Erneuerbare Energie Großer Solarpark bei Querfurt und Eisleben geplant – Kritik vom Nabu

04. August 2023, 07:30 Uhr

Bei Gatterstädt und Eisleben soll ab 2024 ein neuer Solarpark auf rund 143 Hektar enstehen. 54.000 Haushalte könnten dadurch mit erneuerbarer Energie versorgt werden. Der Naturschutzbund kritisiert die Pläne und sieht streng geschützte Arten durch das Vorhaben in Gefahr.

Bei Gatterstädt, einem Ortsteil von Querfurt, und Eisleben soll in den kommenden Jahren ein neuer großer Solarpark entstehen. Wie das Unternehmen Greentech auf Anfrage von MDR SACHSEN-ANHALT mitteilte, soll auf einer Fläche von rund 143 Hektar Solarstrom für 54.000 Haushalte produziert werden.

Das Unternehmen rechnet mit Investitionskosten im dreistelligen Millionenbereich. Derzeit würden die Pläne noch bis September im Bauamt in Eisleben öffentlich ausgelegt. Mit einer möglichen Baugenehmigung rechnet Greentech im vierten Quartal des kommenden Jahres.

Für den Naturschutz plant Greentech nach eigenen Angaben Frischwiesen unter und zwischen den Modulen, regional angepasste Saatmischungen und den Verzicht auf Dünger und Pflanzenschutzmittel. Bei der Mahd werde zudem auf Erst- und Zweitbruten der Feldlerche Rücksicht genommen, teilte das Unternehmen mit.

Nabu kritisiert Vorhaben: Arten in Gefahr

Dem Landesverband des Naturschutzbundes (Nabu) in Sachsen-Anhalt gehen die Pläne von Greentech zum Naturschutz nicht weit genug. Der Nabu kritisiere Planungsmängel und die starke Betroffenheit vieler gefährdeter und streng geschützter Arten, sagte Martin Schulze vom Nabu-Regionalverband Merseburg-Querfurt. Viel zu groß, zu nah am Wald, kein Platz für Ausgleichsmaßnahmen – so lautet die Kritik der Naturschützer am geplanten Solarpark.

Feldlerche
Auf dem zukünftigen Gelände des Solarparks brütet die Feldlerche. Bildrechte: imago images / blickwinkel

Auch der geplante Abstand der Modulreihen von 3,5 Metern sei nicht ausreichend. Mindestens sechs Meter sollten es sein, fordert Schulze mit Rücksicht auf brütende Feldlerchen. Das Vorhaben habe zudem erhebliche Auswirkungen auf den Fortbestand von Lurchen, Kriechtieren, Brut- und Rastvögeln. Auch die Auswirkungen des Baus auf Rotwild, Zauneidechsen und Feldmäuse seien bei der Planung nicht ausreichend berücksichtigt worden.

Bau von Solar-Großanlagen nimmt zu

Dass die Größe der Solarparks in Sachsen-Anhalt tendeziell zunimmt, bestätigt die Landesenergieagentur Sachsen-Anhalt (Lena) auf Anfrage von MDR SACHSEN-ANHALT. Noch vor fünf Jahren seien Anlagen zwischen 20 und 50 Hektar groß gewesen. Nun seien es deutlich über 100 Hektar, teilweise bis zu 400 Hektar.

Im vergangenen Jahr gingen laut Lena 9.699 Großanlagen ans Netz, im ersten Halbjahr 2023 waren es bereits 11.851.

Photovoltaik auf Freiflächen in Mitteldeutschland

Im Bundesländer-Vergleich fallen Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen beim Bau von Solaranlagen auf Freiflächen auf. Fast die Hälfte aller 49 Landkreise in Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen liegen hinsichtlich der Leistung bereits installierter Solaranlagen über dem bundesweiten Durchschnitt. Dazu gehören neun Landkreise in Sachsen-Anhalt, darunter auch der Landkreis Mansfeld-Südharz und der Saalekreis, in denen der Solarpark von Greentech entstehen soll.

Die folgende Karte zeigt, wie die mitteldeutschen Landkreise bei den erneuerbaren Energien im Deutschland-Vergleich abschneiden. Um installierte Leistungen von Solarparks anzeigen zu lassen, wählen Sie in der Karte "Photovoltaik auf Freiflächen" aus.

MDR (Matthias Schliesing, Moritz Arand)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 04. August 2023 | 08:00 Uhr

103 Kommentare

Anita L. am 06.08.2023

Unsere zukünftige Generation verdammt uns jetzt schon für den ganzen Mist, den wir in den letzten Jahrzehnten verzapft haben, ganz einfach, weil wir auf die Warnungen und Empfehlungen nicht hören wollten: Hatte sich doch alles so schön eingeschaukelt, um Tucholsky mal etwas (aber gar nicht so sehr) themenfremd zu zitieren.

astrodon am 05.08.2023

@RalfG: Dafür, das Sie meine Frage nicht so recht verstehen, haben Sie sie doch fast selbst beantwortet.
1) Der Flächenverbrauch pro erzeugter kWh liegt in D bei 0,5m²/kWh.
2) Das war offensichtlich bei den 54000 Haushalten eingerechnet.

astrodon am 05.08.2023

@Britta.Weber: "der Strom muss ja gewonnen werden, diesen Wirkungsgrad muss man dazurechnen" - ich habe schon auf diesen Einwand gewartet :-)) Allerdings kommt Benzin auch nicht aus einem Loch in der Erde.
Und "Wirkungsgrad" ist immer noch das Verhältnis von eingesetzter Energie zur gewünschten Wirkenergie.
Zum Thema "Meisterwerke der Ingenieurskunst": das waren Dampflokomotiven auch - nur waren sie irgendwann überholt. Dem Verbrenner-Auto ergeht es gerade genau so.

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