Urteil in Lübeck Illegale Corona-Impfungen: Viertel Million Euro Geldstrafe für Professor Stöcker aus Oberlausitz

10. Juni 2024, 17:18 Uhr

Weil er einen nicht zugelassenen Coronaimpfstoff an Patienten verabreicht haben soll, muss Winfried Stöcker 250.000 Euro Strafe zahlen. Das Amtsgericht in Lübeck hat den Gründer der Firma Euroimmun am Montag zu der Geldstrafe verurteilt. Stöcker habe ein nicht zugelassenes Arzneimittel vorsätzlich in Verkehr gebracht und damit gegen das Arzneimittelgesetz verstoßen, sagte der Richter zur Begründung. 

Winfried Stöcker
Winfried Stöcker ist vom Amtsgericht Lübeck wegen einer illegalen Impfaktion zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Er soll einen nichtzugelassenen Corona-Impfstoff verabreicht haben. Der Mann ist in der Oberlausitz als Unternehmer und Investor bekannt. Bildrechte: Winfried Stöcker

Dem heute 77 Jahre alten gebürtigen Oberlausitzer wird vorgeworfen, im November 2021 am Lübecker Flughafen eine Impfaktion mit einem von ihm entwickelten und nicht zugelassenen Impfstoff organisiert zu haben. Deswegen hatte das Amtsgericht Lübeck im März 2023 einen Strafbefehl erlassen. Weil sich der Unternehmer dagegen wehrte, kam der Fall nun vors Amtsgericht.

Befragung von Zeugen und Ärzten

Im Prozess wurden laut Gericht viele Zeugen befragt, darunter auch die Ärzte, die die Impfungen im November durchgeführt hätten, sagte ein Gerichtssprecher. Zeugen bestätigten am Montag vor Gericht, dass Stöcker die Interessenten vor der Impfung über die fehlende Zulassung aufgeklärt habe. Bei der Aktion im Gebäude des Lübecker Flughafens hatten sich den Angaben zufolge rund 50 Menschen impfen lassen, bevor die Polizei die Aktion beendete. Seit Mitte 2016 ist Stöcker Eigentümer des Flughafens, den er aus der Insolvenz heraus gekauft hatte.

Stöcker: Wollte als Arzt helfen

Es gebe bis heute keine Hinweise darauf, dass Stöcker die Komponenten des Impfstoffes selbst zusammengemischt oder sie in seinem Labor hergestellt habe, sagte Wolfgang Kubicki, einer von Stöckers Verteidigern. Deshalb müsse sein Mandant freigesprochen werden. Die Staatsanwaltschaft hatte beantragt, den Angeklagten zu einer Geldstrafe von 10.000 Euro zu verurteilen. Stöcker selbst sagte in seinem letzten Wort, er sei unschuldig. Er habe durch seinen Impfstoff einen Weg aus der Pandemie gesehen: "Da muss ich als Arzt doch helfen."

Stöcker ist auch in der Oberlausitz unternehmerisch tätig und kaufte 2012 das Görlitzer Jugendstil-Warenhaus. Auch in der Lausitz gab es Gerüchte und Hinweise auf illegale Impfaktionen in mehreren Orten. Mehr dazu lesen Sie hier im Bericht aus dem Jahr 2021 und in diesem Beitrag.

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MDR (kk,vis)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Bautzen | 10. Juni 2024 | 17:30 Uhr

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