ÖPNV Scholz sichert stabilen Preis beim Deutschlandticket bis Jahresende zu
Hauptinhalt
03. Juli 2024, 19:53 Uhr
Das Deutschlandticket steht wegen gestiegener Kosten der Unternehmen auf der Kippe. Manche Länder drohten bereits mit einem höheren Preis. Nun hat Bundeskanzler Scholz zumindest Preisstabilität bis Jahresende versprochen. Danach könnte das Deutschlandticket aber bald mehr kosten.
- Wegen mehr Fahrgästen durch das Deutschland-Ticket muss der ÖPNV seine Kapazitäten erhöhen, dafür braucht es mehr Geld.
- Die FDP möchte den Preis fürs Ticket an die Inflation anpassen.
- An dem ursprünglichen Preis auch über das Jahr 2024 hinaus festhalten wollen dagegen die Grünen.
Von Hoyerswerda nach Altenberg, von Bad Schandau nach Riesa – wer in diesem Bereich Bus oder Regionalbahn fährt, ist im Verkehrsverbund Oberelbe unterwegs. 150.000 Menschen kaufen hier monatlich ein Deutschlandticket, berichtet Sprecher Christian Schlemper. Seit es das Ticket gibt, seien auf allen Strecken deutlich mehr Leute unterwegs. Vor allem von Dresden Richtung Leipzig und Ostsachsen. "Hier sind die Züge einfach immer voll. Hier bräuchten wir mehr Geld, um die Kapazitäten erhöhen zu können." Und das fließe mit in die Forderung ein, die Förderung des Bundes für das Deutschlandticket aufzustocken.
ÖPNV braucht mehr Geld
Im Sächsischen Verkehrsministerium wertet man das Ticket ebenfalls als Erfolg und will daran festhalten. Ein Sprecher teilt schriftlich mit: "Da die Kosten für den ÖPNV generell steigen, kann ein Ausgleich nur erfolgen, indem die Fahrgeldeinnahmen oder die Zuschüsse für den ÖPNV steigen." Vor diesem Hintergrund sei Sachsen bereit, das Deutschlandticket weiterhin zu bezuschussen.
Wie viel es dann kostet, das müssten Bund und Länder aber noch absprechen. Bis Ende des Jahres garantiert der Bundeskanzler den Preis von 49 Euro, danach könne es auch "mal andere Preise geben" – Zitat Olaf Scholz bei einer Regierungsbefragung im Bundestag am Mittwoch. Das ist ganz im Sinne der Verkehrsministerin von Sachsen-Anhalt, Lydia Hüskens von der FDP. "Ich finde es nicht richtig, dass es aktuell eine politische Preissetzung gibt. Wir brauchen ein Koppeln etwa an den Verbraucherpreisindex für Mobilität". So könne man auch in Zukunft dafür sorgen, dass das Deutschlandticket entsprechend der auch in anderen Bereichen steigenden oder sinkenden Kosten angepasst und nicht willkürlich politisch gesetzt werde.
Deutschlandticket-Preis 2024 Damit der Preis fürs Deutschlandticket bis Ende 2024 stabil bleiben kann, müssen im Jahr 2023 nicht in Anspruch genommene Fördermittel des Bundes auf das Jahr 2024 übertragen werden. Dazu ist eine Änderung des Regionalisierungsgesetzes notwendig. Diese Gesetzesänderung hat Bundeskanzler Olaf Scholz im Bundestag angekündigt.
Grüne wollen am Preis festhalten
Vereinfacht hieße das: Den Preis des Deutschlandtickets an die Inflation anpassen. Für die Grünen im Bundestag wohl eher eine schlechte Option. Stefan Gelbhaar, verkehrspolitischer Sprecher der Fraktion fordert, den Preis möglichst beizubehalten. "Wir haben einen Einführungspreis im Gesetz festgelegt von 49 Euro. Tatsächlich steht da nicht drin, wie lange dieser Einführungspreis gilt." Allerdings wolle die Fraktion von Bündnis '90/Grüne diesen Preis halten. Neben dem Ticketpreis gehe es vor allem darum, das Angebot auszubauen – also mehr Züge und Busse bereitzustellen, vor allem im ländlichen Raum.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR AKTUELL RADIO | 04. Juli 2024 | 06:07 Uhr
Ein Dorfjunge vor 28 Wochen
Im Westen wurde bereits in den späten 70er Jahren damit begonnen beim ÖPNV zu sparen, im Osten ja dann ab Mitte der 90er Jahre. Immer mit der Begründung es muss gespart werden, wir können es uns nicht leisten.
Verbindungen und Taktzeiten wurden verschlechtert, Preise erhöht. In Folge dessen blieben Fahrgäste aus, also wurde noch weiter gespart, bis überhaupt nix mehr lief.
Was kostet S21 mittlerweile? 11 Mrd Euro
Dienstwagenprivileg bis zu 5,5 Mrd Euro
Alleine S21 hat dafür gesorgt dass dringend benötigte Gelder an anderer Stelle im ÖPNV fehlen und der Nutzen dieses Projektes geht gleich Null.
Während das Deutschlandticket derzeit bereits einen volkswirtschaftlichen Nutzen besitzt und dafür sorgt dass Menschen auf den ÖPNV umsteigen. Somit lässt sich auch viel besser beim Aus- und Umbau planen.
Ohne Fahrgäste wird nix ausgebaut, denn dann heißt es dass es sich nicht lohnt.
Fällt das Ticket weg, fließt politisch gewollt auch kein zusätzlicher Cent in den ÖPNV.
dimehl vor 28 Wochen
Bzgl. Busverkehren im ländlichen Raum stimme ich Ihnen zu.
Ich bezog mich aber auf den Regionalverkehr der Bahn:
in der letzten Zeit bin ich da sehr wohl in Zügen mitgefahren, die sehr voll waren, Manche standen im Gang und hatten keinen Sitzplatz.
Die Strecke (rd. 100 km, früher Fernverkehrsstrecke zwischen mehreren Städten, letzter Fernverkehr war ein Interregio) wird jetzt schon lange von einem privaten Bahnunternehmen im Regionalverkehr betrieben:
es gibt keine Möglichkeit, einen Platz zu reservieren und es gibt auch keine 1. Klasse, manchmal gibt es nicht einmal eine funktionierende Toilette...
Die Strecke war vor 1945 elektrifiziert, nun plant man ihre erneute Elektrifizierung: irgendwann. Bis dahin fahren auf der Strecke Dieseltriebwagen.
Man hätte das Geld für das Deutschlandticket besser in den Ausbau der Bahninfrastruktur und die Verbesserung des Angebotes des ÖPNV investieren sollen.
goffman vor 28 Wochen
Das mag ja sein, aber sind denn die Verkehrsmittel aktuell noch überfüllt?
Ich fahre regelmäßig, sowohl mit RE als auch Bus und habe immer einen Sitzplatz. Ja, man muss sich manchmal zu anderen dazu setzen und manchmal darum bitten, dass die Tasche vom Sitz genommen wird. Hier können wir als Gesellschaft noch am Miteinander arbeiten, aber das ist erstmal kein Platzproblem der Bahn. Und für alte Menschen wird in der Regel ja sogar unaufgefordert aufgestanden.
Im ländlichen Raum sind die Busse sogar oft nahezu leer.
Und wenn Sie wirklich sicher einen Platz haben wollen, können Sie diesen reservieren oder Erste Klasse fahren - dann zahlen Sie halt das von Ihnen gewünschte teure/teurere Ticket.