Menschen tragen Kränze bei einer Gedenkveranstaltung
Mit einer Kranzniederlegung auf dem Städtischen Friedhof begann die Gedenkveranstaltung zur Bombardierung der Stadt Chemnitz 1945. Bildrechte: Harry Härtel

Gedenken Friedenstag in Chemnitz erinnert an Bombardierung vor 80 Jahren

05. März 2025, 21:14 Uhr

Mit dem traditionellen Friedenstag haben die aktuelle Europäische Kulturhauptstadt Chemnitz und ihre Bürgerinnen und Bürger an die Zerstörung im März 1945 erinnert. Auf dem Programm standen Gespräche mit Zeitzeugen, Musik und Filme. Begonnen wurde das Gedenken mit einer Kranzniederlegung.

Chemnitz hat am Mittwoch an die Bombardierung der Stadt im Zweiten Weltkrieg erinnert und der vielen Opfer gedacht. Vor 80 Jahren, in der Nacht vom 5. auf den 6. März 1945, wurde Chemnitz bei einem Bombenangriff stark zerstört. Dabei starben etwa 2.100 Menschen. Das "sächsische Manchester", wie die Industriestadt einst bezeichnet wurde, ist nach dem Luftangriff 1945 vom britischen "Bombercommand" als "tote Stadt" beschrieben worden.

Chemnitzer OB: "Frieden ist mehr als die Abwesenheit von Krieg"

Zum Auftakt des traditionellen Friedenstags legten zahlreiche Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Kultur Kränze am Mahnmal der Bombenopfer auf dem städtischen Hauptfriedhof nieder. Dort sagte der Chemnitzer Oberbürgermeister Sven Schulze (SPD): "Frieden ist mehr als die Abwesenheit von Krieg. Das bedeutet, dass man sich keine Gedanken machen muss, nicht Angst haben muss, was die nächsten Tage bringen - dass das, was wir aufgebaut haben in den letzten Jahrzehnten, nicht mit einem Federstrich oder einem Bombenangriff verloren geht."

Die Erinnerung an diesen Tag hat die Überlebenden tief geprägt. Beim Friedenstag kamen Zeitzeugen zu Wort. Die Europäische Kulturhauptstadt 2025 hatte ihr Programm zum Gedenktag sehr breit aufgestellt. Wie die Stadt mitteilte, haben Gedenkveranstaltungen, Lesungen, Ausstellungen und Friedensgebete dazu eingeladen, die Bedeutung von Frieden in der heutigen Zeit zu begreifen.

Zeitzeugin kehrt nach Chemnitz zurück

"Ich habe einfach immer nur Angst gehabt", erinnerte sich Eva Otto. Erst im Laufe der Jahre habe sie begriffen, was der Krieg bedeutete. Als Zehnjährige hat die Rentnerin den Bombenangriff erlebt. Zum Friedenstag war sie nun aus Schleswig-Holstein in ihre Geburtsstadt gereist und berichtete am Dienstag gemeinsam mit anderen Zeitzeugen in einer Chemnitzer Schule über ihre Erlebnisse.

Ich habe einfach immer nur Angst gehabt. Man konnte das gar nicht verarbeiten.

Eva Otto Zeitzeugin Bombenangriff auf Chemnitz 1945

Vor einem historischen Gebäude fahren zwei Gabelstapler, rechts steht eine Bühne.
Auf dem Neumarkt in Chemnitz finden am Friedenstag zahlreiche Gedenkveranstaltungen und Aktionen statt. (Archivbild) Bildrechte: MDR/Philipp Lakomy

Chemnitz erhält Nagelkreuz

Zum Friedenstag reiste auch der Dekan der Kathedrale von Coventry in Großbritannien, John Witcombe an. Er wurde den Angaben nach von Chemnitz' Oberbürgermeister Sven Schulze (SPD) empfangen und hat sich ins Goldene Buch der Stadt eingetragen. Zur Hauptveranstaltung des Friedenstages um 18 Uhr auf dem Neumarkt teilte der Dekan demnach seine "Gedanken zum Thema Versöhnung". Beim Ökumenischen Gottesdienst in der Stadtkirche St. Jacobi verlieh er Chemnitz das Nagelkreuz von Coventry.

Mit dem Nagelkreuz verbinden sich Städte in Europa, die im Krieg schwer zerstört wurden. Ziel ist es demnach, sich gemeinsam für Versöhnung und Frieden einzusetzen.

Stadtansicht Chemnitz
Weite Teile der zerstörten Industriestadt mussten in der DDR neu aufgebaut werden, nach der Wende kamen weitere neue Gebäude im Zentrum dazu. Bildrechte: picture alliance/dpa | Hendrik Schmidt

Polizei zieht positives Fazit

Bei den Veranstaltungen und Versammlungen des Chemnitzer Friedenstages blieb es laut Polizei ruhig. Es habe es keine Störungen gegeben. Die Polizei hat sich nach eigenen Angaben darauf konzentriert, den Straßenverkehr zu regeln, um die Kundgebungen zu ermöglichen. Bei ihrem Einsatz wurde die Polizeidirektion Chemnitz durch die Sächsische Bereitschaftspolizei unterstützt. Rund 250 Polizisten waren demnach im Einsatz.

MDR (wim/cgü/dst/lam/sth/Hartmut Schade)/epd

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 05. März 2025 | 19:00 Uhr

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