Tarifkonflikt im öffentlichen Dienst Verdi und GEW rufen erneut zu Warnstreik in Sachsen-Anhalt auf
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13. März 2025, 09:30 Uhr
Seit Wochen treten Beschäftigte im öffentlichen Dienst in Sachsen-Anhalt immer wieder in den Warnstreik. Ab Donnerstag rufen die Gewerkschaften Verdi und GEW Mitarbeiter in kommunalen Einrichtungen wie Kitas, Horten oder bei der Müllabfuhr zum Streik auf. Grund ist die nächste Runde der Tarifverhandlungen. Eine Übersicht.
In Sachsen-Anhalt sind Beschäftigte im öffentlichen Dienst seit Donnerstag erneut in den Warnstreik getreten. Dazu haben die Gewerkschaft Verdi und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) aufgerufen. Grund sind die Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst, die am Freitag in die dritte Runde gehen.
Warnstreiks unter anderem in Kitas, Bürgerbüros und bei der Müllabfuhr
Laut Verdi und GEW kommt es von Donnerstag bis Sonnabend zu Einschränkungen in Kinderbetreuungseinrichtungen, bei der Müllabfuhr, in Bürgerbüros und anderen kommunalen Betrieben. Betroffen seien unter anderem Magdeburg, Halle und Dessau-Roßlau. Erste Kindergärten haben bereits eine Notbetreuung angekündigt.
Im südlichen Sachsen-Anhalt werde am Donnerstag ganztätig die Arbeit in verschiedenen kommunalen Einrichtungen niedergelegt. Dort sind laut Verdi unter anderem Beschäftigte in Kitas, Horten, Stadtwerken und Sparkassen zum Warnstreik aufgerufen. Betroffen seien Halle, der Saalekreis, der Burgenlandkreis, Mansfeld-Südharz, Salzlandkreis, Landkreis Wittenberg und Anhalt-Bitterfeld.
Streiks in verschiedenen Regionen seit Anfang Februar
Seit mehreren Wochen sind Kindertagesstätten, Horte und andere kommunale Einrichtungen in Sachsen-Anhalt mehrmals geschlossen geblieben, weil die Beschäftigten die Arbeit niedergelegt haben. Vergangene Woche, am 4. März, hatte es Warnstreiks im Norden des Landes gegeben. Dazu gehörten der Landkreis Börde, die Gemeinde Barleben, die Hansestadt Stendal, das Jerichower Land sowie die Städte Haldensleben und Magdeburg.
Am 7. März, dem Freitag vor dem Weltfrauentag, haben mehrere Gewerkschaften bundesweit Frauen in den Bereichen Erziehung, soziale Arbeit, Pflege und Gesundheit zur Arbeitsniederlegung aufgerufen. An einer Kundgebung in Magdeburg beteiligten sich rund 250 Beschäftigte.
Ein Verdi-Sprecher hatte im Vorfeld angekündigt, dass die Fortsetzung der Warnstreiks auch Einschränkungen für die Bevölkerung bedeuten würden. Wörtlich erklärte er: "Das heißt, wir werden die Lage weiter eskalieren lassen – was wir nicht wollen. Aber wir werden es tun, wenn wir es müssen."
Verdi: Kommunen unterfinanziert, Arbeit verdichtet sich
Hintergrund der Streiks sind die laufenden Tarifverhandlungen für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes von Bund und Kommunen. "Wir kritisieren die Unterfinanzierung der Kommunen, die sich in vielen Ämtern in immer dramatischerer Arbeitsverdichtung, in Investitionsstaus und mangelhafter Digitalisierung des öffentlichen Dienstes erkennen lässt", erklärte Verdi-Bezirksgeschäftsführerin Annett Kannenberg-Bode. "Das alles geschieht auf dem Rücken der Beschäftigten."
Direkt oder indirekt betroffen von den bundesweiten Verhandlungen sind laut Verdi mehr als 2,5 Millionen Menschen.
Öffentlicher Dienst: Tarifverhandlungen werden am Freitag fortgesetzt
Das Bundesinnenministerium spricht von 2,6 Millionen Beschäftigten bei den kommunalen Arbeitgebern und 132.000 Tarifbeschäftigten des Bundes. Sie arbeiten zum Beispiel in sozialen oder medizinischen Berufen, in der Verwaltung, an Schulen und Universitäten, im Nahverkehr oder in den Abfallbetrieben.
Verdi und der Beamtenbund fordern acht Prozent mehr Lohn, mindestens aber 350 Euro mehr im Monat. Auszubildende sollen monatlich 200 Euro mehr bekommen. In besonders belastenden Jobs, etwa im Gesundheitsbereich mit Wechselschichten, soll es höhere Zuschläge geben.
Nach der ersten Verhandlungsrunde Ende Januar hatte die Arbeitgeberseite die Forderungen als überzogen zurückgewiesen; sie sieht darin eine Gefahr für die Handlungsfähigkeit der Kommunen. Die dritte Verhandlungsrunde soll vom 14. bis 16. März stattfinden.
Auch Warnstreik bei der Post und an Flughäfen
Nicht nur im öffentlichen Dienst wurde in den vergangenen Wochen gestreikt – auch bei der Post. Die Gewerkschaft fordert für die rund 170.000 Tarifbeschäftigten unter anderem sieben Prozent mehr Lohn und weitere Urlaubstage bei einer Tariflaufzeit von 12 Monaten. Die Arbeitgeberseite lehnt das bislang ab und will ein Angebot vorlegen.
Anfang der Woche waren zudem Beschäftigte an Flughäfen in den Warnstreik getreten. Auch der Flughafen Leipzig/Halle war betroffen.
MDR (J. Wunram, M. Schörm, M. Hensch, S. Thümler, K. Bunk, N. Düsekow, S. Liermann, F. Fahnert, A. Sonntag, L. Kotulla, M. Weyrich, M. Knop-Schieback, A. Höhne, A. Poschwald, M. Köhne, A. Sonntag, C. Winkler, M. Nass, D. Blatt, A. Höhne, M. Wilczek) | Erstmals veröffentlicht am 31.01.2025
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 12. März 2025 | 22:00 Uhr
Micha R vor 5 Wochen
"...Die zweite Verhandlungsrunde ist für den 17. und 18. Februar geplant. .." lese ich Artikel.
Also sind die Arbeitgeber verhandlungsbereit. Deshalb ist für mich der Sinn dieses Warnstreiks auch nicht ersichtlich!
randdresdner vor 5 Wochen
Wenn man sich überlegt, dass die CEOs der DAX Konzerne 2023 sich auch rund 9% Gehaltserhöhung gegönnt haben und somit im Schnitt 5,7 Millionen Euro im Jahr bekommen haben, sollte jeder, der unser Leben am Laufen hält, auch die Prozentzahl an Gehaltserhöhung fordern?
Woher soll das öffentliche Geld kommen? Na von denen, die so viel Geld verdienen, was sie eigentlich nicht ausgeben können. Hier sollten saftig die Steuern erhoben werden. Zudem reden wir von 100Milliarden jährlich die die uns durch Steuerhinterziehung verloren gehen.
Oder die Herren Reichen sehen endlich ein, sich nicht dauernd den Mund vollzustopfen und leben einfach mal ein bisschen bescheidener.
pwsksk vor 6 Wochen
Jawolll, Gewerkschaften und das links-grüne Establishment kriegen auch den Rest noch klein. Den "Doppelwumms" und das Erwachen gibt's aber erst, wenn im Westen zigtausendfach ALG1 verteilt wird und die Masse Erfahrungen damit macht, wie eine Perspektivlosigkeit aussieht.
Ich fordere noch dazu, den Mindestlohn und das Bürgergeld zu erhöhen. Dann geht's schneller.