mit Behinderungen oder psychischen Erkrankungen –, haben eine andere Aufmerksamkeit bekommen."

Angriffe auf Erinnerungskultur

Ein immer größeres Interesse verzeichnet auch die Gedenkstätte Buchenwald in Thüringen. Wie Sprecher Rikola-Gunnar Lüttgenau erklärt, liegt das daran, dass die Erinnerungen an die NS-Zeit immer häufiger angegriffen wird. Statt zu gedenken, werde gefordert zu vergessen. "Insofern gibt es eine Brisanz. Das führt dazu, dass wir mehr Menschen in den Gedenkstätten haben."

Dabei handele es sich um Besucher mit konkreten Fragen: "Es brennt ihnen sozusagen unter den Nägeln, wie unsere Gesellschaft verfasst ist. Die Diskussionen mit den Besuchern sind sehr viel Intensiver."

Gedenkstätte Buchenwald will digital erinnern

Die Menschen kämen, um sich zu vergewissern, was damals passiert ist. Genau das auch außerhalb der Gedenkstätte zu zeigen, hat man sich in Buchenwald zur Aufgabe gemacht. "Die Geschichte der nationalsozialistischen Verbrechen wird in den digitalen Räumen verhandelt. Das verändert auch sehr stark die Arbeit der Gedenkstätten. Wir versuchen nun, in die digitalen Räume hineinzugehen und dort so etwas wie Leitplanken einzuziehen", sagt Lüttgenau.

Ziel sei es, denjenigen, die die Geschichte verleugnen, zu zeigen, dass die NS-Verbrechen real sind, Beweise zu liefern und so gegen das Vergessen anzugehen.

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