Menschen demonstrieren vor dem Bosch-Werk in Sebnitz
Am Donnerstag gab es am Bosch-Werk in Sebnitz eine Versammlung der Belegschaft. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Wirtschaft "Kampf um jeden Arbeitsplatz" - IG Metall kritisiert Pläne von Bosch in Sebnitz

10. April 2025, 12:58 Uhr

Die Firma Bosch Power Tools will seinen Standort in Sebnitz schließen. Nach Angaben des Unternehmens soll die Elektrowerkzeug-Produktion Ende 2026 auslaufen. Begründet wird dieser Schritt mit dem hohem Kosten-und Wettbewerbsdruck. Betroffen sind 280 Mitarbeitende. Die Gewerkschaft IG Metall will um den Standort kämpfen und hat für Donnerstagmittag zu einer Betriebsversammlung vor dem Werktor aufgerufen.

Die Firma Bosch will die Produktion an den Standorten Sebnitz und Leinfelden (Baden-Württemberg) bis Ende 2026 schrittweise einstellen. Betroffen sind nach Angaben des Unternehmens insgesamt rund 510 Mitarbeitende - etwa 280 davon in Sebnitz. Grund für die geplanten Schließungen seien laut Bosch gestiegener Wettbewerbs- und Preisdruck sowie eine schwache Nachfrage insbesondere in der für das Unternehmen wichtigen Baubranche. Auch die Heimwerker seien beim Kauf zurückhaltend. "Für den Standort Sebnitz lässt sich keine wirtschaftlich tragfähige Lösung finden", sagte Katharina Hartl, Bereichsvorstand bei Bosch Power Tools in Sebnitz MDR SACHSEN.

Produktion soll verlagert werden

In Sebnitz werden unter der Sparte "Power Tools" Elektrowerkzeuge, Gartengeräte, Zubehör und Messtechnik hergestellt. Die Produktion beider Standorte soll nach Unternehmensangaben künftig in bestehenden Werken innerhalb des internationalen Fertigungsverbunds, etwa im ungarischen Miskolc, fortgeführt werden. Dazu sagte Katharina Hartl MDR SACHSEN: "Wir müssen uns auf weniger Standorte mit mehr Kosteneffizienz fokussieren." Die anderen Standorte seien demnach kostengünstiger für das Unternehmen.

2024 erwirtschaftete die Bosch-Tochter nach Unternehmensangaben einen Umsatz von 5,1 Milliarden Euro. Ungefähr 90 Prozent davon entfielen auf das Ausland. Rund 3.000 der 18.700 Power-Tools-Beschäftigten arbeiteten in Deutschland. Werke gibt es unter anderem noch in Ravensburg und Murrhardt. Bosch hatte in Sebnitz in den vergangenen Jahren auf Grund von Kostendruck schon Arbeitsplätze abgebaut.

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Auslastung des Werks zu gering

Die wirtschaftliche Gesamtlage hat laut Bosch die Auslastung der beiden Werke deutlich reduziert. "Die bereits laufenden Kosten- und Effizienzprogramme reichen nicht aus, um den Kostendruck abzufedern und unsere Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu stärken", sagte Thomas Donato, Vorsitzender des Bereichsvorstands bei Bosch Power Tools. Das Unternehmen kündigte an, die Werksschließungen so "sozialverträglich wie möglich" umzusetzen.

Für den Standort Sebnitz hatte Bosch nach eigenen Angaben verschiedene Zukunftsszenarien geprüft. Diese erwiesen sich jedoch als wirtschaftlich nicht tragfähig. Das Unternehmen prüfe derzeit, ob der Verkauf des Werks möglich sei. Interessenten gebe es aber zuzeit noch nicht. Die Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern über die geplanten Maßnahmen sollen in Kürze beginnen.

Kritik von Gewerkschaft

Die Gewerkschaft IG Metall kritisiert die Schließungspläne für den Bosch-Standort in Sebnitz scharf. "Das ist ein Skandal, den wir mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln bekämpfen werden", sagte Uwe Garbe, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Ostsachsen.

Axel Drescher von der IG Metall Sachsen sagte MDR SACHSEN am Donnerstag, die Leute hätten eine Schließung nicht verdient. "Wir kämpfen um jeden Arbeitsplatz." Die Gewerkschaft fordere, die Schließung vom Tisch zu nehmen und sich mit der Belegschaft an einen Tisch zu setzen, um zu planen, wie es weitergehen könne.

Bosch-Werk in Sebnitz
Die Belegschaft in Sebnitz steht vor unsicheren Zeiten. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Die Gewerkschaft hatte aus Protest am Donnerstagmittag eine Betriebsversammlung vor dem Werktor abgehalten. Betriebsrat, Belegschaft und IG Metall hätten in der Vergangenheit Alternativkonzepte vorgelegt, die den Standort in die Zukunft geführt hätten. Diese habe man aber "unter fadenscheinigen Begründungen" fallengelassen, so die Gewerkschaft. "Wir haben mehrere Pläne vorgelegt. Dass der Arbeitgeber sagt, 'das geht nicht, wir schließen' kann nicht sein", meinte Drescher.

Landkreis: "Schlag für Region"

Die Landkreisverwaltung Sächsische Schweiz-Osterzgebirge hat die geplanten Schließung des Werks am Donnerstag als "Schlag für die Region" bezeichnet. Die Pläne hätten auch über die Beschäftigungen hinaus Auswirkungen auf Zulieferer, Infrastruktur und Familien. Landrat Michael Geisler sagte, man werde dabei helfen, Perspektiven für die Beschäftigten zu finden.


Hintergrund zum Bosch-Standort in Sebnitz - Das Unternehmen Bosch Power Tools hat den Standort Sebnitz, den ehemaligen VEB Elektrowerkzeuge Sebnitz nach der Wende im Oktober 1990 übernommen.

- Was in Sebnitz hergestellt wurde, hat sich über die Jahre immer wieder verändert: bis 1990 wurde im VEB u. a. die Bohrmaschine Multimax hergestellt, aktuell werden unter Bosch Power Tools Bohrhämmer und Winkelschleifer für den professionellen Gebrauch am europäischen Markt produziert. Quelle: Bosch Power Tools

MDR (kav,ben)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Dresden | 09. April 2025 | 16:30 Uhr

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