Lebenszeichen aus der Solarbanche Sunmaxx eröffnet Werk in Ottendorf-Okrilla
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15. April 2024, 19:40 Uhr
Um die deutsche Solarbranche ist es alles andere als gut bestellt, jedenfalls bezogen auf die produzierenden Unternehmen. Der Druck aus China ist zu groß, die Unterstützung durch die heimische Politik überschaubar. Da lässt ein Projekt aus Sachsen aufhorchen. In Ottendorf-Okrilla bei Dresden baut die Firma Sunmaxx schon seit einigen Monaten spezielle Photovoltaikmodule. Am Montag ist das neue Werk eingeweiht worden.
- Die PV-Anlagen von Sunmaxx sind effizienter als herkömmliche PV-Anlagen.
- Die Firma will helfen, Industriestandorte klimaneutral zu machen.
- Man hat keine Angst vor der Konkurrenz aus Asien.
- Ein Experte hält die Module für ein "spannendes Nischenprodukt"
Solarmodule können im Wesentlichen zwei Dinge. Entweder sie wandeln Sonnenenergie in Strom um. Oder sie nutzen die Energie, um Wärme zu produzieren. Die Module von Sunmaxx können beides. Man spricht hier von PVT-Modulen. PVT steht für Photovoltaik und Thermie.
Herkömmliche PV-Module hätten einen Wirkungsgrad von 20 Prozent, sagt Firmenchef Wilhelm Stein. "Das heißt, 80 Prozent von der eingestrahlten Solarenergie geht an die Umwelt verloren als Abwärme." Die Module der Firma produzierten nun Strom plus Wärme und machten so die Abwärme nutzbar. So erreiche man einen Gesamtwirkungsgrad von 80 Prozent. Das habe das Fraunhofer Institut unabhängig zertifiziert.
120.000 Module sollen pro Jahr vom Band laufen
120.000 dieser Module sollen in dem Werk in Ottendorf-Okrilla pro Jahr gebaut werden. Damit ließen sich rund 5.000 Einfamilienhäuser ausrüsten. Dabei hat Stein die Eigenheime aktuell gar nicht so sehr im Fokus. Besonders nachgefragt sind die Module bei Kunden aus Gewerbe und Industrie, etwa in der Automobilindustrie. Stichwort: Klimaneutralität.
Wir können ganze Industriestandorte klimaneutral machen. Das geht mit normaler Photovoltaik nicht.
Bei Sunmaxx gehe es um die Dekarbonisierung von kompletten Gebäuden, sagt Stein. "Wir arbeiten da fast immer in der Kombination mit Wärmepumpen und teilweise auch mit Saisonspeichern. In dieser Kombination können wir dann ganze Industriestandorte klimaneutral machen. Das geht mit normaler Photovoltaik nicht."
Keine Angst vor Konkurrenz aus Asien
Dass ihn mit seiner Firma das gleiche Schicksal ereilen könnte wie die heimischen PV-Hersteller, glaubt Stein nicht. Derzeit gebe es niemanden auf der Welt, der so ein Produkt anbiete, sagt er. Auch in China nicht. Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt Heinz Biehler, PVT-Fachmann der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie, DGS. Kein Anbieter bündele die Komponenten Modul, Wärmepumpe und Speicher so wie Sunmaxx. Die Firma zeige beispielhaft "dass diese Technologie in der Produktion und in größeren Objekten wie Mehrfamilienhäusern ihren Platz finden kann", sagt Biehler.
Die Zukunft des Unternehmens hält Biehler für gesichert. Nachfrage und gesetzliche Voraussetzungen seien jetzt ganz andere als noch vor einigen Jahren.
Experte: Wärmepumpen werden durch PVT-Module effizienter
Solarexperte Volker Quaschning hält sich mit einer Prognose zurück. Zwar stelle Sunmaxx ein spannendes Nischenprodukt her, sagt der Berliner Professor für Regenerative Energiesysteme. Das Zusammenspiel mit der Wärmepumpe könne sogar zum "Gamechanger" für die Photovoltaik-Thermie werden. "Wenn man diese Module für die Wärmepumpe einsetzt, also bei der Wärmepumpe mit dem thermischen Kollektor das Wasser vorwärmt, mit der Photovoltaik dann den Strom für die Wärmepumpe bereitstellt, dann kann die Wärmepumpe wesentlich effizienter arbeiten", sagt Quaschning. Aber: Schlage das Produkt ein, sei es nur eine Frage der Zeit, bis günstigere Ware aus China kommt. Dann müsse man schauen, wie man als deutsches Unternehmen bestehen könne.
Nächster Schritt: Expansion
Sunmaxx-Geschäftsführer Stein lässt sich davon nicht beirren. Er ist optimistisch, dass sein Geschäftsmodell Zukunft hat. Die Nachfrage auf Kundenseite sei schließlich groß. Und Expansionspläne lägen schon in der Schublade.
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 15. April 2024 | 19:00 Uhr