Viele tödliche Unfälle Unfallschwerpunkt A2: Wie ein Feuerwehrmann die Autobahn erlebt
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01. Januar 2025, 16:16 Uhr
Auf der Autobahn 2 zwischen Helmstedt und Ziesar kommt es regelmäßig zu schweren und tödlichen Unfällen. Matthias Schumann war als Kreisbrandmeister aus dem Landkreis Börde bei einigen vor Ort – im August auch als einer der ersten. Er blickt auf den Unfallschwerpunkt und wünscht sich Besserung für 2025.
Die Autobahn 2 ist die mit Abstand gefährlichste Straße in Sachsen-Anhalt. 85 Kilometer lang ist der Autobahnabschnitt zwischen Helmstedt und Ziesar. Statistisch kommt es jedes Jahr zu rund 40 schweren und zehn tödlichen Verkehrsunfällen. Das ergaben Recherchen von MDR Data.
Die offizielle Statistik des Jahres 2024 liegt erst im März oder April vor, allerdings ist es jetzt schon möglich, auf die Ereignisse auf der wichtigsten Ost-West-Achse im Jahr 2024 zurückzuschauen.
Bauernproteste als "nicht ganz alltägliche" Situation
In der ersten Januarwoche 2024 hatten eine Vielzahl von Traktoren die Autobahn 2 für sich beansprucht. Ihr Ziel: eine Großdemonstration in der Bundeshauptstadt Berlin. Vor allem der teure Agrardiesel hatte bundesweit die Landwirte mobilisiert.
Für Rettungskräfte auch eine nicht ganz alltägliche Situation. Matthias Schumann, Kreisbrandmeister im Landkreis Börde, erinnert sich: "Zuerst einmal war es für uns Neuland zu sehen, dass Traktoren und Landmaschinen die Autobahn zu machen und den Verkehr blockieren." Bei einem Einsatz habe er durch eine Blockade fahren müssen. "Aber da habe ich gute Erfahrungen gemacht. Die Bauern, die haben für Rettungsfahrzeuge frei gemacht."
Zuerst einmal war es für uns Neuland zu sehen, dass Traktoren und Landmaschinen die Autobahn dicht machen und den Verkehr blockieren.
Tödlicher Unfall im August
Dagegen sind die Unfälle auf der A2 Alltag für die Feuerwehr im Bördekreis. Einer der schlimmsten passierte am 13. August. Drei Sattelschlepper und ein Wohnmobil verunglücken, der Wohnmobilfahrer stirbt noch am Unfallort.
Kreisbrandmeister Matthias Schumann war an diesem Tag auch wieder mit am Unfallort. "Ich war auch einer der ersten, der mit dem Motorrad Dienst hatte und die Einsatzstelle anfuhr", erinnert er sich. Die Rettungsgasse sei da gewesen. "Das war eine gute Situation, auch in der Dramatik des Einsatzes. Dann arbeitet man das als Schema F ab, so wie man es einmal gelernt hat."
Ich war auch einer der ersten, der mit dem Motorrad Dienst hatte und die Einsatzstelle anfuhr.
Toter durch Falschfahrer
Rund jeder zwölfte Verkehrstote stirbt in Sachsen-Anhalt auf der A2 – so auch der Fahrer eines SUV. Der 78-Jährige war im Februar an der Auffahrt "Magdeburg-Zentrum" falsch auf die Autobahn gefahren. Er stieß mit einem entgegenkommenden Kleintransporter zusammen. Der Falschfahrer verstarb auf der Autobahn, der Fahrer des Kleintransporters wurde schwer verletzt.
Falschfahrer seien allerdings als Unfallursache die Ausnahme. Unfallbrennpunkte seien die vielen bis zu zehn Kilometer langen Baustellen. Hektik, Ungeduld, zu schnelles Fahren, keine Sicherheitsabstände und das Hantieren mit dem Handy – Unfälle seien da vorprogrammiert. Dementsprechend viele Verkehrsunfallmeldungen gibt es im Jahr von der A2.
"Das ist ein Dauerthema, weil die Menschen schnell nach Hause wollen und die eigentlichen Gefahren auf der Autobahn übersehen. Und dann kommt es zu solchen tragischen Unfällen", meint Schumann. "Und wir als Feuerwehrleute haben es dann mehr oder weniger auszubaden."
Wünsche für 2025
Kein Wunder, dass Retter, wie der Kreisbrandmeister für 2025 ganz spezielle Wünsche haben: "Zunächst einmal, dass unsere große Baustelle einen Abschluss findet. Und natürlich wünscht man sich als Feuerwehr möglichste wenig Unfälle auf den Autobahnen, mit wenig Verletzten, wenigen Toten."
Zunächst einmal, dass unsere große Baustelle einen Abschluss findet. Und natürlich wünscht man sich als Feuerwehr möglichste wenig Unfälle auf den Autobahnen, mit wenig Verletzten, wenigen Toten.
Eigentlich wünscht sich das auch jeder Autofahrer und Verkehrsteilnehmer – wahrscheinlicher aber ist, dass auch 2025 die Unfallstatistik der A2 weiter geschrieben wird.
MDR (Hagen Tober, Alisa Sonntag, Johanna Daher)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 30. Dezember 2024 | 12:00 Uhr
Ich nicht vor 14 Wochen
"Geschwindigkeitsabhängige Abstandwarner"???
Ein Blick auf den Tacho und dann durch die Frontscheibe nach draußen verrät mir meine Geschwindigkeit und den Abstand, da brauche ich nichts automatisches ( das natürlich auch ausfallen oder falsche Ergebnisse produzieren kann).
Da wäre es sinnvoller die Nebelschlussleuchte so mit dem Gaspedal zu koppeln das ich nur noch max 60Km/h fahren kann wenn die Leuchte eingeschaltet ist.
Ansonsten hilft gegen Dummheit nur mehr kontrollieren und höhere Sanktionen.
mikeR vor 14 Wochen
Gerade auf der A2 würden die Unfall Zahlen mit LKW, wahrscheinlich massiv nach unten gehen, wenn man die völlig sinnfreien LKW Blitzer, auf Abstandsmesser umrüsten würde. Nicht vorhandene Abstände und das Handy in der Hand sind wahrscheinlich Hauptursache für die vielen schweren Unfälle auf der A2.
steka vor 14 Wochen
Es ist schrecklich für die Betroffenen aber genau so für die Unfallhelfer, die ständig mit dem Elend konfrontiert werden. Unvernünftige Verkehrsteilnehmer, Raser, zu dicht Auffahrende wird es immer wieder geben. Aber hier setzt das Versagen der deutschen Verkehrspoltitik und auch der Autoindustrie ein. Neben ein paar afrikanischen Wüstenländern ist Deutschland fast das einzige Land ohne Begrenzung der Maximalgeschwindigkeit und Standlicht statt Blinklicht an Bahnübergängen.
Und in den Fahrzeugen selbst wird auch viel Schnickschnack verbaut, den kaum Jemand braucht, aber geschwindigkeitsabhängige Abstandswarner, vielleicht sogar bremsbeeinflussend fehlen. man könnte meinen, jedes verunfallte Fahrzeug kurbelt den Absatz neuer Fahrzeuge an.