Verschiedene Menschen protestieren gegen Kulturkürzungen im Rathaus Leipzig am 12. März 2025
Nach dem Protest von Kulturschaffenden am 12. März 2025 im Rathaus Leipzig kam die Erleichterung: Die Unterstützung der freien Szene wird erhöht. Bildrechte: Dana Ersing von "Leipzig plus Kultur"

Haushalt 2025/26Leipzig: Freie Kulturszene bekommt 900.000 Euro mehr

13. März 2025, 09:17 Uhr

Am Mittwoch hat der Stadtrat in Leipzig seinen Doppelhaushalt für die Jahre 2025/26 beschlossen. Darin sind auch die Ausgaben für Kultur enthalten. Die Beschlüsse beinhalten zusätzliche Fördergelder für 2025 und 2026. Dafür hatte sich die Initiative "Leipzig plus Kultur" eingesetzt, auch mit einer Demonstration parallel zur Stadtratssitzung. Als erste Reaktion zeigte sich die Initiatorin erleichtert.

Die freie Kulturszene Leipzigs kann aufatmen. Nachdem die Akteure mit großer Sorge die Haushaltsverhandlungen beobachtet hatten, kam Mittwochabend dann die für sie gute Nachricht: Mehr Unterstützung für die freie Szene in den Jahren 2025 und 2026. Deren Budget wird in diesem Jahr um 400.000 Euro angehoben. Im kommenden Jahr gibt es dann 500.000 Euro mehr.

Eine positive Nachricht, die die freie Szene sehr gut vertragen kann.

Dana Ersing von der Initiative "Leipzig plus Kultur"

Leipzig machte Kultur wenig Hoffnung

Vor dem Haushaltsbeschluss hatte Leipzigs Kulturbürgermeisterin die Erwartungen nach unten geschraubt. Skadi Jennicke verwies auf wirtschaftliche Zwänge, derentwegen ihr die Hände gebunden seien: Eine negative Steuerprognose und viele Bundesaufgaben, die auf die Kommunen übertragen worden seien, seien für die kommunalen Haushalte harte wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Jennike versprach zunächst nur, dass es zumindest keine Kürzungen geben sollte.

Bürgermeisterin und Beigeordnete für Kultur der Stadt Leipzig, Skadi Jennicke
Leipzigs Kulturbürgermeisterin Skadi Jennicke machte der freien Kulturszene vor dem Haushaltsbeschluss wenig Hoffnung. Bildrechte: IMAGO/Christian Grube

Erst Demo, dann Erleichterung

Die Initiative "Leipzig plus Kultur" hatte sich vor dem Beschluss des Doppelhaushalts für auskömmliche Projektförderungen, faire Gagen und Honorare sowie die Realisierung der sogenannten Basisförderung für herausragende Kulturprojekte eingesetzt. Parallel zur Stadtratssitzung fand eine Demonstration statt, die diese Forderungen untermauerte. Die Sprecherin von "Leipzig plus Kultur", Dana Ersing, zeigte sich nach den positiven Meldungen aus dem Stadtrat im Gespräch mit MDR KULTUR erleichtert, dass der Antrag von rot-rot-grün für die freie Szene beschlossen worden sei.

"Das ist in einem Jahr voller Schreckensnachrichten mal eine positive Nachricht, die die freie Szene sehr gut vertragen kann", so Ersing. Der Antrag sei dennoch "nur das Mindeste, was wir gebrauchen konnten". Nun müsse noch die Landesdirektion dem Haushalt in Leipzig zustimmen, damit das Geld zeitnah fließen und die Projekte weitergehen könnten. Dann müssten Kultur-Einrichtungen "vielleicht zunächst mal niemandem kündigen", freute sich die Sprecherin von "Leipzig plus Kultur".

Zwei Millionen Besucher pro Jahr

Der Protest der vergangenen Monate hat laut der Initiative "Leipzig plus Kultur" offenbar gefruchtet. "Wir hatten im Hintergrund mit vielen Fraktionen intensive Gespräche geführt und auf die Situation der freien Szene spartenübergreifend hingewiesen", berichtet Ersing. Die Zahlen würden für das Kulturangebot der freien Szene sprechen: 2023 besuchten eine Million Menschen rund 30.000 geförderte Veranstaltungen – beispielsweise Theaterproduktionen. Dazu kommen laut Dana Ersing weitere Events wie Festivals. Die freie Szene habe also jährlich rund zwei Millionen Besucherinnen und Besucher.

Stadtrat lehnt Kürzungen ab

Die AfD hatte Kürzungen von "zunächst zwei Millionen Euro" bei der freien Szene beantragt. Dabei ging es um Einrichtungen wie das Jugend-Kulturzentrum Conne Island in Leipzig-Connewitz und die Soziokulturellen Zentren Werk 2 und Nato. AfD-Stadtrat Roland Ulbrich sagte, dass hinter den Projekten insbesondere "die linke Szene" stehe. Die Kürzungs-Anträge wurden abgelehnt.

Ebenfalls negativ beschieden wurde ein Antrag, die Förderungen des Festivals DOK Leipzig zu kürzen. Zur Begründung hieß es, die Leipziger DOK-Filmwochen GmbH benötige ab 2025 eine Erhöhung der städtischen Zuweisungen um 125.000 Euro, um die Ausrichtung des Festivals auch in Zukunft zu sichern. Diese sollen sie bekommen.

Die Leipziger DOK-Filmwochen sollen auch weiterhin stattfinden. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Sebastian Willnow

Oper, Gewandhaus & Co. bekommen auch Subventionen 

Die Abgeordnete Mandy Gehrt (Die Linke) stellte bei der Stadtratssitzung die Bedeutung der freien Szene heraus. Jedes Jahr würden 1,3 bis 1,8 Millionen Besucher deren Angebote nutzen. Die insgesamt 11,2 Millionen Euro pro Jahr, welche die Stadt Leipzig nun bereitstellt, seien ein Zehntel dessen, was die hoch subventionierten Kulturbetriebe Oper, Gewandhaus und Schauspiel erhalten würden. Diese hätten aber nur ein Drittel der Besucher der freien Szene. "Eine ganz schöne Schieflage", so Gehrt.

In den vergangenen zwei Jahren waren die Ausgaben für die freie Kulturszene gedeckelt worden, was bedeutet: Sie blieben gleich. Wegen gestiegener Kosten fehlt vielen Einrichtungen nun Geld. Nach Angaben der jeweiligen Kultureinrichtungen benötigt die Schaubühne Lindenfels 22.000 Euro, das Theater Lofft 20.000 Euro, beim Figurentheaterzentrum Westflügel sind es 7.000 Euro und bei den Cammerspielen Leipzig 5.000 Euro.

Die Schaubühne Lindenfels benötigt wie viele Kultureinrichtungen in Leipzig eine Erhöhung ihrer Förderung. Bildrechte: MDR/Claudia Masur

Doch laut der Initiative "Leipzig plus Kultur" ist das nicht der Bedarf, den sie eigentlich beantragt haben – diese Summen entsprächen ledigleich denen der letzten beiden Jahre. "Es wäre trotzdem effektiv eine Kürzung", sagte Dana Ersing. Der Bedarf an den Häusern sei höher, "wenn man den Mitarbeitern zum Beispiel etwas Inflationsausgleich ermöglichen möchte".

Es wird die Aufgabe des Kulturamts der Stadt Leipzig sein, zu entscheiden, welche Einrichtung welche Summe bekommt.

Quellen: MDR KULTUR (Anne Sailer, Grit Krause), Stadtverwaltung Leipzig
Redaktionelle Bearbeitung: lig, bh, hki, lk

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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 12. März 2025 | 06:20 Uhr